Nr. 7 vom 18. Februar 1995

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

In der Diskussion um Landwirtschaft und Umwelt spielen die Begriffe "intensiv" und "extensiv" eine besondere Rolle, man möchte sagen, diese Begriffe werden besonders intensiv verwendet. Allerdings geschieht das oftmals mit geringer Sachkenntnis und auf eine pauschale Weise, die fundierte Bewertungen von vornherein unmöglich macht.

Die beiden Begriffe sind heute keine Fachbegriffe mehr, sondern Wertungsbegriffe. Das geht nach dem Motto: Intensiv ist schlecht und extensiv ist gut.

Die Bauern können es nicht mehr hören, wenn es heißt, Hauptverursacher von Umweltschäden sei die intensive Landwirtschaft. Wer so redet, unterstellt, dass die Verwendung von Produktionsfaktoren, wie Stickstoffdünger, Pflanzenschutz oder Drainagen stets ökologisch negativ zu bewerten sind und je mehr, um so negativer. Wer mit hohen Düngergaben nur niedrige Erträge erzielt, verhält sich ökologisch nicht korrekt, das ist selbstverständlich.

Aber, wer auf hohem Düngerniveau einen so hohen Ertrag erzielt, dass die Düngung bedarfsgerecht ist, verhält sich ökologisch besser als bei einer Düngung auf mittlerem Niveau und niedrigem Ertrag.

Wer einen Ackerbohnenschlag, der gemäß der Ernteerwartung gedüngt worden ist, von Blattläusen auffressen lässt, verursacht ökologisch negative Stickstoffüberschüsse. Wer den Ackerbohnenbestand mit geeigneten Maßnahmen des Pflanzenschutzes zum erwarteten Ertrag führt, hat den Grundsatz der bedarfsgerechten Düngung verwirklicht und sich damit positiv verhalten.

In der Umweltszene neigt man heute dazu, Nutzungen, die zu niedrigem Nährstoffniveau führen, als extensiv zu bezeichnen.

Danach wäre der Raubbau früherer Jahrhunderte an den Wäldern, bei dem nicht nur das Holz, sondern auch die Roh-Humusschicht (zu Einstreuzwecken) entfernt wurde, eine extensive Nutzung. Mit Logik hat das nichts mehr zu tun, wenn ein derart intensiver Raubbau, der damals zur Vernichtung der Wälder führte, heute mit dem Begriff "extensiv" versehen wird. Ein übertriebenes und schiefes Beispiel? Das mag sein, aber wenn es einen Anstoß zum Nachdenken vermittelt hat, dürfte es trotzdem hilfreich sein.

Noch ein Beispiel aus der Tierhaltung: Wenn in einem Stall 1000 Schweine so gehalten werden, dass sie sich optimal entwickeln, nennen viele das "intensive Massentierhaltung". Wie heißt das gleiche, wenn es sich um vier Ställe mit je 250 Schweinen handelt, die genauso gehalten werden oder um zehn Ställe mit je 100 Schweinen, die womöglich nach landwirtschaftlicher Fachkenntnis kümmerlich gehalten werden?