Nr. 7 vom 15. Februar 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Anfang November letzten Jahres ging es kurz durch die überregionale Presse:

Busfahrer haben ein erhöhtes Krebsrisiko. Dänische Wissenschaftler hatten in einer fünf Jahre währenden Studie das gesundheitliche Schicksal von 15249 Männern, die mindestens drei Monate lang als Busfahrer in der Hauptstadt Kopenhagen gearbeitet hatten untersucht.

Bei 473 von ihnen wurde Lungenkrebs diagnostiziert. Dies bedeutet, dass die Lungenkrebsrate unter Busfahrern 60 % höher ist als im Durchschnitt der männlichen Bevölkerung Dänemarks. Zudem fanden sich 177 Fälle von Blasenkrebs: 40 % mehr als im Durchschnitt.

Die Forscher vermuteten, dass diese Häufung von Krebs auf bestimmte Bestandteile der Dieselabgase zurückzuführen sind , die sich in den Fahrerkabinen der Busse sammeln. Etwa 60 % aller Fahrzeuge in Kopenhagen werden von Dieselmotoren angetrieben. Die Masse der Abgase, die sich in den Fahrerkabinen konzentriert, stamme, so die Forscher, wahrscheinlich sogar hauptsächlich aus den Motoren der Busse selbst.

Diejenigen , die in Schleswig-Holstein die politische Verantwortung für die Gesundheit der Busfahrer tragen, scheinen diese Meldungen nicht beachtet zu haben. Jedenfalls war in keiner der wirklich zahlreichen Pressemeldungen des Kieler Umweltministeriums etwas davon zu lesen. Lösungsmöglichkeiten gäbe es schließlich, z.B. die Umrüstung der Busse auf Biodiesel.

Eine andere Geschichte: Nach amtlicher Krankenstatistik ist es im Raum Rendsburg/ Büdelsdorf in den letzten Jahren zu einer ungewöhnlichen Häufung von Krebserkrankungen bei Kindern gekommen.

Rüdiger Bornhöft, der Vorsitzende des vor zwölf Jahren gegründeten Förderkreises für krebskranke Kinder und Jugendliche, hält die wirklichen Erkrankungszahlen sogar noch für höher als die der amtlichen Statistik. Über die Gründe für das häufige Auftreten der Krankheit will Bornhöft jedoch nicht spekulieren, das will er den Spezialisten überlassen. Für eine Untersuchung durch Spezialisten aber fehlt in Rendsburg und Büdelsdorf das Geld !!

An anderer Stelle ist für einen ähnlich aussehenden Zweck viel Geld vorhanden, 5,8 Mio. Mark ! Vor vier Wochen berichteten wir an dieser Stelle darüber:

Mit der weltweit größten und umfassendsten Studie dieser Art will man klären lassen, ob mögliche Strahlenbelastungen durch das Kernkraftwerk Krümmel oder andere Faktoren für die gehäuften Erkrankungen in der Elbmarsch verantwortlich sind.

Es scheint nicht dasselbe zu sein, ob es um die Gesundheit von Busfahrern und Kindern in Rendsburg geht oder um die Umgebung eines Kernkraftwerkes. Warum zwei verschiedene Maßstäbe bei der Gesundheitsvorsorge ? Geht es in Wirklichkeit gar nicht um Gesundheitsvorsorge, sondern hauptsächlich darum, die friedliche Nutzung der Kernenergie in Misskredit zu bringen ?