Nr. 20 vom 18. Mai 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Schlagzeilen und groß aufgemachte Sensationsartikel machen der Landwirtschaft immer wieder schwer zu schaffen. In jüngster Zeit waren es vor allem die Meldungen zum Thema BSE. Vor dem Hintergrund, dass BSE bei deutschen Rindern nicht vorkommt und in Großbritannien bisher zigtausende von Erkrankungsfällen aufgetreten sind, ist der Vergleich der öffentlichen Meinung in beiden Ländern schon interessant und ebenso die Rolle der Medien in dieser Frage.

Die für den Landwirt erfreulichen Mitteilungen gibt es in der Presse selbstverständlich auch. Sie bringen nur keine großen Schlagzeilen und meist nur kurze Meldungen. So gab es vor einiger Zeit in der Welt am Sonntag einen Beitrag, der, hätte man ihn mit großer Schlagzeile aufgemacht, der Landwirtschaft sehr hilfreich gewesen wäre.

Es hieß dort, über die Vor- und Nachteile des Verzehrs von sog. rotem Fleisch werde nicht erst seit den jüngsten Skandalen um kranke Rinder heftig diskutiert. Schon zuvor war es wegen seines Cholesteringehalts umstritten gewesen. Inzwischen aber, so die Zeitung, zeigten Studien, dass die totale Vermeidung von rotem Fleisch unter Umständen gesundheitsschädlich sein könnte. Denn in rotem Fleisch stecke Eisen, das der Körper brauche, um seine Zellen mit Sauerstoff auszurüsten und mit Energie zu speichern.

Jede Art von körperlicher Belastung bedeute Eisenbedarf. Und, so hieß es weiter, der Körper werde nicht nur bei Sport oder in einem anstrengenden Beruf, sondern auch während einer kalorienarmen Diät oder in oder nach der Schwangerschaft belastet.

Die große Sonntagszeitung berichtete über eine Studie, nach der Vegetarierinnen Schwierigkeiten hätten, einen normalen Regelzyklus aufzubauen und zog die Schlussfolgerung, die beste Eisenquelle sei immer noch Rindfleisch. Eine Studie mit 18 jüngeren Frauen habe ergeben, dass schon 100 g Rindfleisch täglich die Eisenaufnahme um 200 % steigerten. Das ermögliche eine optimierte Sauerstoffversorgung, die bei Bedarf als Energie zur Verfügung stehe.

Durchgeführt wurden die der Studie zugrundeliegenden Untersuchungen an der Illinois-State-University. Der für die Versuche verantwortliche Ernährungswissenschaftler, Jan Shane, forderte öffentlich vor allem Frauen auf, ihre Ressentiments gegen rotes Fleisch zu überdenken und wird in der Welt am Sonntag mit folgenden Worten zitiert: "Rindfleisch ist bei weitem die beste Eisenquelle!"