Nr. 28 vom 12. Juli 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

In der Umweltszene kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Die kuriosesten Dinge passieren dabei immer dann, wenn Vertreter des sogenannten ehrenamtlichen Umweltschutzes - sie selbst sind auf Grund reichlicher öffentlicher Zuschüsse meist längst hauptamtlich - sich auf das Parkett der Agrarpolitik wagen. Ein besonderes Kuriosum dieser Art fand sich vor einigen Wochen im Pressedienst des NABU.

"NABU fordert Abschaffung der Milchquote". Gut, es gibt ernst zu nehmende Diskussionsbeiträge, mit denen die Abschaffung der Milchquote gefordert wird, auch wenn diese sich in einer Minderheitsposition zu befinden scheinen. Bei diesen ernst zu nehmenden Beiträgen liegt aber ein völlig anderer Hintergrund vor als beim NABU. Es geht dabei um Denkansätze, mit denen Lösungen zur Senkung der Kosten der Quotenpacht und des sogenannten Altpachtproblems gesucht werden, ob geeignet oder nicht soll hier nicht erörtert werden.

Der NABU fordert die Abschaffung der Milchquote aus ganz anderen Gründen: "Auf eine dramatische Entwicklung beim Kiebitz als Folge der EU - Milchquotenregelung hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hingewiesen," so heißt es in der Pressemitteilung aus Bonn. Völlig übersehen wird dabei, dass die Milchquote, was immer man auch von ihr hält, ein Instrument zur Reduzierung der Milchproduktion ist. Sie hat nebenbei auch das gebracht, was der NABU außerdem noch fordert, eine Verringerung der Viehzahl - in Schleswig - Holstein immerhin in der Größenordnung von 20%. Der Milchquote kann man auf keinen Fall die "Intensivierung der Grünlandwirtschaft" anlasten, die der NABU so sehr beklagt, eher im Gegenteil. "Schuster bleib bei Deinem Leisten", kann man da nur sagen.

Am Rande interessant ist die Herkunft der Information. Man beruft sich auf Informationen aus dem NABU - Institut für Wiesen und Feuchtgebiete in Bergenhusen "bei Rendsburg". Wieweit die alten Bergenhusener sich "bei Rendsburg" fühlen, lassen wir aber dahinstehen und kehren zur Sache zurück.

Der Bauer Hans - Werner Clausen aus Tielen hat es neulich in einem Leserbrief geschrieben. Er war dabei, als Stapelholmer Bauern den Bergenhusener "Wissenschaftlern" Vorschläge zum Vertragsnaturschutz machten. Einen Grundschutz gegen entsprechend niedrige Ausgleichszahlungen schlugen sie vor, den Verzicht auf Schleppen, Walzen und Gülleausbringung während der Brutzeit. Den NABU - Leuten war dies zu wenig, es würde ja auch "in erster Linie nur dem Kiebitz" helfen. Sie bestanden auf weitergehende Restriktionen, der Kiebitz war ihnen offensichtlich nicht wichtig genug. So schütteln die Bauern nicht nur den Kopf wegen der unsinnig begründeten Forderung auf Abschaffung der Milchquote, sondern auch wegen der Widersprüchlichkeiten in den Verlautbarungen der "Wissenschaftler" aus Bergenhusen (in der Pressemitteilung bezeichnen sie sich selbst als NABU - Wissenschaftler), bei denen jetzt der Stapelholmer Kiebitz plötzlich so wichtig geworden ist, die Forderung auf Abschaffung eines der bedeutendsten Instrumente der europäischen Agrarpolitik zu begründen.

Den Kopf geschüttelt haben die Bauern auch schon, als weite Flächen in der Sorgeniederung über Jahre zur angeblichen Verfolgung von Zielen des Naturschutzes völlig ungenutzt liegen gelassen wurden. Kiebitze und andere Wiesenvögel gab es auf diesen Flächen überhaupt nicht mehr, auf den bewirtschafteten Nachbarflächen aber reichlich. Auch damals war der Kiebitz dem Naturschutz nicht so wichtig, wobei allerdings unklar war, ob es mehr eine Fehlleistung der "Wissenschaftler" oder der Umweltpolitik - zu Heydemanns Zeiten zwei kaum voneinander zu trennende Bereiche - war.