Nr. 5 vom 03. Februar 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Eine unendliche Geschichte ist in eine neue Runde gegangen. Gemeint ist die Geschichte von dem Menschen, der die Kartoffeln verzehrt und sich selbst als Naturschützer bezeichnet, während er den Bauern als Naturnutzer bezeichnet, von dem die Kartoffel erzeugt wurde. Dadurch, dass dieses abstruse Verhältnis zu den Begriffen Naturnutzer und Naturschützer über Jahre immer wieder die Arbeit des Landesnaturschutzverbandes belastet hat, wurde das Thema zur unendlichen Geschichte.

Am Anfang der Austrittswelle von BUND, Verein Jordsand und NABU aus dem Landesnaturschutzverband stand seinerzeit die Forderung des BUND auf Ausschluss des Landesjagdverbandes aus dem Landesnaturschutzverband. Ähnlich verhielt sich der NABU, der seine weitere Mitgliedschaft im LNV unter anderem davon abhängig machte, dass der Verein zur Förderung des Umweitschutzes im ländlichen Raum Schleswig-Holsteins (V.F.U.) e. V. und der VDL Schleswig-Holstein den LNV verlassen müssten.

Die neue Runde der Geschichte ist nun dadurch eingeläutet, dass Verein Jordsand, BUND und NABU einen zweiten Landesnaturschutzverband gegründet haben. Dies ist, zwar nach dem Gesetz nicht vorgesehen, sie taten es aber dennoch und hoffen wohl auch darauf, vom Umweltministerium zugelassen zu werden. Voraussetzung dafür wäre allerdings die Aberkennung der Zulassung für den jetzigen LNV. Man kann es sich nur schwer vorstellen, dass es soweit kommt, aber warten wir es ab und verzichten wir auf Spekulationen.

Bemerkenswert bleibt die Haltung der drei ausgetretenen Verbände zu dem unendlichen Thema über Naturnutzer und Naturschützer. Klargestellt haben sie, dass in ihrem Verbund Jäger und Angler nicht aufgenommen werden können. Wenn NABU und BUND sich auch gelegentlich in der Natur aufhalten sollten, müssten sie wissen, wie viel gerade Jäger und Angler in den beiden letzten Jahrzehnten im Bereich der Biotopgestaltung und auch sonst für die Natur getan haben. Sie scheinen es aber zu ignorieren und pflegen ihr altes Klischee.

Eines übersehen sie dabei völlig: Welchen Standpunkt die Landeszentralen von NABU und BUND auch immer einnehmen, viele ihrer Gruppen auf Orts- und Kreisebene bemühen sich redlich um eine gute Zusammenarbeit mit Anglern, Jägern und Bauern. Diese gute Zusammenarbeit zeigt sich augenblicklich zum Beispiel in einer gemeinsamen Vortragsreihe der Kreisgruppe Pinneberg des BUND und des Pinneberger Kreisbauernverbandes, dessen Vorsitzender Hermann Früchtenicht es so gesagt hat: "Die Einteilung der Menschen in Naturnutzer und Naturschützer und die erbitterten Diskussionen und Schuldzuweisungen zwischen beiden Gruppen haben der Sache nicht gedient." Und vom BUND in Pinneberg kommt ein Appell, die Fronten zwischen Bauern und Naturschützern aufzuweichen.

Es bleibt zu hoffen, dass auch die Landeszentralen bei BUND und NABU sich dieses Gedankengut zu eigen machen. Es gibt niemanden, der nur Naturnutzer ist. Ebenso gibt es niemanden, der nur Naturschützer ist. Die Einteilung der Menschen in Naturnutzer und Naturschützer war deshalb nicht nur der Sache undienlich, bei logischer Betrachtungsweise war sie auch falsch und überflüssig.