Nr. 46 vom 16. November 1996

Wenn man einige unserer Zeitgenossen über die Qualität von Grundwasser und Trinkwasser reden hört, sollte man meinen, wir hätten damit wirklich sehr ernste Probleme; auch der schleswig-holsteinische Umweltminister hat sich in letzter Zeit so geäußert.

Selbst aus den Reden des Ministers kann man allerdings entnehmen, dass es, wenn überhaupt, ernste Probleme nur in ganz bestimmten kleinen Bereichen Schleswig-Holsteins gibt. Zur Nitratbelastung muss immer wieder das Beispiel der Insel Föhr herhalten mit ihren besonderen Verhältnissen und zur Belastung mit Pflanzenschutzmitteln das Baumschulgebiet um Hamburg. In beiden Bereichen ist Besserung in Sicht und auf Föhr fehlt eigentlich hauptsächlich seit Jahren das den Bauern als Entschädigung für die Konkurrenznachteile wegen Bewirtschaftungsauflagen versprochene Geld - nicht gerade eine Werbeaktion der Landesregierung für Akzeptanzfragen im Zusammenhang mit Natur- und Umweltschutz.

Die Schwarzmalerei unserer Kritiker ist im übrigen völlig überzogen. Denn wirklich ernste Probleme mit Trinkwasserqualität gibt es bei uns überhaupt nicht. Es gibt in den genannten Bereichen teilweise Probleme mit der Einhaltung von Grenzwerten, an deren Lösung die Landwirte aktiv beteiligt sind, die sie mit großem Ernst angehen und wofür der erforderliche Umfang an Fachkenntnissen ständig zunimmt. Es darf aber nicht übersehen werden, dass die Grenzwerte hohe - und im Fall der Pflanzenschutzmittel sehr hohe - Sicherheitsmargen aufweisen und wir von tatsächlichen Gesundheitsrisiken auch auf Föhr und in Elmshorn weit entfernt sind.

Man kann nur hoffen, dass gerade in diesen Tagen bei den Konsumenten unserer Massenmedien ein Prozess des Nachdenkens einsetzt. Über die Mattscheiben gehen nicht nur die Bilder des Krieges und der Vertreibung in Afrika. Wir sehen auch, dass dort das Leben zigtausender von Menschen unmittelbar von der Beschaffung von trinkbarem Wasser abhängt. Es geht dort nicht um das Risiko geringer gesundheitlicher Beeinträchtigungen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehreren negativen Zehnerpotenzen. Nein, dort geht es schlicht um Leben oder Tod in einer unglaublichen Zahl von Einzelfällen.

Vor diesem Hintergrund fühlen unsere Bauern sich schlecht behandelt, wenn man sie immer wieder als die Vergifter von Grundwasser hinstellt und von den angeblichen Problemen der modernen und als intensiv bezeichneten Landwirtschaft spricht. Modern ist das Problem der Verunreinigung von Wasser wirklich nicht.

Schon vor mehr als 2000 Jahren war bekannt, dass das aus Oberflächengewässern oder aus Flachbrunnen in den Niederungen gewonnene Wasser für die Verwendung als Trinkwasser weniger geeignet ist als das Wasser aus siedlungsfernen Regionen des Berglandes. Die Aquädukte, imposante Bauwerke z. B. aus der Römerzeit, sind Zeugen dieser Erkenntnis aus früheren Jahrhunderten.

Nitrat rückte jedoch erst nach Einführung entsprechender Nachweismethoden im 19. Jahrhundert als ein besonderer Inhaltsstoff des Trinkwassers in die öffentliche Aufmerksamkeit. Die damals gemessenen Nitratwerte von Brunnen in Stadtgebieten lagen bei Werten bis zu 279 mg pro Liter. In Leipzig wurden 1850 schon Werte von 125 mg gemessen, in Stuttgart 1868 bis zu 270 mg und in Basel 1870 Werte bis zu 148 mg pro Liter.

Die Trinkwasserqualität ist heute kaum irgendwo auf der Welt besser als in Deutschland, soviel sollten die Menschen von ihren Urlaubsreisen gelernt haben. Die Qualitätssicherheit ist größer als sie jemals in früheren Jahrhunderten war und innerhalb Deutschlands nimmt Schleswig-Holstein einen der vordersten Plätze ein.