Deutschlands Landwirtschaft und die Agenda 21

Der Wirtschaftsbereich Landwirtschaft als Modellfall für Nachhaltigkeit

von Dr. Hans Peter Stamp

eine ähnliche Ausarbeitung zur Forstwirtschaft können Sie ebenfalls einsehen. Dazu eine Arbeit unter dem Thema "Agenda 21 als Rezept für private Initiativen".

Gliederung (die einzelnen Abschnitte können über die Sterne angeklickt werden):

1 Einleitung *

  • 1.1 Eine Standortbestimmung *

    1.2 Der Begriff der Nachhaltigkeit *

    1.2.1 Nachhaltigkeit hat in Mitteleuropa eine lange Tradition *

    1.2.2 Artenvielfalt und Nachhaltigkeit immer identisch? *

    1.2.3 Verschiedene Definitionen von Nachhaltigkeit *

  • 1.2.3.1 Agenda 21 *

    1.2.3.2 Brundtlandbericht *

    1.2.3.3 Entstanden in der Forstwirtschaft *

    1.2.3.4 Missbräuchliche Definitionen *

  • 1.3 Die übrigen Begriffe *

  • 2 Die Rolle der Landwirtschaft *

  • 2.1 Grundsätze *

    2.2 Landwirtschaft als Wirtschaftszweig *

    2.2.1 Die Verantwortung des Produzenten von Nahrungsgütern *

    2.2.2 Zuviel Reglementierung ist für Wirtschaft immer von Nachteil *

    2.2.3 Wettbewerbsnachteile sind zu vermeiden *

    2.2.4 Landwirtschaft als Arbeitsplatz *

    2.2.5 Pflege der Kulturlandschaft *

  • 3 Agenda 21 *

  • 3.1 Steenblock hatte sie nicht gelesen *

    3.2 Der Hauptansatz der Agenda 21 *

    3.2.1 Nachhaltigkeit und Verdoppelung der Erdbevölkerung *

    3.2.2 Kein Vorrang für die Ökologie vor Ökonomie und Sozialem *

    3.3 Der Aufbau der Agenda *

    3.3.1 Soziale und wirtschaftliche Dimensionen *

    3.3.2 Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung. *

  • 3.3.2.1 Verdoppelung der Nahrungsproduktion *

    3.3.2.2 Der Boden *

    3.3.2.3 Das Wasser *

    3.3.2.4 Integrierter Pflanzenschutz *

    3.3.2.5 Integrierte Düngung *

    3.3.2.6 Am Beispiel der Düngung/Gute fachliche Praxis - ein dynamischer Prozess *

    3.3.2.7 Tierhaltung *

  • 3.3.2.7.1 Der Bedarf an Nahrungsmitteln tierischer Herkunft *

    3.3.2.7.2 Die Futtergrundlage *

  • 3.3.2.8 Biologische Vielfalt *

    3.3.2.9 Gentechnologie *

    3.3.2.10 Energie *

    3.3.2.11 Schutz der Erdatmosphäre *

  • 3.3.2.11.1Klimarelevante Gase *

    3.3.2.11.2Luftverschmutzung *

  • 3.3.3 Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen *

    3.3.4 Möglichkeiten der Umsetzung *

  • 4 Gesellschaftliche Ziele und Wünsche ausserhalb der Ziele der Agenda 21 *

  • 4.1 Artenvielfalt durch Nutzungseinschränkung *

    4.2 Trinkwasserziele jenseits der Leitlinien der Agenda 21 *

    4.3 Luftreinhaltung *

    4.4 Verbraucherwünsche *

    4.4.1 Tierische Produkte *

    4.4.2 Pflanzliche Produkte *

    4.5 Tiergerechtigkeit bzw. Artgerechtigkeit *

    4.6 Gute fachliche Praxis innerhalb und ausserhalb der Ziele der Agenda 21 *

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    2. Einleitung
      1. Eine Standortbestimmung

    In der Agrarpolitik gibt es unzählige politische Fachbegriffe. Zu ihnen gehören auch etliche Begriffe aus dem Überschneidungsbereich zwischen Umweltpolitik und Agrarpolitik wie z.B.: Nachhaltige Nutzung, nachhaltige Entwicklung, ordnungsgemäße Landwirtschaft, gute fachliche Praxis etc.. Unter diesen Begriffen nehmen die Fragen der Nachhaltigkeit eine zentrale Position ein. Die übrigen Fragenkomplexe sind damit teilweise inhaltlich identisch. Das nachfolgende Papier stellt eine Standortbestimmung aus der Sicht des bäuerlichen Berufsstandes zu diesem Fragenkomplex dar. Dabei wird die Haltung zur Agenda 21 aus deutscher Sicht und im internationalen Vergleich besonders herausgearbeitet.

    Dieser Aufsatz soll dokumentieren:

     

      1. Der Begriff der Nachhaltigkeit
        1. Nachhaltigkeit hat in Mitteleuropa eine lange Tradition
        2. "In Mitteleuropa hat die Nachhaltigkeit eine lange Tradition. Bei der Wiederaufforstung der Mittelgebirge im 19. Jahrhundert folgte man diesem Prinzip ebenso wie bei der Ertragssteigerung der Agrarflächen seit etwa 1820. Die moderne, für ökologische Fragen sensibilisierte Land- und Forstwirtschaft in Deutschland bietet die Gewähr dafür, dass Nachhaltigkeit das erste Gebot bleiben wird. Hier bin ich aus guten Gründen optimistisch." Dies hat der Freiburger Biologe Prof. Dr. Hans Mohr gesagt, der für die Durchsetzung der Prinzipien einer nachhaltigen Nutzung insbesondere in den Ländern der Dritten Welt als ausgesprochener Pessimist gilt. Für die mitteleuropäische bzw. deutsche Art der Land- und Forstwirtschaft hingegen äußert er diese optimistische Einschätzung. Es ist ein besonderes Anliegen des bäuerlichen Berufsstandes dies durch das nachfolgende Papier näher zu erläutern.
        3. Artenvielfalt und Nachhaltigkeit immer identisch?
        4. Vielfach wird Nachhaltigkeit mit Artenvielfalt gleichgesetzt. Dies kann richtig sein, muss es aber nicht. Wenn Artenvielfalt beispielsweise dadurch entstanden ist, dass in früheren Jahrhunderten Raubbau an der Bodenfruchtbarleit betrieben wurde und durch die damit einhergehende Aushagerung Magerstandorte entstanden, ist das mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit kaum in Einklang zu bringen. Eine Erhaltung oder Schaffung solcher Standorte kann von der Gesellschaft als richtiges ökologisches Ziel verstanden werden, mit Nachhaltigkeit vereinbar wird sie dadurch nicht. Eine Gesellschaft kann dieses Ziel auch verfolgen, indem sie Regeln über Ordnungsmäßigkeit des Umgangs der Natürgütern aufstellt. In einem solchen Fall kann es aber durchaus sein, dass Ordnungsmäßigkeit und Nachhaltigkeit nicht mehr dasselbe sind.

          Das gleiche gilt für eine Reihe weiterer gesellschaftlicher Ziele, die in Deutschland zwar ihre Berechtigung haben, aber außerhalb der Ziele der Agenda 21 liegen oder der Nachhaltigkeit liegen können.

        5. Verschiedene Definitionen von Nachhaltigkeit
          1. Agenda 21
          2. Die Definition der Nachhaltigkeit in der Agenda 21 ist dort an vielen Stellen mit immer neuen Aspekten gegeben. Am deutlichsten wird sie in der Präambel, die unten in anderem Zusammenhang ausführlicher zitiert ist. Der Kernsatz ist: "Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten."
          3. Brundtlandbericht
          4. Mit der Definition der Agenda 21 gut vereinbar ist die Definition des Berichtes der Brundtland-Kommission "Our Common Future" 1987:

            "Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu gefährden, dass zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können".

          5. Entstanden in der Forstwirtschaft
          6. Der Begriff Nachhaltigkeit ist keineswegs neu. Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde er in der deutschen Forstwirtschaft als Antwort auf den bis dahin erfolgten Raubbau an den Wäldern entwickelt. Eine auf langfristige Ressourcenerhaltung angelegte Forstwirtschaft wurde zur rechtlichen und sozialen Norm.
          7. Missbräuchliche Definitionen

        Vielfach werden Definitionen aus der reinen Lehre des Artenschutzes auf den für die gesamte Erde und ihre Zukunft im 21. Jahrhundert anzulegenden ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbegriff übertragen. Diese Handhabung ist einseitig und damit missbräuchlich. Für die Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert spielt die biologische Vielfalt zwar eine bedeutende Rolle, sie ist aber nur ein Teil des Ganzen.

        Dasselbe gilt für die Gleichsetzung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit, wie sie gelegentlich anzutreffen ist. Für eine ganzheitliche Nachhaltigkeit sind Aspekte des Umweltschutzes zwar ebenfalls sehr wichtig. Aber auch hier ist eine Gleichsetzung einseitig und damit missbräuchlich. Umweltschutz ist zwar meist eine wichtige Voraussetzung für Nachhaltigkeit, weil Umweltzerstörung Nachhaltigkeit beeinträchtigt; Nachhaltigkeit als Gesamtkomplex geht aber über Umweltschutz weit hinaus.

      2. Die übrigen Begriffe

    Wie an mehreren Beispielen darzulegen sein wird, ist die gute fachliche Praxis ein Begriff mit dynamischem Inhalt. Die ordnungsgemäße Landwirtschaft beachtet im Einklang mit den Gesetzen die vorhandenen Rechtsgrundlagen, in welchen der Begriff gute fachliche Praxis (synonym: gute landwirtschaftliche Praxis) als handwerklich saubere Arbeit in der Landwirtschaft festgeschrieben ist. Die gute fachliche Praxis ist als dynamische Formulierung ein unbestimmter Rechtsbegriff. Solche Begriffe verschließen sich einer abschließenden allgemeinverbindlichen inhaltlichen Bestimmung (Legaldefinition), weil sie einer Vielzahl veränderlicher Größen Rechnung tragen müssten.

    Schon aus diesem Grund ist die zu beobachtende Tendenz abzulehnen, den Begriff der guten fachlichen Praxis näher zu regeln und zu kodifizieren und ihn damit zu versteinern. Diese Ablehnung lässt sich auch schon aus dem gesetzlichen Begriff "gute fachliche Praxis" ableiten. Indem der Gesetzgeber auf den Begriff der Praxis abstellt, macht er gerade deutlich, dass es ihm nicht darum geht, die Beachtung einer Summe geschriebener Regeln anzuordnen. Er ist vielmehr bereit, die vorhandene fachliche Praxis anzuerkennen, soweit sie gut ist, d.h. dem durch Wissenschaft, Beratung und praktische Anwendung gebildeten Wissens- und Praxisstand entspricht. Eine Kodifizierung in untergesetzlichen Regelwerken oder in Verwaltungsvorschriften würde dem nicht entsprechen und die notwendige Dynamik nicht bieten können.

    In der in Deutschland geführten Diskussion werden darüber hinaus Begriffe wie konventionelle, integrierte Landwirtschaft oder ökologischer Landbau verwendet. Als Bezeichnungen einzelner Produktionsrichtungen der Landwirtschaft können sie jedoch nicht zur Unterscheidung in "nachhaltig" oder "nicht nachhaltig" bzw. "gute fachliche Praxis" oder nicht etc. verwendet werden

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    2. Die Rolle der Landwirtschaft
      1. Grundsätze

    Die Deutsche Landwirtschaft bekennt sich zu folgenden Grundsätzen:

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      2. Landwirtschaft als Wirtschaftszweig
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        2. Die Verantwortung des Produzenten von Nahrungsgütern
        3. Die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft ist die Produktion von Nahrungsgütern. Die Produkte müssen von der Qualität her marktgerecht sein, das heißt: sie müssen den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher entsprechen. Für einen ökonomisch orientierten Landwirt ist die Einhaltung dieses Prinzips eine Selbstverständlichkeit. Hinzu kommt, dass in Deutschland ganz besonders strenge Bestimmungen darauf ausgerichtet sind, den Verbraucher vor schädlichen Substanzen in Nahrungsmitteln zu schützen.
        4. Zuviel Reglementierung ist für Wirtschaft immer von Nachteil
        5. Die Verantwortung für die von ihnen genutzten Natürgüter wird von den Bauern gerne und selbstverständlich wahrgenommen. Die in Deutschland vorliegende hohe Regelungsdichte im Ordnungsrecht hierzu ist weitgehend entbehrlich. Das ergibt sich allein schon daraus, dass es kaum irgendwo eine so deutliche Parallelität zwischen den ökonomischen und den ökologischen Zielen gibt, wie in der Landwirtschaft. So wurden große Teile der beachtlichen Erfolge bei der Reduzierung des Düngemitteleinsatzes erreicht, bevor das Düngemittelrecht z.B. durch die Düngeverordnung detaillierter geregelt wurde.
        6. Wettbewerbsnachteile sind zu vermeiden
        7. Wettbewerbsnachteile, die die Verfolgung der ökonomischen Ziele unserer Bauern behindern, sind zu vermeiden. Wenn Ziele, die die Gesellschaft höher einstuft als die Wettbewerbskraft der deutschen Bauern, verfolgt werden, sind die Wettbewerbsnachteile entsprechend auszugleichen. Das gilt insbesondere für die Folgen aus internationalen Vereinbarungen, die zu den Rahmenbedingungen der Produktion bei uns nicht passen. Wenn bei uns z.B. die Kleinräumigkeit der Landschaft als gesellschaftliches Ziel bestehen bleibt, können Preisstrukturen, die den Kostenbedingungen von Großraumlandwirtschaften wie z.B. in den USA entsprechen, nicht ohne Einkommensausgleich akzeptiert werden.
        8. Landwirtschaft als Arbeitsplatz
        9. In den zurückliegenden 40 Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von über zwei Millionen auf etwa 500000 mit gut 800000 Arbeitsplätzen zurückgegangen. Hinzu kommen die Arbeitsplätze in der Ernährungswirtschaft. Nach dem Agrarbericht arbeiten weitere 3,3 Millionen Menschen in den der Landbewirtschaftung vor- und nachgelagerten Bereichen.
        10. Pflege der Kulturlandschaft

    Deutlicher noch als durch die Zahlen der Erwerbstätigen wird die strukturelle Bedeutung der Landwirtschaft durch die Flächenanteile. In Deutschland sind es 17% bei der Weidefläche, 38% bei der Ackerfläche, 29% beim Wald und nur 16% der Fläche dienen nichtlandwirtschaftlichen Zwecken. 84% der Fläche Deutschlands also werden von den Land- und Forstwirten gepflegt und erhalten. Im Gesamtzusammenhang zu erwähnen, wenn auch mit einem nur kleinen Anteil von 230000 ha, sind schließlich die 9100 Betriebe der Fluss- und Seenfischerei.

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    2. Agenda 21
      1. Steenblock hatte sie nicht gelesen
      2. Im Juni 1992 wurde in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung unter anderem die Agenda 21 verabschiedet. 178 Staaten, unter ihnen Deutschland, einigten sich auf dieses Dokument zur Umweltpolitik im 21. Jahrhundert (daher: 21). Das Wort Agenda ist lateinisch und bedeutet: "das, was wir machen müssen". Die Namensähnlichkeit mit der Agenda 2000 ist weitgehend zufällig.

        Nur wenige Menschen haben die Agenda 21 bisher sorgfältig gelesen, gleichwohl wird überall darüber geredet. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass es bei der Agenda um das Prinzip nachhaltiger Nutzungen geht. Mehr nehmen viele Menschen vom Inhalt der Agenda nicht zur Kenntnis und reflektieren dann das, was sie selbst unter Nachhaltigkeit verstehen so, als ginge es dabei um den Inhalt der Agenda.

        Anlässlich einer sogenannten Auftaktveranstaltung im Herbst 1996 in Kiel hat der schleswig-holsteinische Umweltminister Rainder Steenblock sich ausdrücklich der Bewertung des Wuppertal-Instituts in der dortigen Studie "zukunftsfähiges Deutschland" angeschlossen. In der Studie wird zur Erfüllung des Postulats der Nachhaltigkeit eine flächendeckende Umstellung auf den ökologischen Landbau bis zum Jahre 2010 gefordert. In dem später erschienenen Tagungsband fielen die Anmerkungen Steenblocks größtenteils dem Kürzungsstift zum Opfer. Die zu dieser Frage immer wieder zitierte Wuppertalstudie erwähnt übrigens die Agenda 21 überhaupt nicht. Es findet sich zwar der eine oder andere Hinweis auf die Konferenzen von Rio, aber keine konkreten Hinweise auf das Agendadokument. Dies hätte diejenigen, die sich unter Umgehung der Lektüre der Agenda selbst der Thesen des Wuppertal-Instituts bedient haben, eigentlich stutzig machen müssen. Und was den ökologischen Landbau anbelangt, die Agenda 21 enthält nicht einmal das Wort "ökologischer Landbau". Die Rezepte zur Landwirtschaft sind: integrierte Düngung, integrierter Pflanzenschutz, Bodenschutz, Anwendung der Gentechnologie etc. etc..

      3. Der Hauptansatz der Agenda 21
      4. "Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir erleben eine zunehmende Ungleichheit zwischen Völkern und innerhalb von Völkern, eine immer größere Armut, immer mehr Hunger, Krankheit und Analphabetentum sowie eine fortschreitende Schädigung der Ökosysteme von denen unser Wohlergehen abhängt. Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten. Das vermag keine Nation allein zu erreichen, während es uns gemeinsam gelingen kann: in einer globalen Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist". Das ist der erste Absatz der Präambel der Agenda.
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        2. Nachhaltigkeit und Verdoppelung der Erdbevölkerung
        3. "Aller Voraussicht nach wird die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2020 auf über acht Milliarden gestiegen sein", heißt es an einer Stelle wörtlich. Woanders wird herausgestellt, dass die Bevölkerung der Erde sich langfristig noch einmal verdoppeln wird. Die Agenda sagt dies als Prognose und bringt wenig Hinweise darauf, dass eine solche Entwicklung etwa durch Maßnahmen der Bevölkerungskontrolle verhindert oder gesteuert werden soll. Sie befasst sich vielmehr vorrangig mit den konkreten Aufgaben, die aus dieser Prognose erwachsen.

          Die Zielsetzung ist damit aber klar: Die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme, und dies alles vor dem Hintergrund einer sich noch einmal verdoppelnden Erdbevölkerung.

          Für die Landwirtschaft erwachsen daraus ungeheure Aufgaben, denn es gilt die Nahrungsproduktion, so die Agenda 21, schon in wenigen Jahrzehnten zu verdoppeln.

        4. Kein Vorrang für die Ökologie vor Ökonomie und Sozialem

        Die Agenda 21 ist getragen von dem Dreieck Ökonomie, Ökologie und Soziales. Diese drei Elemente sind gleichrangig. Missverständnisse, die auf einen Vorrang der Ökologie hinauslaufen, gehen u.a. auf die äußere Aufmachung der deutschen Übersetzung zurück. Sie trägt nämlich über dem Titel "Agenda 21" einen scheinbaren Obertitel "Umweltpolitik". Dies ist jedoch lediglich der Name der Buchreihe, in der das Umweltministerium veröffentlicht.

      5. Der Aufbau der Agenda
      6. Die etwa 300 seitige Agenda besteht aus einer Präambel von knapp einer Seite Länge und ansonsten aus vier Teilen. Der erste dieser Teile beschreibt die
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        2. Soziale und wirtschaftliche Dimensionen
        3. "Soziale und wirtschaftliche Dimensionen", so lautet die Überschrift des ersten Teils der Agenda 21. In diesem ersten Teil finden wir die Problembeschreibung. Man beachte, dass es nicht heißt: "soziale, wirtschaftliche und ökologische Dimensionen". Schon insoweit muss es als höchst problematisch angesehen werden, wenn der Ökologie von einigen ein Vorrang vor der Ökonomie und dem Sozialen eingeräumt wird und die Agenda als fast reines Umweltpapier verstanden wird. Andererseits wird aus dem weiteren Text der Agenda deutlich, dass es durchaus auch um die ökologischen Aspekte geht, insgesamt also um einen Gleichklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Dabei muss aber klar sein, dass die beiden anderen Zielsetzungen von der Ökonomie getragen werden müssen. So gesehen ist nach der Agenda 21 die Ökonomie nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts. Dabei ist interessant zu beobachten, dass dort wo ökonomisch nicht richtig gewirtschaftet wurde, häufig auch nicht nachhaltig gewirtschaftet wurde (siehe die Misswirtschaft in Russland), was dann auch ökologisch zu unhaltbaren Zuständen führte.

          Der soziale Aspekt ist im wesentlichen auf die Länder der Dritten Welt bezogen. In erster Linie geht es dabei um den Aspekt, dass im weltweiten Maßstab nachhaltiges Wirtschaften durch Armut behindert wird. Diese Armut zu überwinden, ist eine wichtige Aufgabe, an der die entwickelten Länder maßgeblich mitzuarbeiten haben.

        4. Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung.
        5. Der zweite Teil nimmt vom gesamten Inhalt mehr als die Hälfte ein und hat die bezeichnende Überschrift "Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung".

          Hauptinhalt der Agenda ist also ganz offenbar die Entwicklung, und wenn es um die Erhaltung von Ressourcen geht, steht deren Bewirtschaftung im Vordergrund.

          1. Verdoppelung der Nahrungsproduktion
          2. Schon in wenigen Jahrzehnten muss die Nahrungsproduktion verdoppelt werden.

            Es trifft zwar zu, dass der gegenwärtige Hunger auf der Erde sich durch eine bessere Verteilung zu großen Teilen bekämpfen ließe, denn der Hunger findet gegenwärtig vorwiegend dort statt, wo unsichere politische Verhältnisse vorliegen und es an einer geeigneten Infrastruktur fehlt. Diese Erkenntnis hat jedoch nichts mit der Aufgabe zu tun, eine sich im 21. Jahrhundert noch einmal verdoppelnde Erdbevölkerung zu ernähren.

            Sollte es beispielsweise gelingen durch eine Befriedung den Hunger im Sudan zu bekämpfen, wäre der Milliarde Menschen, die in wenigen Jahrzehnten allein in Südostasien mehr leben werden als heute, nicht geholfen.

            Die Agenda 21 widmet dieser Aufgabe breitesten Raum und bietet einen Katalog von Maßnahmen, der nachfolgend als Vergleich zwischen den Verhältnissen bei uns und auf der gesamten Erde auszugsweise erörtert wird.

          3. Der Boden
          4. Die Agenda 21 fordert die Intensivierung der Bodennutzung auf den gegenwärtig genutzten Böden, u.a. um eine Ausdehnung der Bodennutzung auf marginale Standorte zu vermeiden. Eine wichtige Voraussetzung für die erwünschte Steigerung der Erträge ist die Erhaltung bzw. Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Für die Entwicklungsländer zeichnet die Agenda in dieser Hinsicht ein düsteres Bild. "Versuche, die Bodendegradation vor allem in den Entwicklungsländern in den Griff zu bekommen, haben sich bisher als wenig erfolgreich erwiesen." So heißt es wörtlich.

            In Deutschland spielt die Bodenerosion eine vergleichsweise geringe Rolle. Jedenfalls zeigen die nach wie vor deutlich steigenden Erträge, dass die Bodenfruchtbarkeit bei uns zunehmend ist, zumal der Aufwand ertragssteigernder Mittel in den letzten Jahren permanent zurückgeführt werden konnte. Erosion lässt sich nie ganz vermeiden, unter unseren Bedingungen sind jedoch die abgetragenen Mengen gering. Sie liegen - zum Vergleich - weit unter dem, was bei der Rübenernte als "Schmutz" ein normaler Vorgang ist. Hinzu kommt, dass insbesondere die Abträge durch Winderosion per Saldo sehr gering sind, da die abgetragenen Bodenpartikel meist auf benachbarten Feldern wieder abgelagert werden.

            Erosionshemmend wirken ackerbauliche Maßnahmen, die die Stabilität des Bodengefüges fördern (reduzierte Bearbeitungsintensität, Versorgung mit organischer Substanz) und Fruchtfolgemaßnahmen, die eine gleichmäßige Bodenbedeckung durch Pflanzen, vor allem im Winterhalbjahr, gewährleisten. Dort, wo die Erosionsgefahr besonders groß ist, sind hohe Grünlandanteile von besonderem Vorteil. Das gilt für besonders hängiges Gelände wegen der Gefahr der Wassererosion und für leichte Böden in Regionen mit starker Windneigung. Positive Beispiele sind hierzu die hohen Grünlandanteile wie im Allgäu oder auf den leichten Böden des Einzugsbereichs der Seewinde in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

            Die Bodenbearbeitung dient der Sicherung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit und des Pflanzenwachstums. Sie dient auch ebenso wie das Fruchtfolgewesen der Bekämpfung von konkurrierenden Ackerwildpflanzen, Krankheitserregern und Schädlingen. Gerade im Wechselspiel zwischen Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz wird in besonderer Weise deutlich, dass die gute fachliche Praxis ständig fortentwickelt wird und die permanente Umsetzung von einzelfallbezogener Umsetzung von Forschung und Entwicklung in die Praxis darstellt.

          5. Das Wasser
          6. Die Wasserversorgung wird weltweit zunehmend zu einem mindestens ebenso kritischen Punkt wie die Versorgung mit Nahrungsgütern. Die Entnahme von Wasser ist seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mehr als doppelt so schnell gewachsen wie die Weltbevölkerung. Dabei spielt der auf die Landwirtschaft entfallende Teil mit 70% des gesamten Verbrauchs die größte Rolle. Quantitativ ist der Anteil des Trinkwassers gemessen daran relativ gering. Beim Trinkwasser steht der qualitative Aspekt im Vordergrund, wobei das Qualitätsziel der Agenda 21 eher bescheiden ist, indem nur "hygienisch einwandfrei" gefordert wird. Die Agenda 21 gibt Auskunft darüber, dass in den Entwicklungsländern 80 Prozent aller Krankheiten und mehr als ein Drittel aller Todesfälle auf den Genuss verseuchten Wassers zurückzuführen sind. Das bescheiden anmutende Qualitätsziel der Agenda ist also offenbar weit von seiner Erfüllung entfernt. (Über die weit darüber hinaus gehenden Ziele bei uns siehe unten)
          7. Integrierter Pflanzenschutz
          8. Das Hauptanliegen der Agenda 21 zum Pflanzenschutz ist im Hinblick auf die notwendige Steigerung der Nahrungsproduktion die Bekämpfung der weltweit festzustellenden Ernteschäden durch Schadorganismen. Die Agenda nennt Schäden, die zwischen 25 und 50% liegen. Das Konzept hierzu ist in der Agenda u.a. wie folgt formuliert:

            "Ein integrierter Pflanzenschutz, der die biologische Bekämpfung, Wirtspflanzenresistenz und angepasste Anbaupraktiken miteinander verknüpft und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduziert, ist die optimale Lösung für die Zukunft, da er die Erträge sichert, die Kosten senkt, umweltverträglich ist und zur Nachhaltigkeit der Landwirtschaft beiträgt."

            In Deutschland sind Forschung und Entwicklung ebenso wie zunehmend die landwirtschaftliche Praxis auf den integrierten Pflanzenschutz ausgerichtet. Wir haben in dieser Hinsicht auch beachtliche Erfolge vorzuweisen. So liegen die aktuellen Aufwandmengen im chemischen Pflanzenschutz etwa dort, wo vor 10 Jahren die alten Bundesländer allein lagen, und dies bei deutlich gestiegenen Erträgen. Dies ist auch deutlich erkennbar der Grundwasserqualität zugute gekommen.

            Das Trinkwasserziel der Agenda 21 ist allerdings so bescheiden, dass danach in Deutschland in dieser Hinsicht überhaupt kein Handlungsbedarf wäre. Die Agenda fordert 40 Liter hygienisch einwandfreien Trinkwassers pro Kopf, ein Ziel, das bei uns längst übererfüllt ist. Gleichwohl sind die deutschen Landwirte aktiv an Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Trinkwasserqualität beteiligt, darüber Näheres unter den Zielen, die außerhalb der Ziele der Agenda 21 liegen.

          9. Integrierte Düngung
          10. Das Hauptanliegen der Agenda 21 zur Düngung ist im Hinblick auf die notwendige Steigerung der Nahrungsproduktion die Bekämpfung der in weiten Bereichen der Welt zu beobachtenden Erschöpfung der Böden mit Pflanzennährstoffen. Dies ist in Deutschland kein Problem. Für uns ist aber das Handlungskonzept der Agenda zur Düngung eine gute Leitlinie, das Konzept zur integrierten Pflanzenernährung. Dabei geht es hier nicht um die Auseinandersetzung mit einer Unterversorgung, sondern die Entwicklung immer besserer Kenntnisse zur exakten Bemessung der Düngungsmengen mit dem Ziel optimaler Erträge.

            In der Praxis der deutschen Landwirtschaft hat der Einsatz dieses Optimierungskonzepts ebenfalls beachtliche Erfolge vorzuweisen. In den zurückliegenden Jahren konnte der Düngereinsatz permanent verringert werden bei steigenden Erträgen. Auch dies war und ist ein positiver Beitrag zum Gewässerschutz (hierzu Näheres siehe unten). Bei Stickstoff wird heute im Vergleich zum Anfang der 90er Jahre 25% weniger, bei Phosphat 57% weniger und bei Kali 54% weniger gedüngt.

          11. Am Beispiel der Düngung/Gute fachliche Praxis - ein dynamischer Prozess
          12. Weithin unbekannt ist in dem Zusammenhang, dass Düngeoptimierung beim Einsatz mineralischer Düngemittel im Vergleich zu organischen Düngemitteln relativ leicht zu organisieren ist. Eine besondere Bedeutung kommt deshalb dem optimalen Einsatz organischer Düngemittel zu, der fachlich schwieriger zu bewältigen ist. Gerade in diesem Bereich wird deutlich, dass der Begriff der guten fachlichen Praxis einen dynamischen Inhalt hat, der sich einer Verwirklichung durch Reglementierung weitgehend entzieht. Beispielhaft verwiesen wird auf das Problem, dass der Stickstoff in Wirtschaftsdüngern teilweise organisch gebunden ist, also teilweise nicht unmittelbar in direkt pflanzenverfügbarer Form vorliegt. Wird der Wirtschaftsdünger ausgebracht, kann zunächst nur der pflanzenverfügbare Teil verwertet werden. Je nachdem, von welcher Tierart (Schweine, Rinder etc.) und in welcher Form (Jauche, Gülle, Festmist) der Wirtschaftsdünger vorliegt, können nur zwischen 30 und 80% des gesamten Stickstoffs bei der Düngerplanung berücksichtigt werden. Andererseits ist der Stickstoff hinzuzurechnen, der aus dem Boden nachgeliefert wird. Allein aus diesen beispielhaften Aspekten wird deutlich, dass ohne landwirtschaftliche Fachkenntnis allein z.B. durch Ansehung der vorgeschriebenen Nährstoffvergleiche kein zuverlässiger Einblick in das Geschehen der guten fachlichen Praxis gewonnen werden kann. Am besten geeignet ist hier der betreffende Landwirt selbst. Neben einer soliden fachlichen Ausbildung hat er die speziellen Kenntnisse über die Beschaffenheit seiner Böden und anderer spezifischer Gegebenheiten seines Betriebes, die Außenstehende in der intensiven Form gar nicht haben können.

            Der ständigen Verbesserung der Ausbringungstechnik bei organischen Düngemitteln kommt dabei weiterhin große Bedeutung zu. Zunehmend Eingang in die Praxis finden auch neuere Erkenntnisse über die Optimierung der Futtermittel zur Vermeidung von Nährstoffüberschüssen. Das hierzu vorliegende Instrumentarium ist durch Forschung und Entwicklung gerade in jüngster Zeit wesentlich verbessert worden, und weitere Fortschritte sind zu erwarten. Auch hier haben wir es mit einem dynamischen Prozess zu tun, der sich durch starre Regelwerke nicht erfassen lässt, und den man am besten denen überlässt, die auf Grund ihrer Fachkenntnisse und der Paralellität von ökonomischem und ökologischem Erfolg am ehesten dazu berufen sind.

          13. Tierhaltung
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            2. Der Bedarf an Nahrungsmitteln tierischer Herkunft
            3. Die Ernährungssituation in vielen Ländern der Erde wird durch einen Mangel an Eiweiß und an solchen weiteren Inhaltsstoffen der Nahrung bestimmt, die überwiegend durch die Erzeugung tierischer Produkte bereit gestellt werden. In der Zeit nach den Zweiten Weltkrieg gab es auch in Deutschland eine derartige Mangelsituation. Heute haben wir zwar eine gute Selbstversorgung bei Milch und Rindfleisch, bei Schweinefleisch, bei allen Produkten aus dem Geflügelbereich sowie bei Schaf- und Ziegenfleisch sind wir jedoch auf Importe angewiesen. Diese Importe stellen zwar bei der gegenwärtigen Devisenlage unseres Landes kein volkswirtschaftliches Problem dar; an der Tatsache, dass wir in diesen Bereichen im Hinblick auf die eigene Situation unterversorgt sind, ändert das jedoch nichts.

              Die Agenda 21 stellt klar heraus, dass weltweit die Nachfrage nach tierischen Produkten in quantitativer und qualitativer Hinsicht zunehmen wird. Dabei macht sie deutlich, dass eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen dort nur geringe Spielräume für eine Mehrversorgung zulässt. Nimmt man hinzu, dass große Teile der heutigen Versorgung mit Rindfleisch von Standorten stammt, auf denen die Produktion wegen Wassermangel nicht wesentlich ausgedehnt werden kann, kommt man an der Erkenntnis nicht vorbei, dass den landwirtschaftlichen Gunststandorten bei einer sich noch einmal verdoppelnden Erdbevölkerung sehr große zusätzliche Aufgaben zuwachsen.

            4. Die Futtergrundlage

            Dabei sind die im Vergleich mit einer pflanzlichen Ernährungsweise vorkommenden Umwandlungsverluste in gewissem Umfang unvermeidbar. Dieser Umfang wird jedoch meist überschätzt. So wird u.a. bei der Produktion von Milch und Rindfleisch in großen Mengen Futter verwendet, dass für die unmittelbare Nutzung durch den Menschen ungeeignet ist und nur durch Wiederkäuer etc. genutzt werden kann. Ein ganz erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist für den Ackerbau und damit für die Erzeugung unmittelbar verdaulicher Nahrungsgüter nicht geeignet. Das können Hanglagen sein, zu große Nässe, zu große Trockenheit oder das Vorliegen zu langer Kälteperioden.

            Monogastrische Nutztiere wie z.B. Schweine werden in erheblichem Umfang mit Futtermitteln ernährt, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln als Reststoffe anfallen. So fällt der größte Teil der aus den drei Hauptlieferländern USA, Brasilien und Argentinien importierten Futtermittel in diese Kategorie. Die These, nach der Teile unserer Viehbestände "am La Plata weiden" ist zwar richtig aber auch irreführend; denn es geht dabei überwiegend um Reststoffe aus der Produktion von Speiseöl.

          14. Biologische Vielfalt
          15. Unter den 14 Kapiteln dieses Abschnittes ist u.a. das Kapitel zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu finden. Daraus und auch aus dem Inhalt des Kapitels ergibt sich, dass die Agenda 21 nicht den Schutz der Natur um ihrer selbst willen kennt, sondern als Schutz der Lebensgrundlagen des Menschen. Das Kapitel zur Erhaltung der biologischen Vielfalt ist in bezeichnender Weise zwischen dem eigentlichen "Landwirtschaftskapitel" 14 und einem uneingeschränkt positiven Kapitel zur Gentechnologie (Kapitel 16) angeordnet. Daraus und auch aus dem Text muss man entnehmen, dass biologische Vielfalt und genetische Ressourcen quasi gleichgesetzt werden.

            In der Agenda heißt es u.a.: "Die biologischen Ressourcen stellen ein Kapital dar, das ein enormes Potential für die Erzielung nachhaltiger Gewinne in sich birgt...". An anderer Stelle heißt es : "Der gegenwärtig zu verzeichnende Verlust der biologischen Vielfalt ist zum großen Teil Folge menschlichen Handelns und stellt eine ernste Bedrohung für die menschliche Entwicklung dar." Als Standort der heute noch zu schützenden Arten werden zunächst die natürlichen Ökosysteme der Wälder, der Savannen, der Gras- und Weideflächen, der Wüsten, der Tundren, der Flüsse Seen und Meere genannt. Auf ihnen, so heißt es, ist "der größte Teil der biologischen Vielfalt unserer Erde beheimatet". Zu den Feldern der Bauern und den Gärten heißt es dann, auch sie seien "als Vorratsträger enorm wichtig". Wichtig ist der globale Ansatz zur biologischen Vielfalt und die nutzungsbetonte Zielorientierung.

            Für die deutsche Landwirtschaft ist die Ausweitung auf bisher nicht genutzte Standorte, wie sie die Agenda 21 für die Zukunft vermeiden möchte, seit Jahrzehnten abgeschlossen und kein Ziel mehr. Im von ihr genutzten Bereich geht es darum, die Ziele einer nachhaltigen Nutzung mit den Zielen der Artenerhaltung zu vereinbaren. Soweit dabei das Agenda-Ziel einer Intensivierung der Landwirtschaft gleichzeitig verfolgt wird, geht es um die permanente Such nach intelligenteren Lösungen, wie sie unter den Stichworten Integrierte Düngung und Integrierter Pflanzenschutz bereits beschrieben wurden und wie sie auch im ökologischen Landbau verfolgt werden können. In den Ausführungen zur Gentechnologie werden weitere Aspekte angeführt werden.

            Dabei geht es häufig auch darum, Artenvielfalt durch eine Verringerung der Nutzungsintensität zu betreiben. Mit der Agenda 21 ist das dann zwar nicht mehr zu vereinbaren, da die Agenda sich eindeutig für die Intensivierung der Landwirtschaft auf den bisher schon genutzten Flächen ausspricht; gleichwohl gehören auch solche Programme zu den in Deutschland verbreiteten gesellschaftlichen Zielen. Die deutsche Landwirtschaft ist gerne bereit, auch an der Verwirklichung solcher Ziele mitzuwirken. Hierzu wird unten an passenderer Stelle näher eingegangen.

            In der Öffentlichkeit vielfach unbeachtet ist der Aspekt, dass Nutzungsaufgabe zum Artenrückgang führen kann. In Berggebieten und anderen benachteiligten Gebieten hat die Aufgabe der Landwirtschaft rasch eine Verbuschung und Bewaldung der Flächen zur Folge, einhergehend mit einem Verlust der größeren Artenvielfalt, wie sie Agrarflächen regelmäßig bieten. Unsere heutige Kulturlandschaft ist bedeutend artenreicher als die nacheiszeitliche Waldlandschaft.

          16. Gentechnologie
          17. Eines der herausragenden Instrumente aus dem Instrumentenkatalog der Agenda 21 ist die Gentechnologie. Auch wenn der Text der deutschen Übersetzung nur das Wort Biotechnologie verwendet, wird durch die Verweisung auf "vom Menschen vorgenommene Veränderungen der Desoxyribonukleinsäure (DNS)" deutlich, dass die Gentechnologie gemeint ist. Als erstes Ziel wird folgendes formuliert:

            "Die möglichst optimale Steigerung der Erträge pflanzenbaulicher Hauptkulturen, der Nutztiere und der in der Aquakultur verwendeten Arten durch Nutzung der kombinierten Ressourcen der modernen Biotechnologie (sprich: Gentechnologie) und die herkömmlichen Züchtungsmethoden...."

            Die weiteren Ziele sind: Verbesserung der Nährwerte, Reduzierung der Verluste bei tierischen und pflanzlichen Erzeugnissen, Steigerung des Gebrauchs integrierter Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten, Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten von Grenzstandorten (sprich: Salztoleranz, Trockenheitsresistenz, Kälteresistenz) und die Erhöhung der Effizienz der Stickstoffbindung und der Mineralstoffabsorption durch eine Symbiose höherer Pflanzen mit Mikroorganismen (sprich: Leguminoseneigenschaften bei anderen Kulturpflanzen).

            Mit dieser Zielsetzung identifiziert der Bauernverband sich ebenso wie mit der Prämisse, unter der die Agenda 21 diese Ziele nennt: "Unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass in vermehrtem Umfang angemessene Sicherheitsvorkehrungen ... getroffen werden." Die Entscheidung darüber, mit welchen Methoden gearbeitet werden soll, trifft dabei selbstverständlich jeder Landwirt, Züchter etc. in eigener Verantwortung für den eigenen Bereich.

          18. Energie
          19. Die Agenda 21 nennt unter ihren Instrumenten zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung einer sich noch einmal verdoppelnden Erdbevölkerung nicht die Nutzung der Kernenergie. Sie setzt hingegen sehr stark auf die Nutzung erneuerbarer Energiequellen mit besonderem Schwergewicht bei der energetischen Nutzung der Biomasse. Hierin liegt neben der Betonung der Notwendigkeit der Verdoppelung der Nahrungsproduktion eine weitere Erklärung für die nachdrücklichen Bekenntnisse der Agenda zur Intensivierung der Landwirtschaft.

            Die Energiepotentiale aus der Biomasse sind schon heute hoch. So ließen sich allein aus Reststoffen wie Stroh und Gülle nennenswerte Energiemengen gewinnen. Entzieht man der Gülle über Biogasanlagen Energie, erhöht sich sogar die Eignung als Düngemittel. Der gesamte Brennwert der deutschen Ernte kann mit ca. 3500 Petajoule (PJ) angesetzt werden, wovon theoretisch etwa die Hälfte nutzbar ist, was 15% des Energieverbrauchs in Deutschland entsprechen würde. Die Landwirtschaft, die einen Energieverbrauch von ca. 300 PJ hat, ist damit einer der bedeutenden Energielieferanten der Zukunft, zumal bei energieoptimierter unmittelbarer Energieproduktion durch nur auf Massenertrag ausgerichtete Produktion von z.B. Getreideganzpflanzen erhebliche Steigerungsmöglichkeiten gegeben sind.

            Gegenwärtig mangelt es noch vielfach an der Wirtschaftlichkeit derartiger Systeme. Durch eine Verbesserung der Technik sind hier Fortschritte möglich, wobei die festzustellende Tendenz der Politik, die Energiepreise allgemein anzuheben, zur Wirtschaftlichkeit der energetischen Nutzung von Biomasse beitragen wird.

          20. Schutz der Erdatmosphäre
          21. Die Agenda 21 trennt beim Thema Schutz der Erdatmosphäre in die Luftverschmutzung und den Bereich der klimarelevanten Gase.
            1. Klimarelevante Gase
            2. Bei den klimarelevanten Gasen leistet die Landwirtschaft per Saldo einen positiven Beitrag. Wenn die Agenda 21 stark auf die Nutzung regenerativer Energien setzt (s.o.) weist sie der Landwirtschaft auch zum Schutz der Erdatmosphäre eine große positive Aufgabe zu.
            3. Luftverschmutzung

          Im Bereich der Luftverschmutzung wendet die Agenda sich betont den Ballungszentren zu. Die Probleme in den ländlichen Bereichen sind vergleichsweise geringer. Diese Erkenntnis verleitet die Landwirtschaft jedoch nicht dazu, ihre möglichen Beiträge zur Lösung des Problems zu verweigern. Sie hat im Gegenteil gerade in jüngster Zeit in der Vermeidung von Ammoniakemissionen bedeutende Erfolge vorzuweisen. (Siehe hierzu auch die Ausführungen zur Düngung). Weitere Erfolge, insbesondere im Bereich der Ausbringungstechnik, sind zu erwarten.

        6. Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen
        7. Der dritte Teil wird von einer eigenen Präambel eingeleitet. Die Agenda hat also streng genommen zwei Präambeln. Der dritte Teil ist vom Umfang her der kürzeste und trägt den Titel "Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen". Dabei geht es vor allem um eine Einbindung aller gesellschaftlichen Schichten mit einer deutlichen Betonung der privaten Wirtschaft.

          Für die Landwirtschaft geht es hier in erster Linie um die Länder, in denen undemokratische Systeme, Korruption und unzureichende ökonomische und soziale Rahmenbedingungen die ländliche Entwicklung blockieren.

        8. Möglichkeiten der Umsetzung

      Der vierte Teil heißt "Möglichkeiten der Umsetzung". Er besteht aus acht der insgesamt 40 Kapitel, von denen alleine vier den Bereichen Ausbildung, Wissenschaft, Technologie gewidmet sind. Wenn Geld der Mittelpunkt der Dinge ist, ist das erste Kapitel des vierten Teils das wichtigste.

      Für die Landwirtschaft ist die Frage des Transfers von Know-how in die Entwicklungsländer von besonderer Bedeutung. Forschung und Entwicklung sind in Deutschland nicht nur für die eigenen Bauern zuständig. Das gilt auch für Möglichkeiten Know-how aus dem Bereich der landwirtschaftlichen Praxis zu transferieren, durch Praktikantenaustausch etc..

    3. Gesellschaftliche Ziele und Wünsche außerhalb der Ziele der Agenda 21
      1.  
      2. Artenvielfalt durch Nutzungseinschränkung
      3. Wie bereits dargelegt, stellt die deutsche Landwirtschaft sich den Aufgaben zur Erhaltung der Artenvielfalt, soweit sie durch die Agenda 21 gefordert ist. Sie tut dies darüber hinaus auch dort, wo es an einer Begründung durch die Agenda 21 fehlt. Die von der Agenda nicht abgedeckte Arterhaltung um den Preis der gänzlichen oder teilweisen Aufgabe des Entwicklungsziels der Agenda ist unter den ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland möglich und sollte deshalb auch betrieben werden. Der eingangs zitierte Biologe Prof. Mohr hat hierzu gesagt, aktiver Artenschutz funktioniere "in einer Überflussgesellschaft besser, als dort, wo der Mensch ums Überleben" ringe.

        Ob nun durch die Umstellung auf bestimmte besonders extensive Formen des ökologischen Landbau oder durch spezielle Extensivierungsprogramme im konventionellen Landbau, die deutsche Landwirtschaft hat auch auf diesem Sektor Vorbildliches vorzuweisen. Sie kann dies allerdings nur soweit, wie ihr ökonomische Nachteile ausgeglichen werden. Nicht von ungefähr ist die Entwicklung z.B. des ökologischen Landbaus in denjenigen Bundesländern am zögerlichsten, in denen die staatliche Förderung in der Vergangenheit am schlechtesten ausgestattet war.

      4. Trinkwasserziele jenseits der Leitlinien der Agenda 21

    Das quantitative Trinkwasserziel der Agenda 21 ist mit 40 Liter pro Kopf und Tag benannt, qualitativ geht es nur um die nach unseren Maßstäben mehr als bescheidene Forderung "hygienisch einwandfrei". Hygienisch einwandfrei ist z.B. auch das Leitungswasser in Spanien, obgleich es zu den festen Gewohnheiten deutscher Spanienurlauber gehört, das Leitungswasser nur zum Waschen zu benutzen und Trinkwasser im Supermarkt zu kaufen.

    In den meisten Entwicklungsländern ist man von dem obigen Ziel weit entfernt.

    Für Deutschland, wo die Standards und die weiteren Ziele weit höher liegen, bedeutet das, dass es auch hier um die Verfolgung von Zielen außerhalb der Ziele der Agenda 21 geht. Die Landwirtschaft ist dabei in zwei Bereichen besonders gefordert.

      1.  
      2. Luftreinhaltung
      3. Zur Luftreinhaltung gehört auch die Minimierung der Geruchsemissionen z.B. aus landwirtschaftlicher Tierhaltung. Auf diesem Sektor hat es gerade in jüngster Zeit sehr erhebliche Anstrengungen besonders im Bereich des Stallbaus und der Ausbringungstechnik für organische Düngemittel gegeben. Der Landwirtschaft ist bewusst, dass die Sensibilität der deutschen nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung in diesem Bereich ständig zugenommen hat. Sie stellt sich deshalb auch dieser Aufgabe mit Nachdruck, auch wenn die Vermeidung von Geruchsemissionen nicht zu den Zielen der Agenda 21 gehört. Das Wort Geruch kommt auf den 300 Seiten der Agenda überhaupt nicht vor, gemessen an den großen weltweiten Zukunftsproblemen geht es beim Geruch aus landwirtschaftlicher Tierhaltung um ein nachrangiges Problem.
      4. Verbraucherwünsche
      5. Die Verbraucherwünsche bei uns gehen über eine Mindestversorgung hinaus. Auch diese Wünsche zu befriedigen, gehört zu den Aufgaben unserer Bauern, auch wenn dabei der Minimalansatz der Agenda 21 verlassen wird.
        1. Tierische Produkte
        2. Einige der Aspekte, die zeitweilig in der öffentlichen Meinung als Probleme angesehen wurden, sind im übrigen durch Verbraucherwünsche überhaupt erst entstanden. So erhöhte sich bei Schweinen durch die Züchtung auf fettärmeres Fleisch zunächst deren Empfindlichkeit. Nachfolgende Zuchtprogramme haben sich dann mit der Lösung diese Problems beschäftigt und beträchtliche Erfolge vorzuweisen. So ist in Schleswig-Holstein jüngst ein landwirtschaftlicher Betrieb wegen seiner tiergerechten Schweinehaltung ausgezeichnet worden, der seine 300 Sauen (sie produzieren mehr als 6000 Ferkel jährlich) ganzjährig unter freiem Himmel hält.

          Durch gezielte Zuchtprogramme werden Qualitätsmerkmale wie z.B. Fett- und Eiweißgehalt der Milch, Marmorierung des Fleisches oder Stabilität der Eischalen entsprechend den Wünschen der Verbraucher ständig verbessert.

          Die BSE-Krise in Großbritannien hat den Anlass gegeben, eine zentrale Datenbank zur Erfassung der Rinder in Deutschland einzurichten. Sie bietet die Möglichkeit, die Tierbewegungen zu ermitteln und die Herkunft des Fleisches von der Ladentheke bis zum Landwirt zurückzuverfolgen. Die ersten BSE-Fälle in Deutschland wurden durch eine zusätzlich eingeführte Kontrolle bei älteren Schlachttieren aufgefunden. Inzwischen kann man die Aussage machen, dass Rindfleisch heute sicherer ist als je zuvor.

          Der hygienische Standard war in der deutschen Tierproduktion schon immer besonders hoch. Aus Anlass der jüngsten Fälle von Schweinepest und anderer Seuchenprobleme hat es hier zusätzliche erhebliche Anstrengungen im Bereich der Hygiene und des Transportwesens gegeben.

        3. Pflanzliche Produkte

        Wie der Ernährungsbericht des Bundesgesundheitsministeriums ausweist, ist die Qualität der Nahrungsmittel noch nie so gut gewesen wie heute. Dies ist ein Beleg dafür, dass moderne Anbaumethoden die Qualität im Sinne einer Nährwertverbesserung positiv beeinflussen und eine rückstandsfreie Rohstoffbasis für die Weiterverarbeitung in der Lebensmittelindustrie produziert wird.

        Die Gefahr von Rückständen kann heute für den Verbraucher praktisch ausgeschlossen werden. Die gute fachliche Praxis hat in diesem Bereich einen besonders hohen Stand erreicht. Außerdem gibt es in jüngster Zeit eine zunehmende Hinwendung der Landwirte zu speziellen Qualitätsmanagementsystemen, die das Vertrauen der Verbraucher zusätzlich stärken.

      6. Tiergerechtigkeit bzw. Artgerechtigkeit
      7. Wie an dem obigen Beispiel des besonders ausgezeichneten Sauenhaltungsbetriebes bereits gezeigt werden konnte, gibt es in der deutschen Landwirtschaft umfangreiche Bemühungen um eine Verbesserung der Artgerechtigkeit der Tierhaltung. Dabei verbreitet sich zunehmend der Begriff der Tiergerechtigkeit, da Artgerechtigkeit vielfach ein unrealistischer Anspruch ist. So ist es z.B. unmöglich den Pferden den ursprünglichen Lebensraum der mongolischen Steppe zu bieten. Möglich ist es jedoch, ihnen das Umfeld für die Verwirklichung ihrer wichtigsten Verhaltensmuster zu bieten.

        Die Verhaltensforschung beim Nutztier hat in den letzten Jahren erhebliche Wissenszuwächse erzielt, die die landwirtschaftliche Praxis sich zunehmend zunutze macht. Beispielsweise werden Stallneubauten für Milchkühe fast nur noch in der Form des Boxenlaufstalls, in dem die Tiere sich ganzjährig frei bewegen können, erstellt. Gerade gegenwärtig gibt es auch große Anstrengungen, die Haltung von Legehennen unter Beachtung der ökonomischen Bedingungen im Hinblick auf Tiergerechtigkeit zu verbessern. Dabei übersieht der Verbraucher aber allzu leicht, dass er es war, der die Preisniveaus und die ökonomischen Zwänge erzeugt hat.

        Der Tierschutz ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie unsere gesellschaftlichen Ziele teilweise weit über die Ziele der Agenda 21 hinausgehen. Gezeigt wurden bereits Beispiele, in denen unsere menschlichen Ansprüche sehr hoch sind. Der Tierschutzes hingegen ist ein Beispiel dafür, dass wir ein Wertesystem haben, welches im internationalen Vergleich besonders anspruchsvoll ist. Die Landwirtschaft steht sowohl zu den höheren menschlichen Ansprüchen in unserer Gesellschaft als auch zu unserem Wertesystem in vollem Umfang. Sie legt aber auch Wert darauf, dass nicht missbräuchlich Begründungen aus dem Bereich der Agenda 21 herangezogen werden.

      8. Gute fachliche Praxis innerhalb und außerhalb der Ziele der Agenda 21

    Aus den vorstehenden Beispielen wird deutlich, dass die gute fachliche Praxis nicht nur ein dynamischer Prozess ist, sondern dass sie sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ziele der Agenda 21 von Bedeutung ist.