Nr. 23 vom 08. Juni 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Die Begriffe "Umweltschützer" und "Naturschützer" werden häufig von Menschen benutzt, um sich einen positiven Anstrich zu geben. Landwirte kennen in diesem Zusammenhang die leidige Diskussion um die sog. Naturschützer und Naturnutzer. Zu der Frage hatten wir an dieser Stelle vor einiger Zeit das nette Beispiel von Wilhelm Neelsen wiedergegeben von demjenigen, der die Kartoffel produziert und demjenigen, der die Kartoffel verzehrt.

Heute soll es hier um eine Variante des Themas gehen. Die Begriffe "Umweltschützer" und "Umweltnutzer" werden nicht nur von Menschen für sich selbst in Anspruch genommen, sie werden häufig auch von Journalisten zur Charakterisierung bestimmten Menschen vorgeben. Dabei genügt es häufig schon, andere zu kritisieren, um sich diesen Titel zu verdienen.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dieser leichtsinnigen Vergabe von Prädikaten ging vor einigen Monaten durch die Presse, als es um Meldungen über große Schäden an einer Ölpipeline in Sibirien ging. Es war sicherlich nicht zum ersten Mal, dass dort der Austritt riesiger Mengen von Erdöl erfolgte. Bekanntlich gibt es ähnliche Vorfälle und undichte Leitungen auch beim Transport von Erdgas aus Sibirien, was uns bei Urteilen über die ökologische Vorteilhaftigkeit von importiertem Erdgas zur Vorsicht mahnen sollte. In Rußland scheint man im Hinblick auf derartige Umweltkatastrophen bzw. Umweltschäden nach wie vor außerordentlich sorglos zu sein.

In den Zeitungsberichten gab es auch Darstellungen über die Sicherungstrupps, die man zur Eindämmung der Schäden durch das ausgetretene Öl losgeschickt hatte. Geschildert wurden die verzweifelten Bemühungen dieser Trupps. Zitiert wurde auch der Leiter eines Ölbergungstrupps, der Angaben zu den bisher geborgenen bzw. gesicherten Mengen machte.

Weiter hieß es in den Berichten dann, Umweltschützer hätten die Angaben dieses Mannes bezweifelt und für zu hoch angesehen. Es mag ja sein, dass der Truppleiter übertrieben hatte. Das ändert aber doch nichts daran, dass er derjenige war, der den Auftrag erhalten hatte, die Umwelt zu schützen und dies auch getan hatte. Warum gab man nicht ihm und seinen Leuten den Namen "Umweltschützer", denn sie waren, es doch, die das Öl geborgen hatten, auf welche leichtsinnige Weise es vorher auch zum Austritt des Öls gekommen sein mag. Für den Austritt des Öls waren doch nicht diese Männer verantwortlich, sondern nur für die Beseitigung der Schäden. Nein, ihnen gab man nicht den Namen "Umweltschützer". Der wurde an die Menschen vergeben, die nichts weiter getan hatten, als die Angaben des Truppleiters zu bezweifeln.