Nr. 31 vom 7. August 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Wer sich selbst als kritisch bezeichnet, sollte sich ständig daraufhin überprüfen, ob er womöglich nur kritisch gegenüber anderen ist. Beim sogenannten "Kritischen Agrarbericht" hat man immer wieder den Eindruck, dass es dort mit einer ständigen kritischen Selbstüberprüfung nicht so weit her ist. Besonders deutlich wird das daran, auf welche Weise in den zurückliegenden vier Jahren das Thema Agenda 21 behandelt worden ist.

Im "Kritischen Agrarbericht" des Jahres 1995 gab man dem Dokument von Rio sehr viel Raum. Unter der Überschrift "Nachhaltige Landwirtschaft - Wie die Bundesregierung und die Europäische Union den Geist von Rio missbrauchen" gab es dann in der Ausgabe von 1996 einen Rundumschlag. Eine der übelsten Anmerkungen sei nach-stehend zitiert: "Der Bundesregierung kommt leider das fehlende Bewusstsein über die Hintergründe und Dimensionen der Agrarfrage zu Hilfe, so dass es ihr anscheinend ohne viel Gegenwind gelingt, sogar die nachhaltige Landwirtschaft für sich zu reklamieren. Für alle, die es besser wissen, kommt diese Politik dem Missbrauch einer Hoffnung gleich."

Ähnliche Versuche, die Agenda 21 zum reinen Umweltpapier umzumogeln, gab es bei den Grünen. Dabei lag der Missbrauch eindeutig auf deren Seite. Und Ende 1996 platzte der Schwindel. Noch auf einer großen Veranstaltung im September 1996 im Kieler Landeshaus hatte der grüne Umweltminister Steenblock über die Agenda 21 gesprochen wie der Blinde über die Farbe. Über die Einzelheiten berichteten wir seinerzeit. Damals gab es zunehmend Leute, die sich der Mühe unterzogen, das 300 Seiten starke Dokument von Rio zu lesen. Die missbräuchliche Interpretation ließ sich bald angesichts der klaren anders lautenden Vereinbarungen von Rio nicht mehr aufrechterhalten. Und so fehlten denn auch maßgebliche Passagen aus der Rede des Ministers Steenblock in der späteren Dokumentation über die Kieler Veranstaltung.

Eine Verdoppelung der Weltnahrungsproduktion durch Integrierte Düngung und Integrierten

Pflanzenschutz, das war für die Ideologen im Lager der Grünen wohl zu viel. Erhaltung der biologischen Vielfalt nur als Lebensgrundlage für die Menschen u.a. als Grundlage für Gentechnologie in der Landwirtschaft, an einem solchen Dokument mussten sie einfach die Lust verlieren. Die Lust an dem Thema verlor dann auch der "Kritische Agrarbericht". In der Ausgabe des Jahres 1997 kam das Wort Agenda 21 schon nicht mehr vor, jedenfalls nicht in dem später veröffentlichten Stichwortverzeichnis. Auf der Seite 79 der Ausgabe des Jahres 1998 soll es laut Stichwortverzeichnis angeblich noch auftauchen, was aber nicht wirklich der Fall ist. Drei Seiten weiter finden wir es dann, aber nur noch in Zusammenhang mit dem Thema Welthandel. Und in der neuesten Ausgabe des Jahres 1999 sucht man im Stichwortverzeichnis den Begriff Agenda 21 wiederum ganz vergeblich.

Es wurde wieder einmal die Kritik auf die Kritik an anderen beschränkt. Etwas Selbstkritik wäre schon hilfreich gewesen, aber man zog es vor, sich geräuschlos aus dem Thema zu verabschieden. Bei einer Gruppierung, die sich so sehr den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat, ist das eigentlich schade. Jetzt schütten sie das Kind mit dem Bade aus. Haben sie die Agenda 21 womöglich immer noch nicht selbst gelesen? Damals musste man es jedenfalls annehmen. Wir empfehlen ihnen die Lektüre, denn es steht über Ökologie reichlich etwas zu lesen darin, nur eben nicht einseitig, sonder zur Abwägung mit Ökonomie und Sozialem.