Nr. 19 vom 12. Mai 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Das Bundesumweltministerium stuft inzwischen auch Getränkekartons als ökologisch vorteilhaft ein. Die deutschen Verbraucher sammeln jährlich rund 130.000 Tonnen davon, überwiegend Milch- und Safttüten. Bei Wein ist die Akzeptanz des Verbrauchers derzeit noch nicht besonders hoch. Dem Wein, der nicht aus der Flasche kommt, haftet nach wie vor das Image minderer Qualität an, obgleich mit Sicherheit schon mehr Weingeschmack durch Korken verdorben wurde, als durch die Bestandteile der "Picasso-Euter". Chateaunoeuf du "Pappe" klingt nun einmal nicht gut.

Die Wiederverwendbarkeit des Papieranteils der Getränkekartons wurde schon immer als vorteilhaft angesehen. Aber auch der Restverbund – bestehend aus Polyethylen und Aluminium - geht heutzutage nicht mehr verloren. In Zementwerken dient er als Ersatz für Heizöl und Bauxit. Besonders aber geht es um den Zellstoffanteil der Papierhülle von 75- bis 80%. Hülsenkartons, Wellpappen und vieles mehr lassen sich im Wege des Recycling daraus machen. Und am Ende einer jeden Verwertungskette, an deren Anfang Holz steht, finden wir die Möglichkeit der energetischen Verwertung. Jede Tonne Restpapier ersetzt eine fast gleiche Menge an Kohle oder die knapp halb so große Menge an Heizöl.

Bodenschätze werden nicht erneuert, nachwachsende Rohstoffe erschöpfen die vorhandenen Ressourcen nicht bzw. weit weniger. Damit sind aber die ökologischen Vorteile der Verwendung von Holz noch längst nicht vollständig aufgezählt. Je mehr Holz in solche sinnvollen Nutzungen geht, desto größer ist auch die stabilisierende Wirkung auf die Holzpreise. Zur Zeit ist es noch als Jammer zu bezeichnen, dass die Holzerlöse oftmals die Kosten für die Waldpflege nicht komplett ausgleichen.

Waldpflege ist eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung der Wälder. Dort, wo Wälder gut bewirtschaftet werden, übertrifft der Zuwachs regelmäßig den Einschlag. Damit wird nicht nur ein Ersatzstoff für fossile Energieträger geschaffen. Nein, die positive Klimawirkung der Wälder geht darüber noch hinaus. Denn in den Bäumen ist Kohlendioxyd (CO2)gebunden, je mehr Holz in den Wäldern desto mehr CO2 – Bindung. Die reinigende Wirkung für die Luft und die Sauerstoffproduktion der Wälder seien aus Gründen der Vollständigkeit mit aufgezählt.

Kommt das verwendete Holz aus der Nutzung der Knicks, treten etliche weitere ökologische Vorteile hinzu. Der Platz würde an dieser Stelle nicht reichen, sie alle vollständig zu beschreiben; sie sind auch weitgehend bekannt. Zur Zeit sind wir noch froh, wenn das Holz der Knicks durch unmittelbare energetische Verwertung (Verbrennung von Hackschnitzeln oder Scheiten) so kostengünstig genutzt wird, dass die Pflege dieser weltweit einmaligen Landschaftselemente per Saldo nichts kostet. Aber vielleicht gibt es irgendwann einmal Verfahren, die eine höhere Wertschöpfung bringen.

Wenn immer mehr Getränke in Karton abgefüllt werden, ist das ein Schritt auf dem Weg dahin. Die großen Verfechter der gläsernen Mehrwegflasche werden auch schon ruhiger. Es dringt immer mehr in das Bewusstsein der Menschen, dass jede Flasche, auch wenn sie nicht nur einmal sondern sechs- oder siebenmal genutzt wird, unverhältnismäßig viel Energie kostet. Hinzu kommt, dass das Recycling von Glasflaschen bei weitem nicht so elegant ist. Schade, dass es bei Bier nicht ohne Glas oder Metall zu gehen scheint.