Nr. 2 vom 12. Januar 2002

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

 

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

 

Logisch ?

 

Bisher gibt es nur eine Vorstudie, sozusagen als Auftakt der Diskussion um eine Studie, die mit Fördermitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank vom Kölner Büro für Faunistik in Kooperation mit dem Deutschen Bauernverband  in mehrjähriger Arbeitszeit erstellt werden soll. Die Vorstudie zur Entwicklung und Gefährdung der Artenvielfalt in Deutschland soll einen ersten Beitrag zum besseren und möglichst genauen Verständnis der in den Roten Listen verzeichneten Tier- und Pflanzenarten, ihrer Einstufung in die Gefährdungskategorien, ihrer Bestandsentwicklungen sowie der möglichen Ursachen und Verursacher für Bestandseinbußen anhand einiger Beispiele darstellen.

 

Aus der Vorstudie lässt sich mit aller Vorsicht folgendes Fazit ziehen: Die Bestandssituation der Säugetiere in der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den letzten Jahren seit der Wiedervereinigung insgesamt deutlich verbessert. Für 21 Arten ist ein Rückgang der Gefährdung festzustellen. lediglich bei drei Arten kam es in letzter Zeit weiterhin zu einer Verschlechterung. Für die Säugetiere kann angenommen werden, dass eine spürbare Verbesserung der Lebensraumqualitäten bei zahlreichen Arten eingesetzt hat. Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch weiterhin einige Arten gefährdet sind. Es verdeutlicht jedoch, dass die Schutzbemühungen Früchte tragen.

 

Ähnlich wie für die Säugetiere sind auch die Gefährdungstendenzen der Vögel deutschlandweit insgesamt positiv zu bewerten. Es können 63 Arten beschrieben werden, deren Gefährdungssituation sich z. T. deutlich verbessert hat. Ihnen stehen 17 Arten gegenüber, bei denen eine Gefährdungszunahme festzustellen ist. Es sind positive Entwicklungstendenzen auch bei zahlreichen Arten des Offenlandes festzustellen. Von der Landwirtschaft, noch in den Roten Listen der 70er und 80er Jahre als hauptverantwortlich für die Gefährdung gerade auch von Vogelarten des Offenlandes benannt, scheint nicht mehr nur eine Bedrohung, sondern auch eine Förderung der Qualität von Lebensräumen auszugehen.

 

Für die Amphibien kann deutschlandweit lediglich eine qualitative Veränderung der Artengefährdung beschrieben werden. Es sind vier Arten in höhere Gefährdungskategorien eingeordnet worden. Gleichzeitig ist ebenfalls bei vier Arten ein Rückgang der Gefährdung zu verzeichnen. Für die wasser- und landgebundenen Amphibien ist aktuell noch keine Entspannung der Gefährdungssituation zu erwarten.

 

Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands sind noch zu einem vergleichsweise hohen Anteil von etwa 70% aller 3.319 Arten und Unterarten ungefährdet. Mehrere hundert Spezies und Sippen sind jedoch in den Gefährdungskategorien zu finden. Darunter gelten 118 als vom Aussterben bedroht.

 

Die genauere Beleuchtung der Gefährdungsverursacher, in der Vorstudie beispielhaft anhand der Vögel bearbeitet, weist darauf hin, dass die Bedeutung der Landwirtschaft als Verursacher der Artengefährdung aktuell abzunehmen scheint. Endgültig und detailliert werden hierzu erst mit dem Abschluss der Gesamtstudie Aussagen möglich sein. Es ist jedoch auffällig, dass aktuell immerhin 27 Arten eine Verbesserung ihre Gefährdungssituation erfahren haben, obwohl die Landwirtschaft als Hauptverantwortlicher  für ihren Rückgang bezeichnet worden ist. Dem stehen 11 Arten gegenüber, für die der Hauptgefährdungsfaktor Landwirtschaft bestehen bleibt.