Nr. 36 vom 11. September 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Seit dem 1. September 1999 - wir berichteten - gibt es bei der Mitropa im ICE, Intercity und dem EuroCity neben dem traditionellen Angebot ein monatlich wechselndes Bioland-Hauptgericht. Es ist sicherlich kein Zufall, dass dieser jüngst der Bioland-Organisation gelungene Durchbruch so kurz nach dem Datum erfolgt ist, zu dem die Ökoprüfzeichen GmbH ihre Arbeit aufgenommen hat. Zwar gibt es keinen unmittelbaren Zusammenhang; das gemeinsame Zeichen ist bei der Bahn nicht im Spiel und wird überhaupt erst zum Jahresende auf dem Markt erscheinen, weil noch einige Punkte über die Vergabebedingungen zu klären sind. Aber das Gemeinschaftswerk der AGÖL, des Deutschen Bauernverbandes, der CMA und einiger Beteiligter aus dem politischen Bereich hat mit dem Prüfzeichen ein Signal dafür gesetzt, dass es dem gesamten landwirtschaftlichen Berufsstand ernst damit ist, die Marktnische des Öko-Landbaus zu erweitern. Für Partner wie die Bahn wird dies ein wichtiges Signal gewesen sein.

Für den Deutschen Bauernverband war es dabei ebenso wie für die CMA ein wichtiges Anliegen, deutsche Produkte zu fördern. Auch den konventionell wirtschaftenden Bauern in Deutschland ist nicht damit geholfen, wenn die Nachfrage nach Ökoprodukten in Deutschland durch ausländische Anbieter befriedigt wird. Das Bemühen, das in Deutschland hergestellte Produkt allein wegen seiner klaren Herkunft immer mehr zu einem Premiumprodukt beim deutschen Verbraucher zu machen, ist ein Anliegen des ganzen bäuerlichen Berufsstandes. Dieses war ein entscheidender Leitgedanke bei der Schaffung der Voraussetzungen für ein einheitliches Prüfzeichen und es ist auch das, was das neue Biolandprojekt bei der Bahn so attraktiv macht.

Die Aktionen dieser Art sind hoffentlich auch lehrreiche Signale für diejenigen, die aus mehr oder weniger ideologischen Motiven heraus so wirklichkeitsfremde Forderungen wie die einer flächendeckenden Umstellung auf den ökologischen Landbau stellen. Die Öko-Prüfzeichen GmbH sieht als Fernziel einen Marktanteil der Ökoprodukte von 10%. Dies ist nur dann vernünftig, wenn die Marktnische entsprechend vergrößert und stabilisiert wird. Dieses vernünftig und wirksam zu erreichen hat die GmbH sich zur Aufgabe gesetzt. Wer es nur über mehr staatliche Förderung oder Überzeugungsarbeit in Richtung auf Umstellung bei den Produzenten erreichen will, erzeugt ausschließlich Preisdruck. Hauptopfer eines solchen Preisdrucks sind aber diejenigen, die ihre Betriebe bereits nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaften. Die neue Chance bei der Deutschen Bahn ist selbstverständlich auch nicht ganz ohne Wagnis. Die Bewertung der Produkte durch den Fahrgast wird nur dann das gewünschte Ergebnis bringen, wenn die Qualität auch stimmt. Bisherige Mängel bei Mitropa waren nicht Mängel des - bisher fast ausschließlich konventionell erzeugten - Rohstoffs. Das wird bei den Bioprodukten voraussichtlich ebenso sein. Bei Mitropa liegen die Mängel im System, bei dem teilweise gravierenden Personalmangel und in den Problemen einer fahrenden Küche, nicht aber bei den Rohstoffen. Alte Philosophien - wie die von der möglichst geringen Vorverarbeitung – passen da nicht. Die Qualität wird vielmehr stark davon abhängen, wie gut das Catering funktioniert. Spätestens dann nämlich, wenn es Bioland auch gelingen sollte, in Flugzeugen Fuß zu fassen, ist es mit der Zubereitung unmittelbar vor der Ausgabe an den Fahrgast bzw. Fluggast endgültig vorbei. Darüber sollte nicht nur Mitropa jetzt schon nachdenken.