Nr. 6 vom 11. Februar 1995

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Wenn es um die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen geht, begegnet man immer wieder der Frage, ob die jeweils vorgesehene Verwendung sich "auch rechnet". Diese Frage ist im Wirtschaftsleben selbstverständlich eine der wichtigsten Fragen überhaupt.

Ökonomische Berechnungen basieren tunlichst auf den geltenden Grunddaten, soweit es um Preise, Kosten und Produktionsbedingungen geht. Dabei gibt es allerdings einen Preis, bei dem nicht nur Ökonomen, sondern auch Ökologen mitreden sollten: Den Preis für fossile Kohlenstoffträger, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Allen Prinzipien von Nachhaltigkeit Hohn lachend wird bei diesen Gütern schlicht ausgebeutet. Und was noch schlimmer ist, schon die bisherige Ausbeutung der fossilen Kohlenstoffträger hat die Erdatmosphäre gravierend verändert, eine weitere Ausbeutung ist im Hinblick auf die Atmosphäre absolut unverantwortlich. Es ist dringend geboten, den Verbrauch der Fossilien drastisch einzuschränken, über Verbote, oder über den Preis oder über beides.

Höhere Preise für Energieträger, so hören wir dann, würden unsere Wirtschaft kaputtmachen. Was ist von dieser Aussage letztlich zu halten? Sehen wir uns einmal vier der größten Wirtschafträume der Welt an: In Japan sind die Energiepreise am höchsten, in der Europäischen Union am zweithöchsten, in den USA am dritthöchsten und in Russland am niedrigsten. Genau in dieser Reihenfolge rangieren die vier Gebiete auch in Bezug auf ihre Wirtschaftskraft.

Nein, hier soll nicht behauptet werden, die gute Rangierung in der Wirtschaftskraft sei eine Folge hoher Energiepreise. Aber eines scheint doch festzustehen, die hohen Energiepreise haben die hohe Wirtschaftskraft nicht verhindert.

Unser Staat sucht ständig nach Einnahmequellen. Hier kann er bei dieser Suche erfolgreich werden und gleichzeitig ein schwerwiegendes ökologisches Problem lösen. Wenn, wie in Dänemark, der Heizölpreis auf gut eine DM ansteigt, rechnet sich zum Beispiel die Wärmeversorgung ganzer Kommunen mit Strohheizwerken. Biodiesel ist bei uns schon heute an der Grenze der Wirtschaftlichkeit, solange die Befreiung von der Mineralölsteuer erhalten bleibt; eine Erhöhung der Mineralölsteuer für Diesel oder die Einführung einer zusätzlichen Energiesteuer für fossile Energieträger würde Biodiesel ausgesprochen konkurrenzfähig machen.

Es kann einfach nicht sein, dass ein Land, in dem es sich nicht mehr lohnt, Schwachholz aus dem Wald zu holen, einen vernünftigen Energiepreis hat.