Nr. 33 vom 15. August 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Jüngst haben wir an dieser Stelle den Versuch unternommen, bestimmten "Fachleuten" in Sachen Pflanzenschutz den Unterschied zwischen Milligramm und Mikrogramm nahezubringen – ob erfolgreich oder nicht, wissen wir nicht, dazu warten wir die nächsten einschlägigen Hinweise aus dem Kieler Umweltministerium ab. Gleichzeitig haben wir auch einen Beitrag zur Aufklärung im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zur Vermeidung von Belastungen der Oberflächengewässer versucht. Die rege Nachfrage nach den Informationsblättern des Pflanzenschutzdienstes zu dieser Thematik lässt sicheren Erfolg erwarten. Von dem gut lesbaren Leitfaden hierzu, in dem 13 klare und knappe Hinweise die Kenntnisse über die möglichen Vermeidungsstrategien vermitteln, können weiterhin Kopien auch bei den Kreisbauernverbänden angefordert werden.

Die Tatsache, dass die Probleme beim Grundwasser sich immer weiter verringert haben und dabei sind, gegen Null zu gehen, scheint nun auch bei denjenigen Umweltverbänden zur Kenntnis genommen zu werden, deren Tätigkeit hauptsächlich darin besteht, andere anzuklagen. Sicherlich kann man von ihnen nicht erwarten, dass sie hierzu positive Äußerungen abgeben, das liegt ihnen einfach nicht. Aber immerhin ist festzustellen, dass sie sich neue Themen gesucht haben. Und dazu gehört die Belastung von Oberflächengewässern. Um es vorweg klarzustellen, die Landwirtschaft wird auch an diesem Problem arbeiten, bis es gelöst ist (s.o.). Das gilt selbstverständlich auch für die schleswig-holsteinische Landwirtschaft, obgleich in Schleswig-Holstein überhaupt kein Trinkwasser aus Oberflächengewässern gewonnen wird.

Aber auch hier darf nicht vergessen werden, um wie geringe Mengen es geht, wenn von "Belastungen" gesprochen wird, und wenn der WWF sich jüngst dieses "neuen" Themas – wir waren vorher dran – bemächtigte, gab es wieder die alten Fehler. Es wurde unterschlagen, dass auch hier die Probleme geringer werden, und dass sie tatsächlich sehr klein sind, wenn man die echten toxikologischen Potentiale zum Maßstab nimmt. Auch hier geht es nämlich nicht um Milligramm sondern um Mikrogramm, auch wenn selbst von 0,1 Milligramm keine

wirklichen Gefahren für den Menschen ausgehen würden.

Und in einem Punkt liegen die Berufsökochonder voll daneben. Wieder haben sie das Menetekel der angeblich hohen Aufbereitungskosten an die Wand gemalt. Da lagen sie häufig auch schon bei der Diskussion um das Grundwasser nicht richtig. Erstens handelte es sich dabei für den einzelnen Verbraucher nicht um viel Geld, sondern um Pfennigbeträge. Zweitens ging es häufig um Aufbereitungsvorgänge, die unter vernünftigen Menschen gar nicht nötig gewesen wären; denn, oft genug betrug das toxikologische Potential von Stoffen, die man dem Wasser zur Desinfektion hinzufügte, ein Vielfaches von dem der Pflanzenschutzmittel, die man mit Aktivkohleanlagen herausfilterte. Nicht selten wurde sogar

mit Mitteln desinfiziert, die früher auch schon im Pflanzenschutz eingesetzt wurden.

Drittens aber, und das ist im gegenwärtigen Stand der Diskussion das wichtigste, sehr oft wurde sowieso gefiltert wegen aller möglichen Stoffe, so dass durch das Vorhandensein von Pflanzenschutzmittelspuren überhaupt keine zusätzlichen Kosten entstanden. Und genau das wird nun regelmäßig der Fall sein. Der Industrieverband Agrar (IVA) hat darauf hingewiesen: Trinkwasser aus Oberflächengewässern wie Rhein oder Elbe wird wegen der Belastung mit Keimen, Schwermetallen und anderen Schadstoffen grundsätzlich aufbereitet, bevor es zum Verbraucher gelangt. Dabei, so der IVA, werden, wenn es erforderlich ist, auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln entfernt; extra Kosten für den Verbraucher fallen deshalb nicht an.

Um es nochmals klarzustellen, die Landwirtschaft wird ihren Teil des Problems lösen, aber auch danach werden z.B. in Nordrhein-Westfalen mehr als 60% des Trinkwassers aufbereitet werden müssen.