Nr. 45 vom 9. November 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

"Es muss doch nicht sein, dass die Leute immer wieder dieselben Fehler machen", sagte er auf dem Deutschen Tag des Bundes Deutscher Nordschleswiger in Tingleff. Jörgen Popp Petersen aus Seewang ist selbst Ökobauer. Er betreibt seinen landwirtschaftlichen Betrieb im Ackerbaubereich nach den Regeln des ökologischen Landbaus, in der dänischen Variante, die sehr stark an die EU-Richtlinie angelehnt ist. Daneben hält er 400 Sauen in konventioneller Haltung und liefert jährlich ca. 8000 Ferkel an seine Mäster aus. Die eigenen Ökoprodukte werden nicht im Betrieb verfüttert. Dafür liefert Popp Petersen u.a. Ökomöhren nach Deutschland und hat in der Erntesaison teilweise bis zu 50 Helfer in Arbeit, u.a. die Mitglieder einer Gymnastikmannschaft, mit denen er eine Absprache hat. Da ist Öko nicht gleich Old Mac Donalds Farm und offensichtlich erfolgreich. Und trotzdem meinte Popp Petersen, der gleichzeitig Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig ist, mit der Warnung vor dem "Fehler" den unbedachten Wechsel zum Ökologischen Landbau.

"Wenn ein Mensch einmal Wähler und einmal Verbraucher ist, so sind es oft doch zwei verschiedene Personen", sagte er zur Begründung. Die Marktnische ist nicht mit gewachsen mit dem Wachstum der ökologischen Erzeugung. Dies ist ein europaweites Phänomen. Der britische Markt nimmt weniger Ökomilch aus Dänemark auf, Dänemark kauft dafür in Sachsen-Anhalt weniger Öko-Futtergetreide, und als Folge steigen in ganz Deutschland die Vorräte an Getreide. Und wer hofft, dass die schlechtere Ernte des Jahres 2002 das Problem löst, spricht doch wieder nur von einer Lösung zu Lasten des Geldbeutels.

Von großen ökonomischen Problemen sprach der Hauptvereinsvorsitzende, in die viele Ökobauern jetzt gekommen seien. Und oftmals sei nicht einmal die Möglichkeit der Rückumstellung gegeben. Er sprach in dem Zusammenhang von fünfjährigen Bindungen. Damit kann er die staatliche Förderung gemeint haben, aber auch vertragliche Bindungen im Vermarktungsbereich. Eines wurde aus seinen Worten sehr deutlich: Wenn der Staat das Wachstum des Ökolandbaus fördert, ohne die Vermarktung gleichermaßen mit zu fördern, ist das nicht nur leichtfertiger Umgang mit den guten Absichten der Umstellungswilligen; es ist auch ein frontaler Angriff auf die Interessen der schon vorhandenen Ökobetriebe. Und da der Deutsche Tag auf seiner Informationsveranstaltung mehr Besucher von südlich der Grenze zählt als Gastgeber, war auch klar, wessen Agrarpolitik - wenn auch unausgesprochen - er in erster Linie meinte.

Es läuft derzeit vieles falsch in der Agrarpolitik, vor allem auch in der europäischen. Popp Petersen nahm sich hierzu weitere Themen vor. U.a. den Fischler-Vorschlag der langfristigen ökologischen Stillegung kritisierte er scharf. Der ländliche Raum brauche Wertschöpfung und auf unbebauten Flächen sei die nicht zu gewinnen. Wenn man zur Drosselung der Nahrungsmittelproduktion auf einem Teil der Flächen keine food-Produkte anbaue, könne das richtig sein. Gleichzeitig auf den Anbau nachwachsender Rohstoffe zu verzichten, sei aber von Grund auf falsch, nicht zuletzt vor dem Hintergrund abgeschalteter Kernkraftwerke. "Mit Windmühlen kann man nicht alles versorgen", so Popp Petersen. Der Energiebauer werde gebraucht.