Nr. 50 vom 17. Dezember1994

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Die Kohlendioxydanteile in der Atmosphäre steigen kontinuierlich. Nicht zuletzt Landwirte wissen das, und sie wissen auch um die möglichen Beiträge der Landwirtschaft zur Verringerung dieses Problems, in dem sie durch die Produktion nachwachsender Rohstoffe helfen können, den Verbrauch fossiler Kohlenstoffträger zu verringern.

In der Kohlendioxyd-Diskussion gibt es jedoch auch ein Kuriosum. Seit Jahren hat man immer wieder gerechnet und festgestellt, dass die Anreicherung der Atmosphäre angesichts des Verbrauchs fossiler Kohlenstoffträger eigentlich noch viel höher sein müsste. Es entstand das Wort von der CO2-Lücke.

Über die Ursachen dieser Lücke ist immer wieder gerätselt worden. Jetzt ging es sogar durch die große Presse: Eine der Ursachen ist gefunden. Im Wurzelraum tiefwurzelnder Gräser der tropischen Savannen fand man über 200 t Kohlenstoff pro Hektar. So ging es jüngst durch die überregionale Presse, und eine große Frankfurter Zeitung schrieb sogar, dass eine intensive Nutzung der Weideflächen in den südamerikanischen Ländern eine bedeutsame Rolle im globalen Kohlenstoffbudget spiele. Die Gemeinde der Leser einer anderen großen Frankfurter Zeitung, die ihr ökologisches Wissen allzu offensichtlich auch nur aus diesem Blatt beziehen, reibt sich hier verwundert die Augen, wenn sie es denn gelesen hat.

Intensive landwirtschaftliche Nutzung als Beitrag zum Umweltschutz? Für diejenigen, die umweltfreundliche und weniger umweltfreundliche Landwirtschaft mangels besseren Wissens mit den Schlagworten "extensiv" und "intensiv" zu kennzeichnen pflegen, ist das sicherlich ein harter Schlag.

Für die vielen Landwirte, die die Kohlenstoffmengen in ihren immer ertragreicher gewordenen Böden als Beitrag zum Umweltschutz bezeichneten, ist es eine späte Bestätigung. Es ist nur schade, dass dasselbe Phänomen, wenn es sich denn in Südamerika zuträgt, Glauben findet; wenn es aber in Europa passiert, wird es für einen PR-Trick der "intensiven" Landwirtschaft gehalten.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Nicht alles, was unsere pauschalen Kritiker mangels besseren Wissens unter dem Begriff "intensiv" zusammenfassen, ist umweltfreundlich, aber es ist eben auch nicht alles umweltschädlich. Andererseits ist der Begriff "Extensivierung" viel zu pauschal, um an ihn sichere Rezepte zum Umweltschutz knüpfen zu können. Eine Extensivierung der eingangs erwähnten brasilianischen Weiden jedenfalls muss man wohl sehr kritisch betrachten.