Nr. 17 vom 27 April 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Jedem von uns sind schon einmal Aktionen unter dem Titel "Fairer Handel" begegnet. Der Sache liegt ein gutes Konzept zugrunde, auch wenn die Besetzung eines positiven Begriffs durch eine bestimmte Gruppe oder Organisation die Diskriminierung aller anderen quasi in sich birgt. Es liegt der Gedanke nahe, dass hier fair gehandelt wird und überall sonst unfair, ein natürlich von Grund auf falscher Gedanke.

Die Initiatoren der Aktionen meinen zwar auch den Handel, indem sie von direktem, partnerschaftlichem Handel sprechen. Im Schwerpunkt geht es aber nicht um den fairen Handel, sondern um faire Erzeugerpreise und mehr noch um faire Produktionsbedingungen in der Dritten Welt. Es ist schon interessant, wer sich in dem Zusammenhang alles für faire Erzeugerpreise einsetzt. Unsere Bauern hätten gerne die eine oder andere Scheibe davon abgeschnitten. Hätte dieselben Politiker vor zehn Jahren auf den Bauernverband gehört, gäbe es z. B. bei uns jetzt faire Getreidepreise, wobei wir unter fair kostendeckend verstehen. Stattdessen schuf man eine Angleichung an den Weltmarkt, auch wenn die Produktionsbedingungen bei uns keineswegs dem Weltmarkt entsprechen. Daneben wurden die Ausgleichszahlungen eingeführt, von denen es jetzt heißt, sie seien auf Dauer niemanden als Ausgleich für gesenkte Preise plausibel zu machen. Man könnte auch sagen, hier wurde ein Instrument geschaffen, dessen Begründung sich mit der Zeit selbst verbraucht, also nicht nachhaltig ist.

Jüngst gab es auch eine Aktion "Faire Schultüte". Dabei ging es nicht mehr nur um Bananen und Zitronen, sondern um alles, was man in einer Schultüte findet. Spielzeug, Schreibwaren, Musikinstrumente und Kunsthandwerk, alles sollte aus dem Fairen Handel und zu fairen Preisen aus der Dritten Welt stammen. Damit sind wir praktisch beim Fairen Einkaufswagen, und auch diese Aktion fand breite Unterstützung durch hochrangige Politiker. Sie propagieren heute auf diese Weise den Import aus der Dritten Welt mit hohen Transportbelastungen. Und sie können selbst auch nicht dafür garantieren, dass die Erzeugungsbedingungen so sind, wie die bunten Faltblätter es versprechen. Die Banane z. B. ist nun einmal eine Frucht mit sehr hohen Ansprüchen an Bewässerung, Düngung und Pflanzenschutz. Wer auf den heimischen Apfel verzichtet um stattdessen die faire Banane zu essen, sollte sich das auf jeden Fall klar machen.

Es sind übrigens dieselben Politiker, die dann zur nächsten Veranstaltung fahren und dort glühende Reden für den Kauf von Produkten aus der eigenen Region halten. Hier stehen zwei Wahrheiten nebeneinander, die aber miteinander nicht ohne weiteres vereinbar sind. Es gibt viele solcher doppelten Wahrheiten, wie auch der jüngst innerhalb eines Ministeriums zu beobachtende Streit zwischen Tierschutz und Umweltschutz zeigte. Die einen propagieren die Anbindehaltung von Rindern, weil sie angeblich mit weniger Ammoniakemissionen verbunden ist und die anderen verteufeln eben diese Haltungsform wegen ihrer angeblich mangelnden Tiergerechtigkeit.

Der Verzicht auf die Verwendung von Tropenholz ist auch so eine Wahrheit, deren Kehrseite die Sperrung von Strandbrücken an Nord- und Ostsee wegen Gefahr für die Urlauber darstellt. Diese Medaille hat sogar quasi drei Seiten, indem ein vernünftiges Management mit Tropenholz den Herkunftsländern nicht etwa schaden sondern nützen würde. Denn Devisen bringt es ohne jeden Zweifel. Und warum sollte es nicht möglich sein, in diesen Ländern eine nachhaltige Forstwirtschaft aufzuziehen, wie sie bei uns selbstverständlich ist?