Nr. 30 vom 30. Juli 1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Vor dem Hauptausschuss des Bauernverbandes Schleswig-Holstein hat die schleswig-holsteinische Umweltministerin, Frau Dr. Edda Müller, als eines von sechs wichtigen Handlungsfeldern folgendes genannt: "Der ökologische Landbau und die Herstellung qualitativ hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte aus Schleswig-Holstein."

Es könnte hierüber einen sprachlich interessanten Streit geben, ob die beiden Satzhälften als zwei verschiedene Dinge nebeneinander stehen sollen oder ob durch diese Formulierung die Herstellung qualitativ hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte nur mit dem ökologischen Landbau in Verbindung gebracht werden soll. Das eine wäre eine Diskriminierung für den ökologischen Landbau und das andere für den konventionellen Landbau. Um diese Frage soll es hier aber nicht gehen. Deuten wir also die Formulierung so, dass der ökologische und der konventionelle Landbau beide qualitativ hochwertige Produkte herstellen.

Hier soll es vermutlich darum gehen, dass die Ministerin dem ökologischen Landbau einen ganz besonderen Stellenwert zumessen wolle. Damit befindet sie sich auf der Linie übriger Äußerungen der Schleswig- Holsteinischen Landesregierung aus der Vergangenheit, jedoch in krassem Gegensatz zur Förderungspolitik der Landesregierung.

Die Schleswig-Holsteinische Landesregierung nimmt bezüglich der Förderungspolitik für den ökologischen Landbau unter den Länderregierungen einen der letzten Plätze ein und dies gleich in doppelter Hinsicht:

Mit 250 DM pro ha befindet sich Schleswig-Holstein am unteren Ende der Skala bei der Höhe der Förderung, und außerdem gibt es eine Reihe von Bundesländern, die auch die Beibehaltung des ökologischen Landhaus fördern und nicht nur die Umstellung. Um Missverständnissen vorzubeugen: Im Prinzip sind auch die Ökobauern selbst nicht für eine Dauersubvention ihrer Wirtschaftsweise, wie unlängst im Arbeitskreis "Ökologischer Landbau" beim Bauernverband wiederum deutlich wurde. Die durch die schleswig-holsteinische Förderpraxis entstehenden Wettbewerbsverzerrungen zu Öko-Bauern in anderen Bundesländern jedoch können sie nicht akzeptieren.