Nr. 9 vom 1. März 2003

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

 

Prof. Dr. Randy Ploetz kennt hierzulande kaum jemand. Der Amerikaner ist aber unter Agrarspezialisten für tropische und subtropische Pflanzen eine der ganz großen Kapazitäten. Der weltweiten Presse gab er vor wenigen Tagen eine "beruhigende" Stellungnahme besonderer Art. Noch eine Woche davor hatte es in allen Medien geheißen, die Bananen seien zum Aussterben verurteilt, weil ein Bodenpilz und ein durch die Luft übertragener den Kulturen der krummen Obstart Plantage für Plantage den Garaus machen. Für uns ist es unvorstellbar, dass unsere Hauptkulturarten wie Weizen, Zuckerrüben oder Raps aussterben, zumal die Züchtung auf Resistenzen Erfolg für Erfolg melden kann. Bei einer Frucht wie der Banane, bei der fast die gesamte Weltproduktion aus einem einzigen Klon besteht, kann die Züchtung allerdings nichts machen. Und, wenn die Mittel des Pflanzenschutzes irgendwann versagen, weil die Pilze immer widerstandsfähiger werden, kann das mit dem Aussterben tatsächlich angehen.

Randy Ploetz hat dazu gesagt, es sei zwar schlimm aber nicht so schlimm. Die beiden Krankheiten seien chemisch regierbar. Man müsse zwar wirklich mit Ernteverlusten bis zu 50% rechnen und die Pilzbekämpfung sei auch teuer, aber einen völligen Niedergang werde es nicht geben. Und dann kamen die Anführungsstriche des Wortes "beruhigend", Ploetz äußerte sich zu der Frage, wie teuer die Pilzbekämpfung wird. "Zwischen 15 und 20 Prozent des Endverbraucherpreises...", so zitieren ihn unsere Medien, erkennbar auf Grund einer Presseerklärung der "American Phytopathological Society". Hier muss man mehrfach tief durchatmen und - am besten - den Taschenrechner zur Hand nehmen. Bei Bananen rechnet man mit sehr hohen Hektarerträgen, weit über Kartoffelerträgen. Und ein Kilo Bananen kostet im Laden von einem Euro aufwärts. Vielleicht sollte man lieber nicht weiter rechnen, sondern hoffen, dass Randy Ploetz sich ausnahmsweise einmal geirrt hat.

Damit sind wir an einem ähnlichen Punkt wie vorige Woche, als es hier um Scheinheiligkeit in Fragen "Tierschutz" u.a. durch Export von Käfighaltung ging und um die unkrontollierbare Prozessqualität importierter Lebesnmittel. Renate Künast lässt übrigens neuerdings erkennen, dass auch sie anfängt, solche Zusammenhänge zu begreifen. Ohne Übertreibung geht es bei ihr natürlich nicht, wenn sie sagt "Es ist absurd, wenn Tomaten tausende von Kilometern zurücklegen, bevor sie in der Salatschüssel landen." Sehen wir einmal darüber hinweg, das "tausende" für Holland gar nicht und für Portugal nur mit Wohlwollen passt, sehen wir nur den Tatbestand, dass sie offensichtlich ein Gespür für die ökologische Wertigkeit von Importen zu entwickeln scheint. Kurz nach ihrem Regierungsantritt war ihr das noch alles egal. Da gab es ein Biosiegel mit eingebauter Einladung für Importe und vorprogrammiertem Druck auf unsere Ökobauern. Und es gab die hohle Phrase von der Extensivierung, die - meinte man damit niedrigere Produktion in Deutschland - in einem Nettoimportland wie Deutschland nur noch mehr Importe bedeuten konnte. Renate Künast hat inzwischen - wie man schmunzelnd lesen konnte - nicht nur zwei "Ministerkilo" zugenommen, sie hat offensichtlich auch ihren Horizont erweitert, wie hoch da wohl die Kosten der einzelnen Lehrstunde sind?