Nr. 31 vom 3. August 199

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Mit Recht hatte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Constantin Freiherr Heereman, sich gegen die Werbung der Lufthansa gewandt, mit der die Fluggesellschaft indirekt die Produkte des konventionellen Landbaues diskriminiert hatte. Es gibt nun einmal per Saldo keine gesundheitlichen Unterschiede zwischen den Produkten des ökologischen und des konventionellen Anbaues, und der Versuch der Lufthansa, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken, musste deshalb auf den Widerstand von von Heereman stoßen.

Etwas schwereres Geschütz fuhr Heereman allerdings erst später auf, indem er der Lufthansa die ökologische Problematik des Flugverkehrs vorrechnete. Der Flug eines Touristen nach Kalifornien benötige soviel Energie, wie ein Landwirt brauche, um diesen Konsumenten 20 Jahre lang zu er- nähren. Heereman hierzu wörtlich: "Der Deutsche Bauernverband bleibt dabei, dass es gerade der Lufthansa und anderen Fluggesellschaften nicht gut ansteht, durch unterschiedliche Lösungen des catering von den Notwendigkeiten des Umweitschutzes in der Luftfahrt abzulenken."

Was war dieser härteren Gangart des Präsidenten vorausgegangen? Heereman sah sich plötzlich einer rüden Attacke durch den Bundesvorsitzenden des BUND, Hubert Weinzierl, und den SPD-Abgeordneten Horst Sielaff ausgesetzt. Die Vorwürfe der beiden gipfelten darin, Heereman habe "ohne Not alte Gräben" zwischen konventionellen und Biobauern aufgerissen. Hier fällt einem die Geschichte von der fadenscheinigen Entschuldigung eines Schülers ein, der seinen Mitschüler verprügelt hatte: "Er hat aber als Erster zurück geschlagen."

Man muss schon genauer hinschauen, um bewerten zu können, was hier vorgefallen ist. Heereman hatte bezüglich der Nahrungsqualität nur gesagt, dass es keine gesundheitlichen Unterschiede zwischen den Produkten aus konventioneller und ökologischer Wirtschaftsweise gebe. Angegriffen hat er die ökologisch wirtschaftenden Bauern in keinster Weise. Warum sollte er auch diejenigen seiner Mitglieder angreifen, die sich für die ökologische Wirtschaftsweise entschieden haben?

Angegriffen hat Heereman nur die Lufthansa und seine beiden Kritiker. Der Vorwurf, er habe alte Gräben zwischen den beiden Produktionsrichtungen aufgerissen, geht deshalb völlig fehl.

Leute wie Sielaff und Weinzierl sind da keineswegs so zimperlich. Während das Einvernehmen zwischen den Ökobauern und ihren konventionellen Berufskollegen fast überall gut bis hervorragend ist, sind einige selbsternannte Umweltschützer gerade in jüngster Zeit mit einer Fülle von Angriffen gegen die konventionelle Landwirtschaft hervorgetreten.

Das gilt auch für einige Funktionäre in den Anbauverbänden des ökologischen Landbaus. Man kann nur hoffen, dass die konventionellen Berufskollegen einige der Hefte aus diesen Verbänden nicht gelesen haben und dass die Kampagne, die dort gegenwärtig läuft, schnell beendet wird, bevor die konventionellen Bauern die ersten dieser Hefte in die Hand bekommen. Da geht es von der Verwendung falscher Zahlen über die Grundwasserqualität im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln bis hin zu kommentarlos abgedruckten Einzelmeinungen, die in Wortwahl und Inhalt für die konventionellen Bauern so diskriminierend sind, dass die Vergleichsparabel von den aufgerissenen Gräben dagegen eine absolute Kleinigkeit ist und man eher von tiefen Kanälen sprechen könnte.