Nr. 21 vom 25. Mai 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Eines ist für unsere Landwirtschaft durch die Wiedervereinigung besser geworden. Aus der Diskussion über kleine und große landwirtschaftliche Betriebe ist viel von dem ideologischen Ballast verschwunden, der dieser Diskussion bisher anhaftete. Als man sah, wie groß landwirtschaftliche Betriebe sein können und erlebte, dass viele dieser großen Betriebseinheiten im Osten auch nach der Wiedervereinigung weiter existierten, war es bei den meisten Beteiligten damit vorbei, eine Herde von 80 Milchkühen als Massentierhaltung zu bezeichnen, oder einen Ackerbaubetrieb mit 200 ha Ackerland als Großbetrieb ohne die Möglichkeit von Einkommensproblemen.

Jedenfalls in landwirtschaftlichen Fachkreisen bekamen die Diskussionen über große und kleine Einheiten ein völlig anderes Gesicht und Forderungen auf Tierbestandsobergrenzen und dergleichen wurden stiller. Aus schleswig-holsteinischer Sicht hat uns dies bei Gesprächen mit der Landwirtschaft in Süddeutschland Erleichterung gebracht.

Es gibt allerdings Bereiche, in denen die alten Ideologisierungstendenzen noch bestehen. Gemeint sind hier diejenigen, für die ökonomisch klein stets gleich ökologisch wertvoll ist und ökonomisch groß das Gegenteil davon. Hier blühen die Klischees, und es wird viel getan, diese Klischees argumentativ zu erhalten. Ein interessantes Beispiel hierfür gab es vor einiger Zeit, als im Kreise Pinneberg ein Vertreter des BUND Beziehungen zwischen der Betriebsgröße und der von ihm so bezeichneten Umweltverschmutzung durch Pflanzenschutzmittel sehen zu müssen meinte. In einer Vortragsfolie zeigte er, dass größere Betriebe höhere Aufwendungen an Pflanzenschutzmitteln haben.

Wenn man in die gängigen Statistiken schaut, stimmt dies auch. Nur, nach den Gründen hatte der Referent nicht gefragt. Er hatte nur gesehen, dass mit einer höheren Betriebsgröße in Hektar höhere durchschnittliche Aufwendungen pro Hektar für Pflanzenschutzmittel einhergingen. Offenbar war ihm nicht geläufig, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und dem Anteil an Dauergrünland gibt. Kleinere Betriebe haben bei uns im Durchschnitt nun einmal mehr Dauergrünland als größere Betriebe, in der Landwirtschaft eine altbekannte Tatsache. Bedenkt man nun weiter, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünland praktisch gleich Null ist, darf man korrekterweise eigentlich nur die Ackerfläche mit den Mengen an Pflanzenschutzmitteln in Verbindung bringen.

Bezieht man die Aufwendungen aber ausschließlich auf die Ackerflächen, gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Betrieben mehr. Der Unterschied ist dann so klein, dass er sich unter Berücksichtigung der höheren Hektarerträge in größeren spezialisierten Ackerbaubetrieben sogar in sein Gegenteil verkehrt.

Der Referent trat auf der besagten Veranstaltung übrigens als Fachmann für Landwirtschaft auf und bezeichnete sich als Agrarreferent des BUND Landesverbandes.