Nr. 38 vom 25. September 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

In der vorigen Ausgabe des Bauernblattes hatten wir uns an dieser Stelle mit den unseligen Äußerungen von Minister Steenblock auf der 25-Jahr Feier der NABU-Ortsgruppe Elmshorn auseinandergesetzt. Die Umweltverbände trügen ein großes Stück dazu bei, das "Produkt Natur" für die Erholung des Menschen zu erhalten und vorzuhalten, so der Minister. Und, als wenn es die Land- und Forstwirtschaft mit ihren Beiträgen für die Erhaltung der Kulturlandschaft, z.B. der Knicklandschaft, nicht gibt, hieß es dann an die Adresse des Jubilars: "Sie sind dabei die einzige in diesem Bereich tätige Gruppe in dieser Gesellschaft, die diese Arbeit unentgeltlich und ohne unmittelbaren eigenen Nutzen und Vorteil leistet." Man könnte in Fortsetzung der vorigen Ausgabe die Beispiele von Beiträgen aus der Land- und Forstwirtschaft unendlich fortsetzen. Hier nur eine bezeichnende Begebenheit aus der jüngsten Zeit: In Eiderstedt ging es in einer Versammlung kürzlich um die Ausweisung von Gebieten für Natura 2000 und speziell um die Trauerseeschwalbe. Die Vertreter des Ministeriums berichteten darüber, dass an anderen Stellen die Schwalbe nicht mehr zu finden sei. Als sie dabei den Hauke-Haien-Koog erwähnten, in dem die Vögel wegen der u.a. aus Naturschutzgründen zugelassenen Sukzession verschwunden seien, ging ein Raunen durch die Versammlung. Lobende Erwähnung fand der Bestand an Trauerseeschwalben im westlichen Eider- stedt. Dieser Bestand wurde auch als einer der wichtigsten Gründe für die Natura 2000-

Pläne des Kieler Umweltministeriums in dieser Region bezeichnet. Das veranlasste den Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Husum-Eiderstedt, Jann A. Dircks, zu der Bemerkung: "Es wäre passend gewesen, uns für dieses positive Ergebnis unseres Verhaltens einen Blumenstrauß mitzubringen, anstatt uns weitere Reglementierungen überzustülpen." Aber wie sollten die Mitarbeiter von Steenblock auf die Idee kommen, zur Versammlung nach Tetenbüll einen Blumenstrauß mitzunehmen, wenn für ihren Minister die Umweltverbände die einzige Gruppe in dieser Gesellschaft tätige Gruppe sind, die . . .?

Die Eiderstedter haben einen Alternativvorschlag gemacht. Das Ministerium solle auf die Ausweisung eines Gebietes nach Natura 2000 verzichten und zusammen mit den Bauern ein geeignetes Trauerseeschwalben –Schutzkonzept für ganz Eiderstedt erarbeiten ohne jeden Zwang. Die Eiderstedter haben mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Erhaltung der Trauerseeschwalbe ein Erfolg ehrenamtlicher Arbeit aus ihren Reihen sei und Zwang und Reglementierung diese Arbeit gefährden könnten.

Hier muss der Minister über seinen Schatten springen. Hört man seine Worte aus Elmshorn, kann man skeptisch sein. Skeptisch muss man allein schon sein, weil der Minister ohne zwingende Gründe für die Stellungnahmen der von den Natura 2000-Vorschlägen Betroffenen eine viel zu kurze Frist zum 15. September gesetzt hat. Für unsere Bauern z.B. war es genau die Erntezeit. Andere Bundesländer waren da großzügiger. In Kiel wird mit einer Klage der EU-Kommission argumentiert, aus der sich der Fristendruck angeblich ergibt. Tatsächlich ist Schleswig-Holstein von dieser Klage nicht erkennbar betroffen, soweit es um die Einhaltung von Fristen geht. Die betroffenen fünf Bundesländer - drei im Osten, zwei im Westen - werden einzeln benannt, Schleswig-Holstein ist nicht dabei. Gerügt hat die Kommission aber auch, dass mit der ersten Tranche keine Kostenschätzungen eingereicht wurden. Und hier ist Schleswig-Holstein zusammen mit anderen tatsächlich gemeint. Auch die Betroffenen vor Ort wüssten übrigens gerne etwas über die erwarteten Kosten, bisher liegen Kostenschätzungen weder bei der ersten noch bei der zweiten Tranche vor. In diesem Punkt scheint das Umweltministerium vor der Klage der Kommission merkwürdigerweise keine Angst zu haben. Oder wurde die Klageschrift in Kiel nicht gründlich gelesen?