Nr. 39 vom 26. September 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Die Diskussion um die angeblichen oder wirklichen Belastungen der Oberflächengewässer mit Spuren von Pflanzenschutzmitteln hält an. Nachdem die Belastungen des Grundwassers immer geringer wurden, hatte es bei Oberflächengewässern ein neues Thema gegeben. Wir beschäftigten uns an dieser Stelle bereits mit der Frage, wie das Problem gelöst werden kann und wiesen auf erfolgreiche Vermeidungsstrategien hin. Auch mit der Frage der Trinkwasserqualität in diesem Zusammenhang haben wir uns beschäftigt. Als Erkenntnis hierzu gab es drei Punkte: in Schleswig-Holstein wird Trinkwasser nicht aus Oberflächengewässern gewonnen, der landwirtschaftliche Teil des Problems wird sowieso gelöst werden und in den Bundesländern mit Trinkwassergewinnung aus Oberflächengewässern wird auch nach Lösung des landwirtschaftlichen Teils des Problems das Wasser wegen aller möglichen Keime und Stoffe sämtlich weiter aufgearbeitet werden müssen. Zum Trinkwasser gibt es hier also eigentlich nicht mehr viel zu diskutieren.

Nach langsamem Wegfall der Trinkwasserdiskussion legen diejenigen, die - aus welchen Gründen auch immer - ständig irgendwelche Anklagen formulieren müssen, ihr Schwergewicht auch zunehmend auf das ökologische Gleichgewicht in Gewässern. Es gibt nun einmal Versuchsergebnisse, die zeigen, dass bestimmte Kleinlebewesen unter Chemikalien leiden, auch wenn die Konzentrationen dieser Stoffe deutlich und vielhundertfach unter dem liegen, was Menschen schädigen kann. Bestimmte Algen, Wasserflöhe und andere Kleinlebewesen zeigen teilweise erstaunlich hohe Empfindlichkeiten.

Auch hier gibt es zwar die üblichen Übertreibungen, aber ganz von der Hand zu weisen ist das Problem nicht. Die Übertreibungen sind meist darin zu suchen, dass größere Einflussfaktoren anderer Art außerhalb des Pflanzenschutzes wenig beachtet werden, während der Pflanzenschutz in unangemessenem Umfang in der Kritik steht. Aber daran sind wir ja schon

seit langem gewöhnt. Das Wort Pestizide eignet sich nun einmal in besonderer Weise für Schlagzeilen, und über die daraus sich ergebenden Ungerechtigkeiten wollen wir auch nicht mehr klagen. Ändern können wir es ganz offensichtlich doch nicht. Und, wenn dort mit Pflanzenschutz wirklich ein Problem ist, muss es gelöst werden, auch, wenn andere quantitativ größere Probleme womöglich ungelöst bleiben. Die Landwirtschaft ist jedenfalls entschlossen, ihren Teil dazu beizutragen.

Wo wir bei Übertreibungen und Messen mit zweierlei Maß sind, in einem Punkt besteht noch besonderer Aufklärungsbedarf. Der Industrieverband Agrar (IVA) hat es in seiner jüngsten Auseinandersetzung mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) deutlich gemacht. Es wird nicht nur mit aller Kraft an der Lösung gearbeitet und Erfolge sind sichtbar. Es gibt auch schon heute dort, wo die Probleme auftreten, einen sehr wichtigen qualitativen Unterschied mit Pluspunkten für den Pflanzenschutz. Während bei vielen anderen Einflussfaktoren einmal eingetretene Schäden lange oder andauernd nachwirken, sind in diesem Punkt die Zulassungsmodalitäten für Pflanzenschutzmittel deutlich strenger.

Hierzu der IVA wörtlich: Algen, Wasserflöhe und andere empfindliche Wasserorganismen können von Herbiziden und Insektiziden beeinträchtigt werden. Diese Auswirkungen auf Gewässerökosysteme werden bei der Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln gründlich untersucht. Zugelassen werden die Mittel nur, wenn feststeht, dass sich die Tier- und Pflanzenwelt nach solchen Störungen in kurzer Zeit erholt und keine bleibenden Veränderungen zu erwarten sind. Das ökologische Gleichgewicht wird also auch bei der Beeinflussung durch Pflanzenschutzmittel erhalten.