Nr. 9 vom 3. März 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Das Ministerium hat einen neuen Namen: Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Und neu ist auch die Art, wie eine bestimmte Wahrheit der Presse vorgestellt wird, nämlich scheibchenweise. Gemeint sind die Zahlen über das Einkommen ökologisch wirtschaftender Betriebe. Noch vor wenigen Jahren lagen sie im Einkommen höher als die konventionellen Betriebe. Daraus ist inzwischen ein umgekehrter Abstand von mehr als 10000 DM geworden, und der wurde in einer ersten Pressemitteilung scheibchenweise verkauft. Man findet die beiden zu vergleichenden Zahlen auf verschiedenen Seiten. Bei der Zahl der Ökobetriebe findet man nur einen Vergleich mit der sogenannten konventionellen Vergleichsgruppe. Das sind konventionelle Betriebe, die in bestimmten Strukturdaten wie z.B. dem Viehbesatz den Ökobetrieben ähnlich sind. Zu diesen lag der Unterschied bei knapp 7000 DM, also auch deutlich im Minus.

Der dazu geschriebene Text klingt auf Anhieb gut, geht aber vermutlich an der Sache vorbei: "Die Fördermaßnahmen leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Einkommen ökologisch wirtschaftender Betriebe und verbessern somit die Wettbewerbsfähigkeit dieser Bewirtschaftungsform." Es ist sehr gut möglich, dass das genaue Gegenteil dieser Formulierung der wirklichen Entwicklung entspricht. Parallel zur Verbesserung der Förderung der Ökobetriebe lief in den letzten Jahren nämlich eine andere Entwicklung. Die Preise fielen dort stärker als im konventionellen Landbau. Dadurch wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Biobetriebe geschwächt und nicht etwa gestärkt. Und es spricht einiges dafür, dass dies eine mittelbare Wirkung der Förderung war. Ignaz Kiechle hat es vor Jahren, als er auf seine zögerliche Bereitschaft zur Verbesserung der Förderung angesprochen wurde, so formuliert: "Ich darf sie doch nicht tot fördern.... sie haben sich einen Markt aufgebaut, den mache ich nicht kaputt." Kiechle hat gewusst, dass das Marktsegment des Ökolandbaus begrenzt ist und dass eine unangepasste Steigerung des Angebots das Segment überdehnt.

Und nun zum zweiten Kapitel dieser Misserfolgsstory: Das Institut für Betriebswirtschaft der FAL in Braunschweig hat es ausgegraben. "Zwischen den Bundesländern gibt es gravierende Unterschiede in der Förderung des ökologischen Landbaus", heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts. Schleswig-Holstein wird in der Pressemitteilung nicht ausdrücklich genannt, Schlusslichter sollen Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland sein. Schaut man sich die Zahlen genauer an, liegen unsere Ökobetriebe jedoch ebenfalls weit hinten. Die 240,- DM Beibehaltungsförderung werden nur zu 60% ausbezahlt, der Rest wandert in einen Vermarktungsfonds. Wer von dem Fonds nicht profitiert, weil er sich selbst eine eigene Vermarktung aufgebaut hat, erhält also effektiv nur 144,- DM, und das ist in Deutschland Oberschlusslicht. Selbst bei den beiden von der FAL genannten Schlusslichtern ist es mit 200,- DM deutlich mehr, und gegenüber z.B. Hessen sind es hierzulande gut 200,- DM weniger. In einem 50-ha-Betrieb werden daraus 10000,- DM (s.o. Agrarbericht).

Förderung kann unter bestimmten Konstellationen wie Rauschgift sein: je mehr man bekommt, desto mehr braucht man. Konkret geht es hier darum, dass die durch Produktionsanreize gedrückten Preise durch die Förderung nicht ausgeglichen werden. Und, um bei Kiechles Worten zu bleiben: Bei uns hat man die Totförderung sozusagen perfektioniert. Wer sich selbst einen Markt aufgebaut hat, muss andere mit seinem Geld in die Lage versetzen, ihm besser Konkurrenz zu machen und auf seine Preise zu drücken. Nach den Ursachen dafür, dass bei uns im Gegensatz zu anderswo der Ökolandbau stagniert, braucht man wirklich nicht zu suchen.