Nr. 14 vom 5. April 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Der internationale Tag des Wassers ist vorbei mit folgendem Fazit: Weltweit gibt es beim Trinkwasser große Probleme, in Deutschland ist hier aber die Welt weitgehend in Ordnung. Die Bundesumweltministerin Angela Merkel hat es auf den Punkt gebracht: "Während weltweit zunehmender Wassermangel und Wasserverschmutzung das Leben auf der Erde bedrohen, gibt es in Deutschland bei Versorgung und Qualität keine Probleme. Gute Wasserversorgung gehört in der Bundesrepublik zum Alltag und die Trinkwasserqualität ist außerordentlich gut".

Vor diesem Hintergrund reibt man sich erstaunt die Augen, wenn man sich die Gesamtheit der Verlautbarungen von Politikern, Behörden und Presseorganen zum Tag des Wassers ansieht. Es gibt bei uns viele Menschen, die es einfach nicht schaffen, zu Umweltfragen etwas Positives über die Lippen oder zu Papier zu bringen.

Nehmen wir als Beispiel den schleswig-holsteinischen Umweltminister Rainder Steenblock. Positiv fing er an: "Auch in Schleswig - Holstein hat sich die Qualität der Gewässer verbessert" klingt noch ganz gut, aber auch in diesem Satz steckt schon eine Verdrehung, in dem Fall durch weggelassene Informationen. Warum hat er es nicht geschafft, auf die Spitzenstellung Schleswig - Holsteins hinzuweisen? Sie ist seit Jahren vorhanden und konnte durch Verbesserungen gehalten werden. Dann kommen Steenblocks Äußerungen zur Rolle der Landwirtschaft, und da gibt es Grünen - Semantik pur. Er rechnet damit, dass sich die Qualität des Wassers in Schleswig - Holstein in den nächsten Jahren verschlechtern wird. "Die Ökosünden der Vergangenheit zeigen sich erst in einigen Jahren, da das belastete Wasser gut 30 Jahre braucht bis es zum Grundwasserspiegel durchgesickert ist. Die Zeitbombe tickt," wird der Minister wörtlich zitiert.

Wohlgemerkt, das Wasser war gut und ist besser geworden. Die Belastungsfaktoren der Landwirtschaft (Pflanzenschutz und Düngung) sind rückläufig und der Umgang mit den Produktionsfaktoren wird immer sorgfältiger. Problemgebiete gibt es in Deutschland nicht wegen tatsächlicher Gesundheitsrisiken, sondern nur wegen extrem strenger Grenzwerte; und in solchen "Problemgebieten" greifen Vermeidungsstrategien regelmäßig nach wenigen Jahren sichtbar. Aber Steenblock rechnet mit einer Verschlechterung in 30 Jahren! Der Zeitraum ist schlau gewählt, denn in 30 Jahren dürfte er kaum mehr Minister sein. Seine Freunde vom BUND sind da mutiger und sprechen von 15 Jahren.

Eine Verdrehung der Tatsachen stellen letztlich auch die Verlautbarungen des Umweltbundesamtes (UBA) dar, auch wenn sie auf den ersten Blick hilfreich aussehen. Das UBA weist zu Recht darauf hin, dass in der Landwirtschaft zur Vermeidung von Grundwasserkontaminationen noch einiges bei der Reinigung der Spritzgeräte getan werden kann. Es ist günstiger, die Geräte auf dem Acker auszuspülen, als auf einem ordentlichen Waschplatz auf der Hofstelle. Nach neuesten Erkenntnissen aus Hessen gibt es hier noch Vermeidungspotentiale von 90%. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die Grenzwerte eben so unvorstellbar streng sind und deshalb geringste Mengen, die vom Waschplatz in die Kanalisation gelangen, woanders als Belastungswerte wieder auftauchen.

Warum aber hat das UBA nicht auch veröffentlicht, wie es auf diese Geschichte gekommen ist? Es war so: Nachdem die Belastungen aus dem Flächeneinsatz der Pflanzenschutzmittel nachweislich deutlich rückläufig waren, hat man sich verstärkt den restlichen Befunden zugewandt und erfolgreich versucht diese aufzuklären! Man hat es aber nicht gewollt, die darin steckende positive Aussage zu Papier zu bringen, also ließ man die Vorgeschichte bei den Pressemitteilungen ganz weg.