Nr. 35 vom 31. August 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Wie geht es Greenpeace, aus der Flutwelle der Elbe haben sie jedenfalls bisher keinen erkennbaren Nutzen gezogen? Werden die Spendenkämpfer unter dem Regenbogen müde? In einer großen Zeitung war darüber folgendes zu lesen: "Stell dir vor, die Katastrophe ist da - und kein Mensch redet von oder mit Greenpeace. Während neben den Deichen derzeit jeder Meinungskasperle ein Mikrofon und eine TV-Kamera findet, ist Greenpeace' Stimme in den Medien verstummt." Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer habe die Meinungsführerschaft übernommen, so das Blatt und wörtlich weiter: "Hallo Greenpeace lebst Du noch?"

Die Erklärung für die Abstinenz der "Presseabteilung mit anhängender Umweltschutzorganisation" liegt nahe, ist den Machern des großen Blattes aber offensichtlich nicht eingefallen. An der Elbe wird für die Opfer gespendet und nicht für den Haushalt des Greenpeace-Konzerns, und dort, wo nichts zu holen ist, gehen sie auch nicht hin; schließlich machen sie dieses Geschäft seit Jahrzehnten professionell. Geldsorgen haben sie deshalb auch nicht, die Zahl ihrer so genannten freiwilligen Förderer ist im vergangenen Jahr weltweit um 200000 auf 2,8 Millionen gestiegen. Die Einnahmen erhöhten sich im gleichen Zeitraum um zehn Prozent auf 157 Millionen Euro. Rechnet man den Durchschnitt aus, sieht man, dass die Sache aus dem Klingelbeutelniveau längst herausgewachsen ist.

Eigentlich würde es der Organisation gut anstehen, ihrerseits etwas für die Opfer der Flutkatastrophe zu geben. Das unterlassen sie wohl nach dem Motto: "Vom Spenden ist noch keiner reich geworden", erkennbar ohne Sorge, ihre Geldgeber könnten sich das zum Vorbild nehmen. Von den erwähnten 2,8 Mio. Menschen leben 510000 in Deutschland, bei einer weltweit tätigen Organisation ein auffallend hoher Anteil. 36 Mio. Euro brachten sie zusammen, über 70 Euro pro Kopf, aus dem Sparstrumpf des Mütterleins kommt ein solcher Durchschnitt nicht zustande. Es ist kein Geheimnis, dass auch Industrieunternehmen zu den Spendern gehören, und das wirft mindestens zwei brisante Fragen auf:

In Johannesburg beim Umweltgipfel wird Greenpeace wieder dabei sein. In den Gebäuden werden sie als geladene Vertreter der so genannten Non-Profit - Organisationen (Ha! Ha!) und draußen auf dem Meer mit einem ihrer Schiffe und "einigen guten Ideen" sein. Verraten wird noch nichts, aber ... Greenpeace lebt noch. Zu meinen, die Regenbogenkämpfer seien müde geworden, weil sie an der Elbe nicht zu sehen waren, ist blauäugig. Wer in einem solchen Konzern müde wird, fliegt raus.