Nr. 9 vom 02. März 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Wenn unsere ostholsteinische Knicklandschaft mit der Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg vergleichen, neigen wir heute dazu, unsere Landschaft als das Ergebnis bäuerlicher Strukturen, was richtig ist, zu bezeichnen. Die Landschaft im Osten bezeichnen wir gerne als Ergebnis sozialistischer Maßnahmen; dieses Bild ist jedoch, wie einfache Bilder häufig, nicht vollständig.

Der aus Neuruppin in der Mark Brandenburg stammende Theodor Fontane hat unsere Knicklandschaft vor über 130 Jahren so beschrieben: "Statt weiten Feldflächen wie bei uns, die, im Winter kahl und traurig, bis zum Horizont sich hindehnen, begegnet man ausschließlich eingefriedeten Parzellen, nicht größer als ein Stück Gartenland, den sogenannten Koppeln, deren Umfassung auf einem 10 Fuß hohen, hoch mit Strauchwerk besetzten Erdwall besteht. Dies sind die vielgenannten Knicks."

Über ihren Wert für die Landwirtschaft, so Fontane schon damals, sei oft gestritten worden. Für Schleswig-Holstein, so seine Ansicht, seien sie höchstwahrscheinlich unerlässlich. Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Knicks "selber wieder, mehr oder weniger direkt, der Landwirtschaft dienstbar gemacht werden. Die Wände, außen und innen, stehen dicht im Gras. . . " Sollte Fontane etwa schon vor 130 Jahren beobachtet haben, das Knicks beweidet werden?

Worauf es damals ankam und auch das lässt sich bei Fontane nachweisen, war die Grenzsicherung und der Holzbewuchs. Es scheint damals funktioniert zu haben, den Knickwall abweiden zu lassen und trotzdem den Holzbewuchs ohne Schaden durchzubringen. Nur muss man wissen, dass es damals Knicks an Dauerweiden kaum gegeben hat. Auf den Stock gesetzt wurde zu Beginn der Zeit der Ackernutzung innerhalb der Fruchtfolge, und wenn das Weidevieh Zutritt erhielt, war der Holzbewuchs bereits so weit aufgewachsen, dass er durch das Weidevieh nicht mehr nachhaltig geschädigt werden konnte. Es ist interessant, sich zu überlegen, wie dies in einer Zeit, in der es noch keinen Stacheldraht gab, ausgesehen haben mag.

Heute sind die Verhältnisse anders. Dort wo reine Ackerfruchtfolgen sind, besteht das Risiko der Schädigung des Knicks durch Weidevieh ohnehin nicht und bei Knicks an Dauerweiden würde das damalige System nicht funktionieren. Es gibt hier also nichts zu kopieren.

Aber kapieren kann man einiges, nämlich, dass die Beweidung des Knickwalls selbst kein Problem war, sondern im Gegenteil, Bestandteil des Nutzungssystems.

Und noch eines lernen wir bei Fontane: Über den landwirtschaftlichen Nutzen der Knicks wurde offensichtlich damals schon gestritten. Eines steht fest, wir wollen und können aus ökologischen Gründen nicht auf die Knicks verzichten. Der Streit, ob sie der Landwirtschaft Nutzen bringen, besteht aber heute noch; dies jedoch ist ein anderes Thema - interessant in einer Diskussion um den integrierten Pflanzenbau.