Nr. 43 vom 29. Oktober 1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Obgleich über die Vorzüglichkeit von tierischem Eiweiß gegenüber pflanzlichem Eiweiß angesichts der höheren Gewalt hatte an essentiellen Aminosäuren eigentlich kein Streit entstehen kann, gibt es zu dieser Frage doch immer noch ein lebhaftes Für und Wider. Hier soll nicht die Rede von denen sein, die aus ethischen oder ähnlichen Gründen vegetarische Kost bevorzugen, und hier soll auch kein Plädoyer für zuviel tierisches Fett in der Nahrung oder für ein Übermaß an Eiweiß in der Nahrung gehalten werden. Worum es geht, ist die Frage, was von einer Beimischung von Fremdeiweiß in Wurst bzw. von Wurst oder Bratlingen, überwiegend oder gar gänzlich pflanzlicher Herkunft zu halten ist. Angesichts der Aminosäurenzusammensetzung sicherlich nicht viel.

Unterstützung hat dieser Standpunkt jetzt durch den deutschen Allergiker- und Asthmatikerbund (DAAB) erhalten. Der DAAB hat zu den Plänen der Bundesregierung, durch eine Änderung der Fleischverordnung sogenanntes Fremdeiweiß in Fleisch-Produkten zuzulassen, erhebliche Bedenken geäußert. Soja oder Fleischeiweiß in Fleisch oder Wurst könne unter Umständen für Eiweißallergiker lebensbedrohlich sein. Der DAAB sieht für Allergiker besonders dann Gefahren, wenn Fremdeiweiß in Mengen beigemischt wird, die geringer sind als in der Deklarationspflicht vorgesehen. "Konzentrationen, die Eiweißallergikern Probleme bereiten können, liegen schon weit darunter", so der DAAB-Sprecher Martin Schata. Schata fordert eine klare Kennzeichnung der mit Fremdeiweiß angereicherten Lebensmittel.

Hört man von diesen schwerwiegenden Bedenken, kann man sich eigentlich nur gegen eine Beimischung von Fremdeiweiß in Fleisch und Wurst wenden. Logisch?

Übrigens: Wer seinen qualitativen und quantitativen Mindestbedarf an Eiweiß über tierisches Eiweiß deckt, ist im Vergleich mit einem reinen Pflanzenköstler ein weit geringerer Stickstoffemittent. Optimal ist hier eine vielseitige Mischung, aus Fleisch verschiedener Tierarten, aus Eiern und aus Milcheiweiß.