Nr. 40 vom 8. Oktober 1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Über viele Monate gab es eine regelrechte Kampagne gegen den Anbau von Raps als nachwachsender Rohstoff. Vom BUND über das Umweltbundesamt bis hin zur Mineralölindustrie reichten die Kritiker, und man fragte sich manchmal, nach wessen Inszenierung diese Kampagne eigentlich ablief. Die dabei verwendeten Argumente waren größtenteils ökologische Scheinargumente. Hier nur die wichtigsten davon:

- Die Energiebilanz, so hieß es, sei bei der Rapsölerzeugung ungünstig. Wenn man bedenkt, dass an diesem Argument nichts Wahres dran ist, muss man sich wundern, wie lange es sich gehalten hat. Der durchschnittliche Energieaufwand bei der Erzeugung eines Hektar Raps beträgt ca. 20 Gigajoule und der Brennwert des Ernteertrags das 8 bis 10-fache davon. Ja, selbst wenn man nur den Brennwert des Öls heranzieht, liegt dieser noch doppelt so hoch wie der gesamte Energieaufwand. Dabei könnte man auch das Stroh ausgezeichnet energetisch nutzen und beim Schrot geschieht das nur deswegen nicht, weil es als wertvolles Eiweißfutter zu schade dazu ist.

- Dann hieß es, es entständen Monokulturen aus Raps. Jeder pflanzenbaulich halbwegs versierte Mensch weiß, dass die kohlartigen Pflanzen, zu denen der Raps gehört, sich wirklich für eine Monokultur am allerschlechtesten eignen.

- Schließlich musste die Story von der besonders hohen Lachgaserzeugung durch Rapsanbau herhalten. Diejenigen, die diese Story auftischten, konnten keinerlei Versuchsergebnisse vorweisen. Das wichtigste schließlich übersahen sie: Lachgas entsteht bevorzugt bei hohen Temperaturen, bei verdichteten Böden, bei niedrigem PH-Wert und bei hoher Nässe im Boden. Hohe Temperaturen sind eine Spezialität tropischer Regionen. Bodenlockerung ist eine Spezialität bei Raps und niedrige PH-Werte sowie hohe Nässe sind mit Sicherheit nicht typisch für Rapsböden.

- Und dann gab es da noch ein Argument: Mit dem in Deutschland möglichen Rapsanbau könne man nur 5 bis 10 Prozent des deutschen Dieselölverbrauchs abdecken. Dieses Argument stimmt. Das Gegenteil ist aber bisher auch von niemanden behauptet worden. Dieser Umstand zwingt allerdings dazu, Rapsmethylester bevorzugt dort einzusetzen, wo der ökologische Nutzen am größten ist, nämlich auf Binnengewässern, im Wattenmeer, in Wasserschutzgebieten, in den versmogten Innenstädten und in den Wäldern. Überall dort gehört er hin, wo seine Gewässerfreundlichkeit und das bessere Abgasverhalten besonders erwünscht sind.