Nr. 38 vom 22. September 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

"Die Waldbesitzer sollen jetzt nach 250 Jahren mit ihrer eigenen Erfindung belegt werden", so hatten wir vor eineinhalb Jahren an dieser Stelle Carl-Eduard Graf v. Bismarck zitiert. Es ging um die Zertifizierung von Forst und Holz und dabei um die Frage der nachhaltigen Nutzung, um ein System, das tatsächlich von Forstleuten erfunden wurde. Bei der Diskussion um die Zertifizierung ist eines immer klarer geworden: Es ist keineswegs der Verbraucher, der beim Einkauf das Logo sehen will. Die großen Handelsfirmen brauchen es für das Gesamtimage. Es geht also nicht um Qualität oder Herstellungsweise des einzelnen Holzproduktes, sondern darum, dass eine große Baumarktkette im Konkurrenzkampf mit der anderen großen Baumarktkette in der Frage Ökoimage nicht zurückhängen möchte. FSC ( Forest Stewardship Council ) und PEFC (Paneuropäisches Forstzertifikat) sind die beiden weltweit führenden Zertifizierungssysteme. In den großen Waldländern sind die beiden Systeme unterschiedlich stark vertreten, in Schweden dominiert FSC und in Finnland PEFC. In Deutschland wird PEFC von den meisten großen Landesforstverwaltungen und den meisten Landeswaldbesitzerverbänden favorisiert. Vom Deutschen Forstwirtschaftsrat und der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Waldbesitzerverbände wird es unterstützt.

Für FSC macht sich z.B. Greenpeace stark. So fürchtet manche große Firma, sie könnte in das Fadenkreuz von Greenpeace geraten, wenn sie sich für PEFC entscheidet. Da geht es nicht mehr um Umweltschutz oder Nachhaltigkeit, sondern um opportunistisches Verhalten unter dem möglichen Druck einer finanziell starken sogenannten Umweltorganisation. Für die Waldbesitzer und die meisten Landesforstverwaltungen ist PEFC das kostengünstigere System. Es gab und gibt so etwas wie einen Krieg der Systeme.

Die bisherigen für Wald und Forst zuständigen Bundesminister hielten sich in dieser Frage neutral. Bei der Vorstellung des neuesten Gesamtwaldberichtes hat Renate Künast die Annäherung der beiden Systeme begrüßt. Das klang noch nach der alten Neutralität. Was dann kam, müssen wir wörtlich zitieren: "Aktuelle Studien von Umweltorganisationen sehen aber im FSC vor allem den Vorteil, dass er den umfassenderen Zertifizierungsansatz praktiziert, indem er Umwelt- und Sozialverbände einbezieht. Nur der FSC zertifiziert nach weltweit vergleichbaren Kriterien. Ziel jeder Zertifizierung sollte sein, dem Verbraucher glaubwürdig Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern anzubieten."

Da war sie dahin, die Neutralität. Wer Greenpeace nicht beteiligt, hat keinen "umfassenden Zertifizierungsansatz". Es geht Frau Künast also nicht allein um die Sache selbst, sondern auch um den Einfluss bestimmter Organisationen, denen sie offenbar näher steht als den deutschen Waldbesitzern. Ist sie wirklich der Meinung, dass diejenigen, die einmal das Prinzip der Nachhaltigkeit erfunden haben, jetzt nicht in der Lage sind, dieses Prinzip ohne die Beteiligung von Greenpeace wirksam zu verfolgen? Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Michael Prinz zu Salm-Salm, hat der Ministerin vorgeworfen, sie habe PEFC herabgesetzt. Das System, so Salm-Salm, biete dem Verbraucher die Gewähr, dass das gekaufte Holz aus nachhaltiger, umwelt- und sozialverträglicher Forstwirtschaft stamme. Für die Waldverhältnisse in Deutschland sei es nachweislich das am besten geeignete Zertifikat. Die Standards, so der Waldbesitzerpräsident weiter, lägen weit über denen des Bundeswaldgesetzes und des Bundesnaturschutzgesetzes. Der Ministerin scheint es auf die sachlichen Belange aber nicht allein anzukommen.