Nr. 27 vom 09. Juli 1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Über die ökologischen Vorteile des ökologischen Landhaus hat es schon unendlich viele Diskussionen gegeben. Bei Auswertung allen vorliegenden Materials kann man diese Diskussionen pauschal so zusammenfassen, dass - abgesehen von der psychologischen Qualität - bei den Produkten des ökologischen Landbaus und den Produkten des konventionellen Landhaus zwar qualitativ gelegentlich sowohl die eine Seite als auch die andere gewisse Vorzüge melden kann, dass aber per Saldo zwischen den beiden Produktgruppen keine bedeutenden Unterschiede bestehen. Andererseits vermag der ökologische Landbau es, die ökologische Vielfalt unserer Kulturlandschaft zu erhöhen, wobei die stabileren breiten Fruchtfolgen der wichtigste Aspekt sind.

Gegenüber früheren konfusen Diskussionen hat das Thema "Ökologischer Landbau" inzwischen einen hohen Grad an Versachlichung erfahren. Die früheren Gegensätze zwischen den Vertretern beider Richtungen sind weitgehend abgebaut. Ein Irrtum jedoch hält sich hartnäckig:

Auf Grund der Tatsache, dass der ökologische Landbau ohne mineralischen Stickstoffdünger auskommt, wird ihm immer wieder eine bessere Energiebilanz bescheinigt. Getreu nach dem Grundsatz, dass man mit absoluten Zahlen Klarheit schafft und mit Prozentzahlen jede Klarheit beseitigen kann, stellt sich dieses Problem sachlich wie folgt dar:

Wenn der ökologische Landbau für die Produktion des Ertrages von einem Hektar Getreide eine Energiemenge von 7 Gigajoule aufwendet und einen Ertrag von 140 Gigajoule erbringt, ist die Aufwandsmenge = 5 Prozent der Ertragsmenge. Beim konventionellen Landbau liegt der Aufwand auf Grund der hohen Energiemengen für die Herstellung von mineralischem Stickstoff bei 20 Gigajoule und der Ertrag bei 200 Gigajoule. Prozentual liegt der Aufwand hier also bei 10 Prozent und damit doppelt so hoch wie im ökologischen Landbau. Andererseits darf man nicht übersehen, dass mit 13 zusätzlichen Gigajoule-Aufwand 60 zusätzliche Gigajoule Ertrag erzielt worden sind, eine unbestreitbar hoch positive Energiebilanz. Man kann die Desinformation mit Prozentzahlen auch noch weiter auf die Spitze treiben: Bei Umstellung vom ökologischen auf den konventionellen Landbau steigt der Energieaufwand um 186 Prozent, der Energieertrag jedoch nur um 43 Prozent??!!