Nr. 22 vom 30. Mai 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Der Präsident der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig (BBA), Prof. Dr. Fred Klingauf, hat es in einem Interview des VDL-Journals mit aller Deutlichkeit gesagt. Auf die Frage, ob beim Trinkwasserschutz in der Landwirtschaft in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wurden, sagte er: "Aber ja! In puncto Trinkwasserschutz hat die Landwirtschaft in den

letzten Jahren sogar gewaltige Fortschritte erzielt. Die Belastungen mit Nährstoffen wie Nitrat und Phosphor sowie mit Pflanzenschutzmitteln sind deutlich zurückgegangen. Ursache dafür sind die strengen Zulassungs- und Anwendungsbedingungen für Wirkstoffe, der Rückgang des Pflanzenschutzmittelaufwandes – von 1990 bis 1996 immerhin 48% – und die erhebliche Sensibilisierung der Landwirte für den Schutz der Umweltgüter."

Vor diesem Hintergrund ist es geradezu unglaublich, auf wie unqualifizierte Weise die Autoren des Entwurfs eines Landschaftsprogramms für Schleswig-Holstein wieder auf die Landwirtschaft eingeschlagen haben, indem sie ein völlig verzerrtes Bild von der Grundwasserbelastungssituation zeichneten. So heißt es denn auch in der Stellungnahme des Bauernverbandes zum Landschaftsprogramm, es sei nicht hinnehmbar, wenn sich der Entwurf offenbar zur Rechtfertigung überspitzt formulierter Naturschutzziele darin ergehe, die gegebener Belastungssituation zu überzeichnen. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: "Die Feststellung, wonach Belastungssituationen überzeichnet dargestellt werden, gilt im besonderen Maße für die Situation der Landwirtschaft, indem an verschiedenen Stellen des Entwurfs mit einer Intensivierung, die tatsächlich nicht stattfindet, argumentiert wird."

Man muss leider zu der Feststellung kommen, dass die zukünftigen Planungen in Schleswig-Holstein, wenn das Landschaftsprogramm so verabschiedet werden sollte, auf falschen Grundlagen beruhen werden. Die Landesregierung wird sich jedenfalls später nicht darauf berufen können, dass sie es nicht besser gewusst habe. Wenn sie denn schon nicht auf die Stellungnahme des Bauernverbandes eingehen sollte, leider gibt es aus der Diskussion um das Landesnaturschutzgesetz in dieser Hinsicht leidvolle Erfahrungen, sollte sie jedenfalls das Votum des Präsidenten der Biologischen Bundesanstalt ernst nehmen.

Die Landwirtschaft jedenfalls wird ihre Bemühungen um die Minderung des Einsatzes von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln fortsetzen, das wird die Realität der nächsten Jahre sein. Wenn diejenigen sich durchsetzen, die Papiere, wie den Entwurf des Landschaftsprogramms, zusammenschreiben, wird die Planung unseres Landes insofern also um so mehr von Grundlagen ausgehen, die außerhalb der Realität liegen.

Von den Autoren des Landschaftsprogramm hätten die Bauern erwartet, dass sie die Erkenntnisse, die den Äußerungen Klingaufs zugrunde liegen, mit berücksichtigt hätten. Und es wäre wirklich nicht zu viel verlangt gewesen, wenn die Autoren bei der Darstellung der Istsituation in Schleswig-Holstein im Rahmen ihrer 300-Seiten-Arbeit vielleicht eine Seite oder auch zwei darauf verwendet hätten, die weltweit sehr gute Stellung Deutschlands bei der Rohwasserqualität darzustellen und innerhalb Deutschlands die Spitzenstellung Schleswig-Holsteins. Was haben diese Menschen nur davon, stets nach dem Negativen zu suchen, und, wenn es davon nach ihrer Meinung nicht genug gibt, so lange die Wahrheit zu verbiegen, bis es ihnen gefällt? Und noch eines: Es wäre auch nicht zu viel verlangt gewesen, wenn die Autoren, statt nur über Belastungswerte zu schreiben, auch einmal gesagt hätten, was sich hinter den durch unverhältnismäßig strenge Grenzwerte erst "geschaffenen" Grenzwertüberschreitungen an wirklichen Risiken verbirgt.