Nr. 36 vom 09. September 1995

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Durch die Rinderkrankheit BSE ist den deutschen Bauern ein ungeheurer wirtschaftlicher Schaden entstanden, obgleich in Deutschland nur insgesamt vier Tiere von dieser Krankheit befallen worden sind. In Großbritannien, in denen es zigtausende von Erkrankungsfällen gab, war die Kaufzurückhaltung gegenüber Rindfleisch kaum und jedenfalls weit weniger als in Deutschland ausgeprägt. Die öffentliche Meinung in Deutschland hat hier eine Sonderstellung eingenommen, wie wir sie auch aus anderen Bereichen der Umweltdiskussion kennen, z. B. dem Bereich der Gentechnologie.

Es ist seit langem unstrittig, dass die Hauptinfektionsquelle für BSE in der Verfütterung von Tiermehl aus befallenen Tieren liegt. Es spricht auch fast alles dafür, dass dies die einzige Infektionsquelle ist. Denn seit in Großbritannien die Verfütterung von Wiederkäuertiermehlen an Wiederkäuer verboten ist, sind dort die Erkrankungsfälle drastisch zurückgegangen.

Insgesamt wurden in Großbritannien bisher 18 422 Erkrankungen bei Tieren registriert, die nach dem Verfütterungsverbot geboren sind. Gut die Hälfte hiervon ist noch in dem Verbotsjahr 1988 geboren, im Jahre 1989 waren es noch gut 7000 Fälle, 1990 gut 1000, 1991 noch 50 Rinder und 1992 ein einziges Rind. Die Fälle, die es nach der reinen Lehre nicht geben dürften, sind vermutlich Folgen der Verunreinigung von Futtermittelchargen, der Vermischung von Futtermitteln für Schweine und Wiederkäuer oder mangelnde Sorgfalt bei der Futtermittelherstellung.

Eine große Sorge war über Jahre, dass es unter Umständen auch eine Übertragung vom Muttertier auf das Kalb gibt. In dem Falle wäre die Bekämpfung der Seuche auf jeden Fall erheblich schwieriger gewesen. Als nun vor kurzem das eben erwähnte eine im Jahr 1992 geborene Rind erkrankte, lebte diese Sorge wieder auf. Gerade der drastische Rückgang von Erkrankungsfällen von Tieren der Geburtsmonate innerhalb des Jahres 1991 und die Tatsache, dass auf 1992 eben nur ein einziges Tier entfällt, hätte dies eigentlich verhindern müssen. Sprachen doch alle Indizien dafür, dass die Sorge unberechtigt war.

Nein, gerade bei diesem einen Tier kochten die Wogen wieder hoch bzw. wurden von den Medien hochgekocht. Eines haben unsere Tageszeitungen allerdings verschwiegen, was für die Frage, ob hier eine Übertragung von Muttertier auf Kalb vorlag, besonders wichtig gewesen wäre. Die Mutter dieses einen kranken Tieres ist nach Recherchen des Deutschen Bauernverbandes putzmunter und gesund.