Nr. 03 vom 18. Januar 2003

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Von der FAO erfahren wir, dass nach dortiger Einschätzung weltweit zunehmend höherwertige und teurere Erzeugnisse wie Fleisch- und Milchprodukte konsumiert werden. Es gibt zwar Rückgänge in einigen Ländern, aber die Ernährungsweise, so die FAO, werde sich weltweit angleichen. So sei beispielsweise der Fleischverbrauch in Entwicklungsländern von nur 10 Kilogramm pro Person jährlich im Zeitraum von 1964 -1966 auf 26 Kilogramm im Zeitraum 1997 -1999 gestiegen. Für das Jahr 2003 werden es nach Ansicht der FAO vermutlich 37 Kilogramm sein.

Dabei werden die Entwicklungsländer zunehmend auf die Einfuhr von Getreide, Fleisch- und Milchprodukten angewiesen sein, da Sie die Nachfrage nach diesen Produkten selbst nicht werden decken können. Ihre Produktion wird 2030 rund 85% des eigenen Getreidebedarfs decken, ihre Nettoimporte werden von gegenwärtig 103 Mio. Tonnen auf 265 Mio. Tonnen steigen. Und für die Fleischimporte der Entwicklungsländer wird eine noch schnellere Erhöhung erwartet. Die FAO rechnet damit, dass in den Entwicklungsländern die Exporte von Industriewaren und Dienstleistungen im erwarteten Ausmaß zunehmen werden. Dann werden sich die meisten Länder die notwendigen Getreide- und Fleischfuhren auch leisten können. Als eine Vorraussetzung wird dabei allerdings angesehen, dass die realen Nahrungsmittelpreise nicht steigen. Da hätten wir gerne eine andere Botschaft gehört.

Im Zusammenhang mit steigenden Importen in die Entwicklungsländer ist ein neues Schlagwort entstanden. Das heißt, entstanden ist es eigentlich in dem hoch entwickelten Land Israel und breitet sich jetzt in die Entewicklungsländer aus. Es ist die Rede von Import von Wasser. Bekanntlich gibt es Leute, die zu den angeblichen Umweltsünden der Landwirtschaft auch die Verschwendung von Wasser zählen. Das mag unter bestimmten Bedingungen in Bewässerungsregionen richtig sein. Unter unseren Verhältnissen ist es allerdings eine falsche Einschätzung. Bei 750 mm Niederschlag im langjährigen Durchschnitt gibt es nicht nur genug Wasser für die agrarische Produktion, es bleibt zudem auch genug für die Grundwasserneubildung, die unter landwirtschaftlichen Flächen bekanntlich besser funktioniert, als irgendwo sonst. Aber in niederschlagsarmen Regionen ist es buchstäblich ein "heißes" Thema.

Die Israelis haben als erstes dieses Thema positiv besetzt. Sie sagen, wenn zu einer landwirtschaftliche Produktion so unverhältnismäßig viel Wasser gehört, dann sollte man die Nahrungsmittel dort erzeugen, wo Wasser nicht der knappe Faktor ist. Und indirekt importiert Israel damit sehr viel Wasser. Bekanntlich ist schon bei den Niederschlagsmengen in der Magdeburger Börde Wasser der knappe Faktor. Wenn in Gegenden, in denen 200ml mehr Niederschlag fällt, auch 20 dt Getreide mehr geerntet werden können, bedeutet das 200 x 10.000 Liter Wasser pro Hektar, also 2000 Tonnen oder 1000 Tonnen Wasser für eine 1 Tonne Getreide. Wahrscheinlich ist dieser Wert etwas übertrieben, das merkt man, wenn man mit der Gesamtniederschlagsmenge und der Gesamterntemenge rechnet, aber die Größenordnung stimmt. Hier haben wir einen von vielen Gründen, weshalb in einer arbeitseiligen Welt den Gunststandorten eine immer wichtigere Rolle bei der Versorgung der Menschheit zukommen wird. Und Schleswig-Holstein ist ein solcher Gunststandort.