Nr. 10 vom 10. März 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Hintergrund war eine Veranstaltung im Rendsburger Conventgarten, auf der Umweltminister Klaus Müller für Schleswig-Holstein eine Stärkung des Vertragsnaturschutzes in Aussicht stellte. Die Landtagsabgeordneten Frauke Tengler und Claus Ehlers wollten es genauer wissen. Sie stellten im Landtag eine Kleine Anfrage. Auf ihre Frage, welche Programme die Landesregierung zusätzlich plane, wurden ihnen drei benannt. Eines davon ist "eine neue Vertragsart im Vertragsnaturschutz auf Eiderstedt", hinter der sich wohl das Programm zum Schutz der Trauerseeschwalbe verbirgt. Als zweites wurde eine "neue , attraktive Vertragsvariante beim Vertragsmuster Amphibienschutz" genannt. Und als Drittes dann noch eine Variante, die nur für eine Minderheit in Betracht kommt, gleichzeitige Vertragsnaturschutzförderung in Betrieben mit ökologischen Anbauverfahren.

Die Antwort auf die Frage nach den finanziellen Möglichkeiten war noch vage. Der einzige konkrete Inhalt in der Antwort war ein Hinweis auf "Umwidmung von Förderungsmitteln im Umwelt- und Agrarbereich". Den Bauern, der das liest, begeistert das nicht. Er hört es so: "Umwidmung vom Agrarbereich in den Umweltbereich." Mit Mitteln, mit denen bisher Wirtschaftsförderung im Agrarbereich betrieben wurde, so muss er es verstehen, werden zukünftig allenfalls wirtschaftliche Nachteile durch Umweltauflagen ausgeglichen. Na ja, immerhin besser als mehr Ordnungsrecht ohne Entschädigung.

Kaum beantwortet blieb auch die Frage, welche zusätzlichen Leistungen das Land Schleswig-Holstein bereitstellen wird. Und zur Frage, an welchen Stellen durch Einsparungen kompensiert werden soll, war es ähnlich. Aber dann wurde es konkret. Nach 13 Jahren roter bzw. rot-grüner Landesregierung geben die Zahlen über die Entwicklung des Vertragsnaturschutzes ein negatives Bild: Rückgang der Vertragsfläche um über 70%, Rückgang der aufgewendeten Mittel um gut 65%. Am geringsten noch war der Rückgang bei den bereit gestellten Mitteln mit lediglich 50%, und auch dahinter verbirgt sich ein interessantes Phänomen.. Es gab in jüngerer Zeit mehr Mittel als Akzeptanz. Das lag an der mangelnden Praxisgerechtigkeit der angebotenen Verträge. Landwirtschaft ohne jede Düngung z.B. ist eigentlich keine Landwirtschaft, jedenfalls keine nachhaltige. Man kann es auch Raubbau nennen. Den Bauern geht es beim Vertragsnaturschutz nicht um möglichst viel Geld pro Flächeneinheit. Wichtiger ist, dass die Maßnahme sich in den normalen Betriebsablauf vernünftig eingliedern lässt.

Für die unter Vertrag befindliche Landesfläche kann man vom Eiderstedter Trauerseeschwalbenprogramm vor diesem Hintergrund Besserung erwarten. Es gibt zwar deutlich weniger Geld als bei anderen Programmen, aber die Sache hat mehr Praxisnähe und damit mehr Aussicht auf Akzeptanz. Auf Eiderstedt hat man sich von dem zerstörerischen Wort "Mitnahmeeffekt" gelöst, das aus Heydemanns Zeiten stammt. Für Heydemann waren Naturschutzleistungen, die einige der Landwirte vielleicht auch so erbracht hätten, weniger wert als stärker belastende, auch wenn zwischen den Maßnahmen in Bezug auf die Natur kein Unterschied bestand. Hier wird wohl wirklich etwas besser. Das gilt ebenso für ein ganz neu aufgelegtes Programm, das landesweite Grünlanderhaltungsprogramm (wir berichteten darüber) in Naturschutzgebieten und NATURA 2000-Gebieten. Es war zur Zeit der Veranstaltung im Conventgarten noch in Arbeit, deshalb hat der Minister darüber wohl auch noch nicht gesprochen. Auch dieses Programm betrifft nur eine Minderheit, es sind keine großen Brocken, aber ein neuer Trend ist erkennbar. 150,- DM in einem praxisverträglichen Programm sind mehr wert als 600,- DM in einem Programm, auf das ein Praktiker sich nicht einlassen kann.