Nr. 47 vom 26. November 1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Es ist allgemein kennzeichnend für die Diskussion um Landwirtschaft und Umwelt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Besonders deutlich wird dies in Bezug auf ernährungsbedingte Gesundheitsrisiken. Hier gibt es eine ungeheure Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Risiken, wie sie von Fachleuten eingeschätzt werden und Befragungsergebnissen darüber, wie Verbraucher die Risiken einschätzen. Hierzu hat sich durch eine Fülle von Untersuchungen folgendes Bild ergeben:

Bei fast allen Befragungen werden die sogenannten "Agro-Chemikalien" als wichtigstes Gesundheitsrisiko im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln dargestellt. An zweiter Stelle werden sehr häufig die Zusatzstoffe und die Konservierungsstoffe genannt, häufig auch Antibiotika und Hormone. Nach einer Auswertung des Experten der Food- und Drug-Administration ist die tatsächliche Reihenfolge der Gesundheitsrisiken aus Nahrungsmitteln folgende:

- An erster Stelle rangieren die pathogenen Keime.

- An zweiter Stelle rangieren Fehlernährungen, die man unter den Stichworten "zuviel", "zuviel Fett", "zuviel Alkohol" und "zuviel Zucker" zusammenfassen kann.

- Danach kommen die mit der landwirtschaftlichen Produktion nicht in Zusammenhang stehenden Umweltgifte, wie zum Beispiel PCB oder Dioxin.

- Es folgen die natürlich vorkommenden Toxine.

- Erst an letzter Stelle rangieren die Agro-Chemikalien und die Zusatzstoffe.

Aus den Ernährungsberichten, wie sie in Abständen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Auftrage der Bundesregierung herausgegeben werden, ergibt sich ein ähnliches Bild. Dabei ist die Lage in Deutschland allerdings etwas anders als in internationalen Vergleichen; in Deutschland liegt die Fehlernährung vor den pathogenen Keimen an erster Stelle der tatsächlichen ernsten Gesundheitsrisiken.

Es kommt hinzu, dass auf Grund der strengen Vorschriften in Deutschland die Belastungswerte insgesamt sehr gering sind.