Nr. 40 vom 9. Oktober 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Die längst überholte These von der in Deutschland angeblich zunehmenden Belastung der Umwelt mit Agrochemikalien wurde wieder hervorgeholt. In einem Papier der Bundespartei der Grünen vom August, dessen Ziel eigentlich die Überwindung des Konfliktes Landwirtschaft - Naturschutz sein soll, liest sich diese unzutreffende Feststellung für Landwirte als Provokation. Düngung und Pflanzenschutz sind in Deutschland mengenmäßig in den zurückliegenden Jahren bei steigenden Erträgen immer mehr reduziert worden. Wie kann man da von einer zunehmenden Belastung sprechen? Das Papier wird allein deshalb sein Ziel verfehlen. Vielleicht geht es auch gar nicht um den Konflikt Landwirtschaft - Naturschutz, sondern um nicht mehr als die Unbelehrbarkeit der Grünen.

Der Konflikt Landwirtschaft – Naturschutz ist zum großen Teil ein Scheinkonflikt, herbeigeredet durch falsche Anschuldigungen. An einer Stelle sieht es in dem Papier der Grünen so aus, als wenn sie sich bessern wollen. Sie gestehen ein, dass sie bisher zu sehr auf Konfrontation und zu wenig auf Kooperation gesetzt habe und an einer Stelle schildern sie ihre bisherigen Fehler mit einer solchen Offenheit, dass man sich die Augen reibt: "Die alte Umweltpolitik lebte vom Umweltskandal, von der daraus entstehenden Konfrontation, vom ,Vorführen’ der Guten und der Bösen in der Öffentlichkeit. Sie setzte auf den Staat, der, wenn Bürger und ,Umweltbewegung’ ihn am Ende dazu zwangen, das Gute per Verordnung von oben durchsetzte. Dass die Medien so ausführlich berichteten, lag an dieser Form der Themenstellung selbst."

Wohlgemerkt, das war ein Zitat aus einem Papier der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Interessant ist allein schon, welche Wörter in Anführungszeichen gesetzt werden und welche nicht. Allein darüber lohnt es sich, ein wenig nachzudenken, bei der "Umweltbewegung" ja, bei Guten und Bösen z.B. nein. Schade bleibt, dass sie gegenüber der Landwirtschaft gleichwohl die Taktik der falschen Anschuldigungen fortsetzen. Vielleicht versprechen sie sich so oder so keine Wähler aus der Landwirtschaft. Wie rücksichtslos z.B. Minister Steenblock den Gegensatz zur Landwirtschaft benutzt, um sich bei anderen Verbänden zu profilieren, konnten wir in einer der vorigen Ausgaben an dieser Stelle deutlich machen.

In einigen wichtigen Fragen haben wir ihnen an Hand klarer Fakten wiederholt zeigen können, dass sie schlicht Irrtümern hinterherlaufen. So tischen sie in dem Papier vom August wieder das alte Märchen auf, mit einer Ökologisierung der Landbewirtschaftung könnte die Zahl der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft verdoppelt werden. Dass dies grober Unfug ist, zeigt ein flüchtiger Blick in den Agrarbericht der Bundesregierung. Da lesen wir, dass z.B. die Betriebe des Ökologischen Landbaus 1,85 AK bei 56,95 ha haben und die konventionellen Haupterwerbsbetriebe 1,70 AK bei 49,37 ha. Die konventionellen Betriebe haben bezogen auf 100 ha also sogar mehr Arbeitskräfte, was u.a. dadurch zu erklären ist, dass sie fast doppelt soviel Vieh halten. Wie schwer es ist, Arbeitslose für Handarbeit in der Landwirtschaft zu begeistern, scheint den Grünen auch nicht geläufig zu sein. Am Rande interessant ist, dass in dem grünen Papier, in dem immer wieder von Nachhaltigkeit etc. die Rede ist, die Agenda 21 nicht erwähnt wird. Der Beschluss, den 1992 178 Staaten zur nachhaltigen Nutzung im 21. Jahrhundert fassten, scheint den Grünen nicht zu passen. Es wird daran liegen, dass ihr Verständnis von Nachhaltigkeit mit dem der Agenda 21 nicht kompatibel ist. Die Instrumente der Agenda (u.a. integrierte Düngung, integrierter Pflanzenschutz und Gentechnologie) sind für die Grünen wohl weiterhin Teufelszeug.