Nr. 18 vom 05. Mai 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

In Gewächshäusern wächst er schon, der "Goldene Reis". Für großflächige Ernährungsstudien reicht die dort geerntete Menge zurzeit aber noch nicht aus. Nach den Analysenwerten der Reiskörner gehen die Fachleute des Internationalen Reisforschungsinstituts auf den Philippinen davon aus, dass die jetzt kurz vor der Praxisreife stehenden Sorten mit einer täglichen Aufnahme von 200 bis 300 Gramm die Hälfte des täglichen Vitamin A-Bedarfs eines Menschen decken können. Die Vitamin A-Unterversorgung führt in den Ländern Südostasiens jedes Jahr zur Erblindung von Hundertausenden von Kindern und zur erhöhten Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten, denen mehrere Millionen Menschen zum Opfer fallen. Für Menschen, die so arm sind, dass sie sich fast nur von Reis ernähren, zeichnet sich damit eine hoffnungsvolle Perspektive ab. In Labors gibt es weitere Reispflanzen, die nach den vorläufigen Untersuchungen einen noch 3 bis 5-mal höheren Gehalt an Vitamin A aufweisen. Die bisherigen Forschungsergebnisse wurden in 10-jähriger Forschungsarbeit mit finanzieller Hilfe der Rockefeller-Foundation entwickelt. So wird es möglich sein, den armen Reisbauern das neue Saatgut zu einem Preis zu verkaufen, der nicht höher ist als der bisher schon von ihnen gezahlte Preis für Saatgut.

Man sollte es nicht glauben, aber es gibt Menschen, für die diese großartige Nachricht eine schlechte Nachricht ist. Greenpeace und andere Gentechnikgegner argumentieren, dass der Goldene Reis nicht gebraucht wird. Mehrere Kilos müsse man täglich davon essen, um die erforderlichen Mengen an Provitamin A zu erhalten. Sie verbreiteten auch die Behauptung, der Reis schmecke schlecht und sein Verzehr führe zu Haarverlust und sexueller Impotenz. Gegen diese Behauptungen haben sich die an der Entwicklung beteiligten Forscher vehement zur Wehr gesetzt. Sie bezeichnen sie als falsch.

Sollten die Aussagen aus dem philippinischen Reisforschungsinstitut sich in den nächsten Jahren als richtig erweisen und die gewünschten Erfolge erzielt werden können, muss man Greenpeace wohl vorwerfen, um des eigenen finanziellen Spendenvorteils zynisch mit der Gesundheit von Hunderttausenden von Menschen umzugehen. Um die Gentechnologie in der Pflanzenzucht, die immerhin zu den großen Rezepten der Agenda 21 (von 178 Staaten so beschlossen) gehört, in Misskredit zu bringen, ist Greenpeace jedes Mittel recht. Dazu gehört auch die wieder verbreitete Aussage, in den USA sei der Anbau von insektenresistentem Mais rückläufig. Die Aussage stimmt, die CMA hat in ihren jüngsten Berichten mitgeteilt, es handele sich 2001 gegenüber 2000 um einen Rückgang der Anbaufläche von 18 auf 16 %.

Wenn die Leute von Greenpeace allerdings allein diese Zahlen für ihre Informationskampagnen auswählen, zeichnen sie damit ein Bild, das sich bei Kenntnis aller Fakten in sein Gegenteil verkehrt. Bei Soja sind es in diesem Jahr nämlich 64 % der Anbaufläche gegenüber 54 % im Vorjahr und bei Baumwolle ebenfalls 64 % gegenüber 61 % im Vorjahr. Zur Begründung des Rückgangs von transgenem BT-Mais lesen wir in den Informationen der CMA: "Derzeit ist der Befall durch Maiszünsler in vielen Regionen zu gering, insektenresistente BT-Sorten sind daher wirtschaftlich uninteressant." Dazu passt, dass die Anbaufläche für herbizidresistente Maissorten durchaus gestiegen ist, von 6 auf 7 %. Der Anstieg bei Baumwolle ist ein positiver Saldo aus dem Rückgang von Baumwolle mit Insektenresistenz und einem Anstieg von Baumwolle mit Herbizidresistenz. Auch für diese Sonderentwicklung werden die Gründe im Bereich der Wirtschaftlichkeit gesehen. Die Insektenresistenz führt in bestimmten Gegenden zu einer Verminderung des Schädlingsdrucks im Folgejahr.