Nr. 6 vom 8. Februar 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Teile der nördlichen Sahara waren vor 2000 Jahren die Kornkammer des römischen Reiches. In weiter zurückliegenden Jahrtausenden gab es auch im Innern der heute größten Wüste der Erde blühende Kulturen; Felsmalereien und andere Spuren zeugen davon. Felsmalereien in der zentralen Sahara zeigen Männer und Frauen beim Hüten von Rindern auf üppigem Weideland, wo heute kein Gras mehr wächst. Die Saharawüste besteht aus über einem Drittel des afrikanischen Kontinents. Sie ist ca. 9 Mio. qkm groß, fast zwanzig mal so groß wie Deutschland. In ihr leben 2,5 Millionen Menschen und die längste gerade Strecke durch die Wüste ist 5.000 km lang. Es gibt Gedanken diese Wüste wieder fruchtbar zu machen, überwiegend werden sie aber als "Spinnkram" abgetan. Die Literatur, die sich mit der Zukunft unserer Erde beschäftigt, ist weitgehend vom Pessimismus beherrscht.

Und nun gibt es eine Meldung ganz anderer Art: "Überraschung am Südrand der Sahara": Neue Studien zeigen, dass der Pflanzenbewuchs der Sahelzone entgegen jahrelangen Warnungen zunimmt. Ist die Desertifikation gestoppt? "Afrikas Wüsten gehen spektakulär zurück", meldet das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Der Artikel stellt eine verheerende Entwicklung in Frage, die nicht zuletzt die Vereinten Nationen (UN) seit Jahrzehnten auf jeder Umwelt- und Entwicklungskonferenz Alarm schlagen lässt. Das Stichwort heißt Desertifikation: Die Wüsten der Erde weiten sich danach aus, fruchtbares Land und damit die Lebensgrundlage von Millionen Menschen veröden. Vor allem, weil die Bewohner dem sensiblen Boden der Wüstenränder bei der Landwirtschaft angeblich zu viel abverlangen. Mehr als 45 Prozent des afrikanischen Kontinents, so informierte das Umweltprogramm der UN (UNEP) noch im August 2002 auf dem Umweltgipfel in Johannesburg, seien von Desertifikation betroffen, vor allem die Sahelregion am Südrand der Sahara. Allein dort seien 60 Millionen Menschen früher oder später gezwungen, abzuwandern. Allgemein gilt in der Literatur zu diesem Thema, dass der Prozess für die Sahara nicht umkehrbar sei.

Und nun diese Entwarnung. Der "New Scientist" zitiert Wissenschaftler, die Satellitenbilder der vergangenen 20 Jahre studiert haben. Demnach hat in weiten Teilen der Südsahara, von Mauretanien am Atlantik bis nach Eritrea am Roten Meer, der Bewuchs mit Pflanzen deutlich zugenommen. Zudem habe eine Studie in Burkina Faso ergeben, dass die Ernteerträge in den letzten Jahren wieder gestiegen sind, um bis zu 70%. Können die Menschen im Sahel also aufatmen? Und sollte die UNEP nunmehr Zuversicht statt Warnungen verbreiten? Etwas mehr Publizität hätte die Sache, die seit September 2002 bekannt ist, schon verdient. Eine große Sonntagszeitung widmete der Neuigkeit jetzt nach Monaten immerhin 13 Zeilen (unter der Rubrik "Leute von heute") und berief sich dabei auf die Zeitschrift Natur & Kosmos. Verdient hätte die Sache zweifellos einen großen Aufmacher, aber wie heißt es so schön über die Presse: Bad news are good news and good news are bad news.

Verantwortlich für die zunehmende Vegetation ist nach Angaben des Wissenschaftsmagazins eine höhere Niederschlagsrate. Südlich der Sahara soll die Niederschlagsmenge zugenommen haben. Vor 20 Jahren verwandelten Dürreperioden den nördlichen Teil des Staates Burkina Faso in Wüste. In der Zwischenzeit soll auch dort wieder, nach Niederschlägen, neue Vegetation entstanden sein, berichten die Forscher. Die Untersuchungen wurden von holländischen, deutschen und amerikanischen Hilfsorganisationen geführtÄhnlich positive Neuigkeiten werden auch aus dem südlichen Mauretanien, Nordwest Niger, Zentral-Tschad und aus Teilen Sudans und Eritreas gemeldet. Die Hilfsorganisationen geben an, dass in vielen Gebieten, wo Geld in den Schutz des Bodens und Wassers investiert wurde, die Situation besser geworden sei.