Nr. 44 vom 3. November 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Moderne Technologie auf der einen Seite und Erhaltung der Artenvielfalt auf der anderen und beides unversöhnlich, das ist das Klischee mit dem so manche Diskussion bestritten wird. Wer etwas von Landwirtschaft versteht, weiß, dass dies allein deshalb nicht aufgeht, weil hohe Erträge es überhaupt nur ermöglichen, auf eine weitere Ausdehnung der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche zu verzichten. Wenn die Aufgabe gelöst werden soll, irgendwann einmal doppelt so viele Menschen auf Erden zu ernähren, geht das nur über hohe Erträge unter Nutzung moderner Technologien. Wer die Ressourcen der Erde einigermaßen kennt und rechnen kann, weiß auch, dass es dabei um Technologien gehen muss, die es heute noch gar nicht gibt, oder die noch in der Entwicklung sind. Das mag notorischen Nörglern nicht gefallen, ist aber nicht zu bestreiten.

Weniger bekannt ist, wie oft modernste Technologie unmittelbar zur Erhaltung von Arten eingesetzt wird. Ein sehr aktuelles Beispiel ist in Großbritannien in der Entwicklung. Man rechnet damit, in drei bis fünf Jahren Ulmen auspflanzen zu können, die resistent gegen die Ulmenkrankheit sein werden. Und ermöglicht hat das dann die Gentechnologie, denn diese Ulmen erlangen ihre Resistenz durch eine gentechnologische Veränderung. Das Projekt läuft an der Dundee’s Abertay University, und die dortigen Wissenschaftler betonen nachdrücklich, dass sie eine sehr intensive Risikobeobachtung und – bewertung betreiben. Dennoch wird es Menschen geben, denen die Ablehnung der grünen Gentechnik wichtiger ist, als die mögliche Rückführung der Ulme in unsere Landschaft.

Einige zählen den wilden Büffel zu den afrikanischen "big five". Zur Zeit gibt es nur noch drei Büffelpopulationen in verschiedenen Nationalparks Südafrikas und diese sind von Rindertuberkulose, MKS, Theileriose und weiteren Krankheiten befallen, die die Bestände zur Zeit zwar nicht akut bedrohen, aber doch eine Belastung darstellen. Nun gibt es Pläne, in den übrigen 13 der 16 südafrikanischen Nationalparks Büffel anzusiedeln. Und diese sollen natürlich möglichst frei von den genannten Krankheiten sein, jedenfalls in der Anfangsphase, denn in dieser Phase könnten die Krankheiten das Projekt ernsthaft gefährden.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, haben die Tierärzte einen ausführlichen Plan entworfen. Zunächst nutzen sie die Erkenntnis, dass Büffel bis zum Alter von fünf Monaten regelmäßig frei von MKS sind, zur Umsiedlung kommen nur junge Tiere. So werden trächtige Büffelkühe eingefangen. Es folgen mehrere Allergie- und Bluttests, Kühe, die sich dabei als mit Tuberkulose befallen erweisen, lässt man wieder laufen. Bei Müttern und den dann geborenen Kälbern gibt es akribische Zeckenbekämpfung, denn das sind die Überträger der Theileriose. In den ersten drei Jahren wurden jeweils 80 bis 90 gesunde junge Tiere umgesiedelt, in den Vaalbos National Park bei Kimberley. Geplant sind etwa 2000 Tiere.

Bald wird man Umsiedlungen aus den gesunden Beständen vornehmen können, der Einsatz des raffinierten Plans mit mindestens zehn verschiedenen Medikamenten bzw. Seren wird dann überflüssig. Die Herstellerfirma der Mittel - vom Betäubungsmittel beim Einfangen über die Testmittel bis zum Zeckenpulver und anderen Parasitenmitteln - macht damit Imagewerbung. Für manchen Betrachter ist allein das ein Anlass zur Kritik, soweit geht bei einigen die negative Grundstimmung gegen alles Moderne.