Nr. 49 vom 9. Dezember 1995

Die Umweltministerin des Landes Schleswig-Holstein konnte aus einer Lebensmitteluntersuchung, die das Umweltministerium und das Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatten, unlängst ein erfreuliches Fazit ziehen: "In Schleswig-Holstein erzeugte Grundnahrungsmittel wie Milch, Rindfleisch, Gemüse, Kartoffeln, Schaffleisch sowie Fische aus schleswig-holsteinischen Seen, haben eine hohe Qualität und sind im Verzehr relativ unbedenklich, da sie nur geringe Dioxin- und Furankonzentrationen aufweisen."

Über 400 Lebensmittelproben aus den verschiedensten Landesteilen Schleswig-Holsteins waren auf ihre Dioxin- und Furangehalte untersucht worden. Bei Dioxin war das Ergebnis, dass die schleswig-holsteinische Bevölkerung mit 73 Picogramm pro Tag im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 127 Picogramm pro Tag deutlich geringere Mengen an Dioxinen mit Lebensmitteln aufnimmt.

Eine solche Mitteilung klingt in der Tat erfreulich. Wenn man von einem Belastungsstoff weniger zu sich nimmt als andere, kann das eigentlich nur positiv sein, zumal davon auszugehen ist, dass auch die anderen (der Bundesdurchschnitt) von dem Belastungsstoff offensichtlich nicht vergiftet werden.

Eine Frage allerdings stellt sich heute kaum noch jemand. Wie viel ist eigentlich ein Picogramm? In der Pressemitteilung des Umweltministeriums wird dies erläutert, es sei ein billionstel Gramm. Sind Sie jetzt klüger?

Es ist ein altes Spiel, dass man sich Zahlen, wenn sie entweder besonders groß sind oder besonders klein, nicht wirklich vorstellen kann, und das gilt natürlich auch für Maßangaben in Picogramm.

Machen wir uns also die 73 Picogramm pro Mensch und Tag in Schleswig-Holstein einmal anschaulich. Wie groß ist diese Menge, wenn wir sie auf die gesamte Weltbevölkerung übertragen? Der Taschenrechner zeigt, dass so gesehen sich eine Menge von 0,5 Gramm errechnet. Wohlgemerkt gleichmäßig verteilt auf 7 Mrd. Menschen.

0,5 Gramm ist eine Menge, von der erst das vierzigfache ein normales Schnapsglas füllt. Oder anders: Die oben erwähnte Pressemitteilung, ein Blatt Papier, wiegt zwölf Mal soviel wie die Dioxinbelastung der Weltbevölkerung, wenn sie denn so hoch sein sollte wie in Schleswig-Holstein.