Nr. 25 vom 22. Juni 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Nur wenige Themen werden so konfus diskutiert wie der Vorschlag zu einer Stickstoffabgabe. Man hat fast den Eindruck, dass die Befürworter dieser Abgabe meist selbst nicht wissen, weshalb sie sie eigentlich fordern. In landwirtschaftlichen Fachkreisen hat man die Diskussion um die Stickstoffabgabe nach Verabschiedung der Düngeverordnung weitgehend beendet, da die Frage der guten fachlichen Praxis bei der Düngung durch die Verordnung nun bundesweit geregelt ist.

Keineswegs erledigt ist die Diskussion jedoch in Kreisen des Umwelt- und Naturschutzes. Hauptmotiv für die Forderung auf eine Stickstoffabgabe ist hier der Schutz des Grundwassers und der Atmosphäre. Manche halten das Problem auch nach Inkrafttreten der Düngeverordnung nicht für gelöst. Sie sind allerdings in einer Hinsicht völlig inkonsequent. Sowohl für das Grundwasser als auch für die Atmosphäre stellen die mineralischen Stickstoffdünger im Vergleich mit den wirtschaftseigenen Düngemitteln eher das geringere Problem dar. Inkonsequent ist es also, eine Stickstoffabgabe nur für mineralische Stickstoffdüngemittel zu fordern. Wenn es um den Schutz von Grundwasser und der Atmosphäre geht, müsste man die Abgabe auch für wirtschaftseigene Düngemittel fordern; und wenn man ganz konsequent ist, müsste man für wirtschaftseigene Düngemittel sogar eine höhere Abgabe fordern. Dies geschieht in den genannten Kreisen nicht. Das ist zwar aus Sicht der Landwirtschaft gut so, zeigt aber die mangelnde Durchdringung der Thematik seitens derer, die hier mitreden.

Hält man ihnen ihre inkonsequente Einstellung vor, weichen sie gelegentlich auf den angeblichen hohen Energieverbrauch für die Herstellung mineralischer Stickstoffdüngemittel aus. Hierzu gibt es, wie an dieser Stelle schon referiert, nicht nur weit übertriebene Vorstellungen. Nein, wer den Energieaspekt hineinbringt, kann sich doch eigentlich nur für die Verteuerung der Energie selbst aussprechen. Dann würde entsprechend der mineralische Stickstoffdünger teurer, ob dadurch aber weniger davon verbraucht würde, dürfte höchst fraglich sein. Denn Stickstoffdünger, der im Rahmen der Ertragskurve nutzbringend eingesetzt ist, würde sich auch dann noch lohnen, wenn er sehr viel teurer wäre.

Zur Verminderung des Stickstoffdüngers muss man sich doch wohl auf die Mengen konzentrieren, die im Rahmen der Ertragskurve nicht lohnen; die aber vermindert ein vernünftiger Landwirt ohnehin, ohne dass sie teurer werden.

Man muss sich auch klarmachen, um welche Größenordnungen es gehen würde: Selbst eine Verdoppelung der Energiepreise würde 1 dt Kalkammonsalpeter maximal um 3 bis 4 DM verteuern.

Auch eine Lösung der vor einigen Jahren noch gegebenen Mengenprobleme bei Ackererzeugnissen, das dürfte deutlich geworden sein, wäre von einer Stickstoffabgabe kaum zu erwarten gewesen. Eine vernünftige Begründung für eine solche Abgabe scheint es also wirklich nicht zu geben.