Nr. 2 vom 13. Januar 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

"Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass das Risiko, über den Verzehr von mit Tiermehl gefütterten Rindern an einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit zu erkranken, um viele Zehnerpotenzen geringer ist, als durch Arzneimittel geschädigt zu werden, die im Internet bestellt und an Patienten versendet wurden." Ein Blick über den Zaun weitet den Gesichtskreis, und diese Worte des Chefredakteurs der Pharmazeutischen Zeitung, Dr. Hartmut Morck, weichen erfreulich von dem ab, was ansonsten in der Medienlandschaft zum Thema BSE zu finden ist.

Selbstverständlich gilt für ihn bei der Frage der Arzneiimporte über das Internet das Gleiche wie für uns, wenn wir vertrauensbildende Maßnahmen für den Verzehr von Rindfleisch treffen. Er sagt es selbst, die "Bedenken der Apothekerschaft ließen sich leicht als Lobbyismus abkanzeln". Demselben Vorwurf sind auch wir ausgesetzt, das ist aus der Sicht des Verbrauchers verständlich und nachvollziehbar. Aber eines, da beißt die Maus keinen Faden ab, Morck hat in der Sache Recht.

Er hat nicht nur mit seiner Gesundheitswarnung vor Internetarznei Recht, sondern auch mit dem Teil seiner These, der uns aus Sicht der Landwirtschaft gefällt. Sein Vergleich ist mehr als zutreffend. Selbst in Großbritannien mit seinen 180000 BSE-kranken Rindern steht die neue Creutzfeld-Jacob-Variante auf der Liste aller Todesursachen weit unten und bei uns in Deutschland steht sie überhaupt nicht drauf. Selbst in England wäre seine These zutreffend, um so mehr ist sie es bei uns.

Um Missverständnissen vorzubeugen, der Vergleich ist völlig ungeeignet, etwa irgendwelche Vermeidungsstrategien mit verminderter Kraft zu betreiben. Die Futterszene kann gar nicht zu streng betrachtet werden. Das vor Jahren schon verhängte Verbot für Tiermehl bei Wiederkäuern war richtig, und richtig ist auch die Beseitigung der sogenannten Risikomaterialien. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Auch das generelle Tiermehlverbot, für das es bei Schweinen und Geflügel keine ernährungswissenschaftlichen Argumente gibt, ist in der gegenwärtigen Situation richtig. Selbst das von Helmut Lamp geforderte Verbot der Düngung mit Blut- und Knochenmehl ist zur Zeit richtig, auch wenn es gegen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft verstößt, ebenso wie die Verfütterung bei Schwein und Huhn.

Und dennoch ist Morcks Vergleich hilfreich. Er müsste nämlich geeignet sein, den Menschen die übertriebene Angst zu nehmen. Unsere Aufgabe ist es - ebenso wie die des Staates - , mit konsequenten konkreten Maßnahmen unseren Teil zur Bekämpfung nicht nur der Risiken sondern auch der Angst beizutragen. Relativierende Argumente wie das von Morck kommen aber besser von außen ( s.o. "abkanzeln"). Denn uns geht es wie ihm. Wenn wir sagen, dass die Menschen sich Medikamente besser vom Arzt verschreiben oder bei nicht verschreibungspflichtigen vom Apotheker anraten lassen sollen, klingt das nach einer Selbstverständlichkeit, was es auch ist. Aus seiner Feder fließt immer ein gewisser Verdacht der Befangenheit mit heraus. Umgekehrt wollen die Menschen von uns und vom Staat zu BSE keine Worte der Beschwichtigung hören, sondern klare Konzepte für ein Risikomanagement sehen. Wir können nur hoffen, dass die sachliche Aufklärung schnell voran kommt. Wir selbst tragen in erheblichem Umfang dazu bei. Aber (s.o. "abkanzeln"): Es ist eine Hoffnung, die sich vor allem an die Medien richtet. Wenn diese nur alle der Versuchung widerstehen könnten, mit der Angst der Menschen Auflagen und Einschaltquoten erhöhen zu wollen.