Nr. 41 vom 14.10.2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Zur Hebung der Bevölkerungszahl, zur Stärkung der Steuerkraft und auch mit dem Ziel, die Einheimischen an den Verzehr der ihnen bis dahin unbekannten Kartoffel zu gewöhnen holte der dänische König Friedrich V in den Jahren 1760/61 süddeutsche Kolonisten aus Gegenden, wo die Kartoffel als Speise bereits eingeführt war, bevorzugt aus dem Odenwald, ins Land. Sie erhielten kleine Höfe auf Moor und Heide, in großem Stil u.a. in der Hohner Harde, wo heute noch zehn Ortsnamen – damalige Neugründungen - an das Werk erinnern. Den Moorkolonisten wurde streng verboten, auf ihren Betrieben Torf zu stechen. Das Verbot, Torf als Brennmaterial zu gewinnen, hatte keine Naturschutzgründe wie heute. Man hatte Ihnen nur 12 Hektar pro Betrieb gegeben, und Torfstich wäre da eine kurze Nutzung unter Verbrauch des für die Ackernutzung vorgesehenen Landes gewesen.

Die Kolonien entwickelten sich mehr schlecht als recht und auf den reinen Moorstandorten war es besonders schwierig. Schließlich wurden die Betriebe zu größeren Einheiten zusammen gelegt und man erlaubte ihnen doch den Torfstich, damit sie eine weitere Einkommensquelle hatten. Torf spielte damals eine große wirtschaftliche Rolle. In dem waldarmen Schleswig-Holstein gab es außer Torf - und später erst - Buschholz vom Knick praktisch keinen Brennstoff. Auf einem Gemälde im Flensburger Museum aus dem Jahre 1830 sieht man es. Das Bild zeigt den Südermarkt während eines Markttages. Verkauft wurde vom Wagen aus: Kohl, Heu für die Pferde in der Stadt, Kartoffeln und vieles mehr. Aber allein ein Drittel aller Wagen war mit Torf beladen, also der wichtigsten Handelsware. Auf den Straßen bestimmten die Torfwagen das Bild und noch heute sagt man auf Plattdeutsch, wenn man vor Reisegefahren warnen will: "Kumm man nich ünner de Törfwogens!"

Die Erinnerung an das auch in der Hohner Harde in den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts völlig zum Erliegen gekommene Torfstechen wurde in der vorigen Woche beim zwanzigjährigen Jubiläum der Birkwildhegegemeinschaft Mitteleider wieder wach. Trotz größter Bemühungen ist die Zahl der Birkhühner immer weiter zurück gegangen. Viele Gründe werden dafür genannt: Fuchs und Habicht setzen dem Birkwild zu. So wird das Fangverbot für den Habicht von den aktiven Jägern vor Ort nicht verstanden. Aber sehr in den Vordergrund rückte schließlich die Tatsache, dass das Ende des Torfstechens und der plötzliche Zusammenbruch der Birkwildpopulation zeitlich so nahe beieinander liegen. Ein Gedicht von Peter Krohn, vorgetragen vom Vorsitzenden des Natur– und Umweltschutzzentrums Hohner See e.V., Klaus Sievers, machte es deutlich.

"Een Barkhahn klaagt sein Leed" heißt das Gedicht. Etwas überraschend für denjenigen, der in der allzu großen Nähe des Menschen die Bedrohung von Tierarten zu sehen pflegt, klagt der Birkhahn in dem Gedicht, der Mensch habe ihn verlassen. "Fröher keem jüm in de Morgenstünn mit blanke Geschirr no mi hin .... um Törf to maken..." Nun habe der Mensch ihn verlassen, indem er nicht mehr zum Torfstechen komme. Es klagt der Birkhahn weiter, es fehlten ihm nun die Torfdiemen, die er jederzeit hätte anfliegen können. Seine Feinde seien von den Menschen, die während des gesamten Sommers mit dem Torf beschäftigt gewesen seien, verscheucht worden. "Denn Feenden heff ick veel, doch jüm weern min Frünnen," und "na jüm keemen de mit de Biotopen" und "se hebbt meiht de Heid, wo nun steiht Bent und Water". Unter der Heide hätten seine Kinder sich gerne verkrochen und sich dort von Beeren, Spinnen und Raupen ernährt. "Jetzt möt se dor versupen!" Und der Schluss des Gedichtes lautet: "Doch al mien Feenden, ob Voß und Haavk, de hebbt jüm mi laten. Ick kaam trüüch, wenn jüm mi heegt, wenn jüm wedder anfangt, Törf to maken! Denn bün ick ok wedder dar, dar köönt sik op verlaaten!"