Nr. 50 vom 18. Dezember 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Es ist immer problematisch, ein Umfrageergebnis auszuwerten, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob die vorliegenden Antworten wirklich von einem repräsentativen Querschnitt der Befragten stammen, wenn nämlich nur ein Teil von ihnen eine Antwort abgab. Unlängst hatten wir dies am Beispiel der verloren gegangenen Geldbörsen erläutert. Eine Zeitschrift hatte ihre Leser gebeten, mitzuteilen, ob sie schon einmal ihre Geldbörse verloren hatten und ob sie sie zurück erhalten hatten. 80% der Antwortgeber hatten sie zurück erhalten. Seriöser gemachte Umfragen haben aber immer wieder ergeben, dass die meisten verlorenen Portemonnaies eben nicht zu ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück kehren. Die Leute, die das gute Stück endgültig los waren, hatten auf die Anfrage der Zeitschrift kaum geantwortet, und so kam das falsche Umfrageergebnis zustande.

Entsprechend vorsichtig muss man bei einer Befragung der österreichischen Biobauern danach sein, ob sie bei einem Auslaufen des derzeitigen Förderprogramms ÖPUL den Ökolandbau wieder aufgeben wollen. 1500 Betriebe hatte die Wiener Universität befragt, erhielt aber nur 614 Fragebögen zurück. Nun kann es durchaus sein, dass von den 886 Betrieben, die nicht geantwortet haben, mehr dabei bleiben wollen oder auch mehr ausscheiden wollen; beides ist möglich. Die Zahl derer, die dabei bleiben wollen, lag bei 64,7 %, 22,7 % wollen ausscheiden und 12,7 % wissen es noch nicht so genau. Wie gesagt, bei der Gesamtheit der Befragten können diese Zahlen auch anders aussehen. Weniger vorsichtig müssen wir allerdings bei der Angabe der Gründe derer sein, die ausscheiden wollen oder sich selbst als unentschieden bezeichnen. Hier dürfte es bei denen, die geantwortet haben und bei denen, die sicher oder vielleicht ausscheiden wollen aber nicht geantwortet haben, in etwa um die gleichen Gründe gehen. Der am meisten genannte Grund war, dass kaum höhere Preise für die erzeugten Bioprodukte erzielt werden. Nur 2,1% der Aussteiger hatten hier geantwortet: "Trifft nicht zu". Dieser Grund kommt uns bekannt vor, spielt bei uns aber keine so große Rolle, weil wir auf keinem Sektor ein so großes Überangebot haben wie die Österreicher bei Biomilch und Biofleisch. Der Ökolandbau findet bei unseren südöstlichen Nachbarn überwiegend in den Bergregionen statt, wo es praktisch nur um diese beiden Produkte geht. In den Ackerregionen Österreichs sind die Anteile an Ökolandbau kaum höher als bei uns, und dort ist auch der Anteil derer, die aufhören wollen, deutlich niedriger als in den Bergregionen. Von den jährlich erzeugten 250000 t Milch aus Biobetrieben werden nur 140000 t mit Preisaufschlägen vermarktet. Von Betrieb zu Betrieb ist dieser Anteil verschieden hoch, und dort, wo er sehr hoch ist, liegt der Fall klar.

Neun Gründe waren es insgesamt. Und auch der am zweitmeisten als voll zutreffend genannte Grund – zu teurer Futtermittelzukauf – liegt auf der gleichen Ebene wie der häufigste Grund. An dritter Stelle rangierte: Zusätzlicher Aufwand höher als Mehrerlöse. Auch dies ist eine Variante der beiden anderen Gründe eben so wie der an vierter Stelle genannte, die zu geringe Förderdifferenz zu den anderen ÖPUL-Programmen. Es folgen die Unsicherheit gegenüber den Richtlinien und der zu hohe bürokratische Aufwand. Die drei zuletzt genannten Gründe haben nicht so direkt mit dem Geld zu tun wie die meisten anderen. Die kaum zu bewältigenden Ampferprobleme wurden noch genannt, hier hatten 38,2 % keine Probleme. Bei der Frage nach einer Mehrbelastung an Arbeit antworteten 28,4 % der Aussteiger: "Trifft nicht zu" und bezüglich der baulichen Anpassung der Ställe an die Ökorichtlinien antworteten

43,5 % mit dieser Formulierung, es war der am wenigsten häufig genannte Grund. Das Fazit ist ähnlich wie bei uns, nur auf einer höheren quantitativen Ebene: Die Schlüsselfrage steckt in der besseren Erschließung des Marktes.